Neuburg
Stadt sieht beim Asyl "Grenze erreicht"

OB Gmehling beklagt hohe Unterbringungsquote – Schulturnhalle wird wieder voll belegt

29.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Die Unterkunft für Asylsuchende besteht seit den 70er Jahren in Neuburg. Zeitweise wohnen hier bis zu 500 Flüchtlinge aus 30 Herkunftsländern. Einen neuen Containerstandort auf dem Gelände der Lassignykaserne genehmigte der Stadtrat mit deutlichem Missmut - Foto: r

Neuburg (r/szs) Seit Jahrzehnten beherbergt Neuburg die Flüchtlingsunterkunft mit 450 Asylsuchenden aus über 30 Ländern. Mit der Notaufnahme im Gymnasium erhöhte sich die Zahl auf 600.

Am Freitag ziehen neue Asylbewerber in die Turnhalle. Dazu kommt ein Containerstandort für 50 Jugendliche. Für Oberbürgermeister Bernhard Gmehling „ist irgendwann eine Grenze echt erreicht.“ Im Stadtrat ließ er deutlich seinen Unmut über weitere Zuweisungen erkennen. Die Unterbringungsquote in der Kreisstadt liege bei 1,4 Prozent. „Andere Gemeinden haben 0,4 oder 0,0 Prozent“, so der OB, deshalb fordere er vom Landratsamt eine gerechtere Verteilung.

Freilich muss auch die Staatsbehörde alle Register ziehen, um Unterkünfte auf dem Land zu akquirieren. „Kein Vorwurf gegen Landrat Roland Weigert, er steht unter Druck, wöchentlich neue Flüchtlinge unterbringen zu müssen“, so OB Gmehling.

Nachdem bald weitere junge alleinstehende Flüchtlinge kommen, „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“, schlug die Stadt das Umfeld der Gemeinschaftsunterkunft Donauwörther Straße als Standort für eine Containersiedlung vor. Sie kommt nicht auf den Parkplatz Kammerbauernhof am Landratsamt und auch nicht auf die Parkplätze an der Lassignykaserne. Der Stadtrat entschied sich für den Standort direkt auf dem Kasernengelände, und zwar im hinteren Teil in der Nähe des sogenannten Gebäudes IX. Die Fläche gehört dem Bund, die Bundesimmobilienanstalt ist einverstanden.

Die Stadt erteilt die Baugenehmigung für zwei Jahre, danach sollen die Container wieder abgezogen werden. Hans Mayr (CSU) erinnerte daran, dass die Stadt alles unternehmen wolle, um einen Hochschulcampus herzubekommen. FW-Sprecher Roland Harsch hat nichts gegen weitere Flüchtlinge einzuwenden: „Es kann auch einen positiven Effekt haben, diese jungen Menschen aufzunehmen.“ Oberbürgermeister Gmehling ist anderer Meinung: „Wenn es so weitergeht, stimme ich neuen Containern und Standorten nicht mehr zu.“

Gestern Nachmittag wurde das Landratsamt dann von der Regierung von Oberbayern informiert, dass die Notfallunterkunft in der Descartes-Turnhalle für weitere sechs Wochen benötigt wird. Am Freitag und Samstag sollen neue Flüchtlinge einziehen. „Wir gehen von Maximalkapazität mit 150 aus“, erklärte Pressesprecher Thomas Assenbrunner. Gestern Abend traf sich das Kompetenzteam um Verwaltung, BRK und THW, um Aufnahme, Registrierung und Gesundheitsscreening zu organisieren. Man habe die Infrastruktur und wisse, wie so etwas abläuft.

„Der Zustrom ist so hoch, dass jede Kapazität gebraucht wird“, so Assenbrunner. Die Turnhalle sei die einzige Option. Das als Notunterkunft vorgesehene Gebäude der Lassignykaserne sei frühestens Mitte September bezugsfertig. „Es ist sicher ein Vorteil, dass wir Ferien haben und im Descartes kein Schulbetrieb herrscht, aber wir werden auch die direkten Anwohner um Verständnis bitten müssen“, sagte der Pressesprecher.