Neuburg
Stadtwerke legen eine Pause ein

Erlöse bei Gas- und Strom sinken - OB will Ausgaben bremsen - Dachständer gratis demontiert

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Eigene Blockheizkraftwerke wie hier an der Glasfabrik in Grünau stehen weiter auf der Agenda der Stadtwerke Neuburg. Die Investitionen sollen aber mittelfristig wieder sinken, damit die Verschuldung des kommunalen Betriebes nicht dramatisch anwächst. - Foto: r

Neuburg (r) Im Energiegeschäft verlieren die Neuburger Stadtwerke an Boden. Beim Erdgas sind große Kunden abgesprungen, beim Stromverkauf sinken die Gewinne. Der Kommunalbetrieb benötigt dringend höhere Netzentgelte.

"Die Margen sind massiv eingebrochen", beschreibt Oberbürgermeister Bernhard Gmehling die aktuelle Lage. Deshalb müsse jetzt bald ein höheres Netzentgelt her. Die Regulierungsbehörde habe noch nicht alle Investitionen in Neuburg berücksichtigt.

Die Stadtpolitiker berieten im Werkausschuss nichtöffentlich die aktuelle Lage der Stadtwerke. Von einer Krise könne nicht die Rede sein, so OB Bernhard Gmehling. Die Stadtwerke hätten die finanzielle Lage im Griff, aber die Höhe der Investitionen müsse jetzt zurückgeschraubt werden. Eine entsprechende Korrektur sei im Wirtschaftsplan 2018 vorgesehen. Wenn der Haushalt im Dezember verabschiedet wird, "dann werden wir bei den Investitionen eine Konsolidierungspause einlegen."

Mit den Erlösen aus dem Strom- und Gasgeschäft finanziert der Kommunalbetrieb seine laufenden Betriebe. Und die fahren starke Defizite ein: Drei Millionen Euro Betriebskosten werden heuer für Hallenbad, Freibad, Stadtbusse und Tiefgaragen erwartet. Den Mindereinnahmen beim Energieverkauf stehen enorme Investitionen zum Ausbau des Nahwärmenetzes entgegen. Noch in diesem Jahr sollen neue Motoren für die Blockheizkraftwerke im Klärwerk und im Hallenbad eingebaut werden. Zwei Millionen Euro sind dann fällig.

Bei der Regulierungsbehörde beantragt ist eine Anhebung des Netznutzungsentgeltes. Konkurrierende Versorger, die Neuburger Kunden beliefern, müssen einen Beitrag für die Benutzung der Leitungsnetze bezahlen. Je mehr die Stadtwerke in ihr Netz investieren, desto höher fällt das Entgelt aus.

Der Kommunalbetrieb ist deshalb etwa bei der Stromverkabelung 2017 auf ein neues "Modell" übergegangen. Hausbesitzer, die ihre alten Stromständer auf dem Dach loswerden wollen, müssen für die Leitungsverlegung in den Boden nichts mehr bezahlen. 33 Kunden haben diesen Service im ersten Halbjahr bereits in Anspruch genommen. Bis dato hatte jeder Eigentümer, der den Dachständer abbauen ließ - oft auch auf Anregung der Stadtwerke - rund 2000 Euro bezahlen müssen.

Entsprechend heftig fiel die Reaktion im Werkausschuss aus. Die Stadträte kritisierten das Informationsdefizit in dieser Sache und Ärger mit betroffenen Bürgern. "Warum haben wir denn bezahlen müssen", beklagte sich Eduard Lunzner, Ortssprecher von Joshofen, bei Abteilungsleiter Ernst Reng. Der erklärte die neue Regelung damit, dass die Stadtwerke ihren Netzwert steigern wollen, um letztlich mehr Netznutzungsentgelt einzunehmen. OB Bernhard Gmehling war der kostenlose Abbau von Stromständern auch nicht bekannt: "Wenn sich das jetzt herumspricht, haben wir 500 Anträge." Die meisten werden aber wohl kaum berücksichtigt, denn die Stadtwerke erledigen diese Arbeit nur "bei ausreichenden Kapazitäten". Und die sind jetzt schon ausgeschöpft.