Neuburg
Steiles Wachstum der Kinder- und Jugendpsychiatrie geht weiter

25 Jahre nach der Gründung steht eine weitere Vergrößerung bevor Beim Festakt spricht der neue Kliniken-Chef über den Trägerwechsel

27.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:14 Uhr

Eine Sanduhr, um die Festredner zu zügeln: Butler Lozenz (Sepp Egerer) begrüßte die zahlreichen Gäste, darunter Bezirkstagspräsident Josef Mederer (vorne rechts). - Foto: Schanz

Neuburg (szs) Vor 25 Jahren startete die Neuburger Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie mit vier Leuten - heute hat Chefärztin Dr. Astrid Passavant 120 Mitarbeiter. Tendenz steigend, denn auch die Zahlen therapiebedürftiger junger Menschen wächst.

Es gibt bereits Pläne zur Vergrößerung. Das wurde gestern beim Festakt im Ärztehaus der Kliniken St. Elisabeth deutlich.

"Wir haben derzeit 30 Betten und haben noch mal die Option auf sechs Betten mehr, wissen nur noch nicht, wo wir sie hinstellen", erklärte Passavant, die von Anfang an die KJPP aufgebaut hat und gestern auch selbst Geburtstag feierte. Da durfte sie freilich Wünsche äußern: "Für eine Präventionsstelle für Kinder psychisch- und drogenkranker Eltern suchen wir noch einen Träger", sagte sie. Schon jetzt ist das Leistungsspektrum enorm, umfasst stationäre und ambulante Therapieformen mit Hilfe von Bewegung und Kunst, Musik und Tanz, aber auch psychosoziale Begleitung, Familienberatung, bis hin zum spielerischen Umgang mit Tieren.

"Es gibt den Bedarf weiterer stationärer Betten mit größerer Ambulanz", sagte Kliniken-Geschäftsführer Günter Strobl. Die Zahl der Patienten wächst. "Es gibt eine zunehmende Sensibilisierung für psychische Krankheitsbilder und damit die Möglichkeit zur früheren und besseren Hilfe." Besteht die Gefahr der Übersensibilisierung? Das verneinte Passavant auf Nachfrage.

"Fast jedes vierte Kind in Bayern leidet unter einer psychischen Störung oder Entwicklungsstörung", sagte Johannes Hintersberger, Staatssekretär im Bayerischen Sozialministerium. Man müsse psychische Erkrankungen enttabuisieren. Vor diesem Hintergrund betonte auch Josef Mederer, als Bezirkstagspräsident sozusagen Kostenträger, die Wichtigkeit der Neuburger "Vorzeigeeinrichtung" für die Versorgung der ganzen Region. "Wer in Eichstätt, Donauwörth oder Schrobenhausen nach der besten Hilfe für Kinder und Jugendliche fragt, wird nach Neuburg geschickt", sagte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Und Landratsstellvertreter Alois Rauscher lobte: "Die Einrichtung ist die passende Antwort auf die Herausforderungen dieser Zeit."

Rauscher vermied es, über den Trägerwechsel zu sprechen - bekanntlich hatte der Landkreis den Kürzeren gezogen. Die Katholische Jugendfürsorge Augsburg übernimmt die Kliniken.

KJF-Vorstandsvorsitzender Markus Mayer sagte deshalb vor den Vertretern aus Politik und dem Sozialbereich eloquent: "Ich will es mal so sagen: Noch bin ich Gast hier." Das wird sich ab 1. Juni ändern, von da an wird das Krankenhaus von Augsburg aus gesteuert. Der Diplomökonom dankte den Elisabethinerinnen für das Vertrauen, "uns ihr Lebenswerk in die Hände zu geben", hielt sich in seiner Rede aber betont kurz.

Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte Mayer, derzeit sei die notarielle Übernahme im vollen Gange. "Erst danach gilt es zu schauen, wie kommen wir nach Neuburg, wie kommt Neuburg zu uns." Um die Möglichkeiten von Kooperationen zu prüfen, habe man externe Spezialisten aus Berlin als Berater. Über eine Zusammenarbeit der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie mit dem Haus des Josefinums in Augsburg zum Beispiel laufen bereits Gespräche auf fachlicher Ebene. "Ich gehe davon aus, wir werden ein bis zwei Jahre brauchen, um zueinander zu finden. Hauruckaktionen dienen niemandem", sagte der Vorstandsvorsitzende.