Neuburg
Stille Fokussierung in turbulenten Zeiten

Die Fastenpredigten in der Hofkirche widmen sich heuer den Jesuiten, den Exerzitien und dem Papst

22.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr
Momente der Stille gibt es während der Fastenpredigt in der Hofkirche. −Foto: Rein

Neuburg (szs) Kein Handy, keine Termine, kein Zeitdruck: Stille Momente im rasanten Alltag können sogenannte Exerzitien bieten.

Stadtpfarrer Herbert Kohler sieht in diesen Phasen der Rückbesinnung auf sich selbst einen wichtigen Ausgleich zur hektischen Moderne. Die diesjährigen Fastenpredigten widmen sich auch deshalb den Exerzitien und deren Vordenker Ignatius von Loyola, dessen Jesuiten-Orden - und der Unterstützung für dessen prominentesten Vertreter: Papst Franziskus.

Ein großes Jubiläum liegt der Themenauswahl zu Grunde: "400 Jahre jesuitischer Geist in Neuburg", berichtet Stadtpfarrer Kohler. Nach der Reformation, die im vergangenen Jahr Thema der Predigten war, folgte die Gegenreformation unter Wolfgang Wilhelm - und der holte die Jesuiten nach Neuburg. Und wenn heuer zur Kirchweih im Oktober 400 Jahre Hofkirche gefeiert wird, dann wird wieder in Erinnerung gerufen, dass die Jesuiten mitgewirkt haben, aus dem protestantisch begonnenen Trutz- einen katholischen Prachtbau zu schaffen. Eben dort werden die Predigten zu hören sein.

"Ohne die Exerzitien wäre ich heute nicht hier."

Herbert Kohler, Stadtpfarrer

 

Am kommenden Sonntag, 25. Februar, geht es um den Gründer der Jesuiten, Ignatius von Loyola. Kohler selbst wird von dessen Vita berichten - "die sich liest wie ein Abenteuerroman". Dessen Entwicklung vom Soldaten zum Ordensgründer, vom heroischen Anführer zum geistigen Vordenker fasziniert Kohler. Und ebenso sehr dessen spirituelle Anleitung zur Selbstreflexion: die Exerzitien. "Ohne die Exerzitien wäre ich heute nicht hier", sagt Kohler, der sich einmal im Jahr etwa zehn Tage Zeit für diese Form der Rückbesinnung auf das Wesentliche nimmt. Meditation, Gebet, viel Schweigen, ehrliche Gespräche, Spaziergänge, körperliche Arbeit - und vor allem: Ruhe. Das kennzeichnet die Exerzitien, die in unterschiedlicher Form auch in Neuburg und Umgebung immer wieder angeboten werden - von den Exerzitien im Alltag bis zu mehrtägigen Einkehrphasen. "Es erfordert auch Mut, sich darauf einzulassen", sagt der Stadtpfarrer - denn nicht selten werde einem dabei bewusst, dass es an der Zeit ist, etwas in seinem Leben zu ändern. Auch am 11. März und am 18 März geht es in den Fastenpredigten um diese innere Fokussierung.

Am 4. März steht Kirchenpolitik im Fokus, wenn Pater Eberhard von Gemmingen, der ehemalige Leiter der deutschen Sektion von Radio Vatikan, über Papst Franziskus sprechen wird. Danach wollen die Gläubigen dem beliebten Pontifex Rückenwind geben, um gegen seine Kritiker zu bestehen: Nach der Predigt sollen sich auf dem Karlsplatz möglichst viele Menschen versammeln und symbolisch für ein Foto posieren. "Daumen hoch für den Papst", heißt die Aktion. Stadtpfarrer Kohler hofft, dass die Unterstützung auch in Rom registriert wird.
 

TERMINE

Die Fastenpredigten in der Neuburger Hofkirche beginnen jeweils um 17 Uhr.

 

25. Februar: "Ignatius von Loyola". Über den Gründer der Jesuiten berichtet Stadtpfarrer Herbert Kohler.

 

4. März: "Papst Franziskus - der Jesuit in Rom". Über sein Reformprogramm spricht Pater Eberhard von Gemmingen, ehemaliger Leiter der deutschen Sektion des Radio Vatikan.

 

11. März: "Die Unterscheidung der Geister". Über das Herzstück eines christlichen Weges und die Besinnung durch Exerzitien referiert Pater Thomas Gertler, Jesuit und geistlicher Berater.

 

18. März: "Was sind eigentlich Exertitien?" Diese Frage beantwortet Lehrerin Ingeborg von Grafenstein. | szs