Neuburg
Stadträte lehnen Modellversuch einstimmig ab

"Erzieherausbildung mit optimierten Praxisphasen" wäre voll zu Lasten der städtischen Kasse gewesen

06.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Die Fachakademie in Neuburg-Bittenbrunn bildet junge Sozialpädagogen und Erzieher aus. Mit einem Modellversuch will die Staatsregierung die Attraktivität steigern. Archivbild: r

Neuburg (kpf) Eine attraktivere Erzieherausbildung, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten? Das Kultusministerium hat dazu den Modellversuch „Erzieherausbildung mit optimierten Praxisphasen“ (OptiPrax) ab dem Kindergartenjahr 2016/17 ins Leben gerufen. Die Stadträte im Finanzausschuss winkten gestern Abend einstimmig ab.

Der Versuch wäre voll zu Lasten der Stadtkasse gelaufen und hätte bei drei Studierenden mindestens 136 771 Euro gekostet.

Die Fachakademie für Sozialpädagogik Neuburg hätte durchaus Interesse an dem Modellversuch gehabt. Dazu muss sie aber Kooperationsverträge schließen. Der mit der Stadt Neuburg stand gestern Abend zur Debatte. Die Kommune hätte in ihren Kindergärten in den Jahren 2016 bis 2018 jeweils mindestens drei Studierende für die dreijährige Ausbildung einstellen müssen. Das hätte neun Studierende für die gesamte Dauer des Modellversuchs bedeutet. Wünschenswert wären sogar insgesamt 15 Studierende gewesen. Pro Kopf wären dadurch Kosten in Höhe von 45 600 Euro entstanden. Die jungen Menschen wären den Kindergärten nur tage- oder blockweise zur Verfügung gestanden. Außerdem müssten sie zweimal 320 Stunden praktische Ausbildung in anderen Einrichtungen absolvieren. Die Urlaubszeiten gingen obendrein zu Lasten des praktischen Einsatzes. „Der Staat will die Kosten auf die Kommunen abwälzen“, kritisierte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU). Die Einrichtungen, so der OB, hätten auch ganz wenig von dem Modellversuch. „Das würde den finanziellen Rahmen sprengen“, bewertete auch Kämmerer Markus Häckl, der daran erinnerte, dass man sehr viel Geld in die Kindergärten gesteckt und sie durch einen entsprechenden Anstellungsschlüssel personell aufgewertet habe. „Die Teilnahme an dem Versuch ist nicht ratsam“, fand Kindergartenreferent Matthias Enghuber (CSU). „Die Erziehungskosten gehören zum Staat. Ich kann nicht dafür sein.“ Auch von SPD-Seite gab es Einwände. Ralph Bartoschek sprach sich ebenfalls gegen eine Teilnahme an OptiPrax aus. Und ohne staatliche Förderung wollte auch Doris Stöckl (CSU) nicht mitmachen. Den Ablehnungsreigen rundete CSU-Fraktionschef Alfred Hornung mit dem Hinweis ab: „Das ist keine Aufgabe der Stadt. Der Staat soll sich Gedanken machen und soll es auch finanzieren.“