Neuburg
Sportive Geselligkeit

Bewegte Zeiten: Neuburger Kegelverein feiert sein 60-jähriges Bestehen

02.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Foto: Gerda Enghuber

Neuburg (DK) „Luggi, Luggi Ratzeputz“ schallt es kaum in Minutenfrist durch den Raum, sicheres Indiz, dass einem der beiden Teams wieder ein besonders erfolgreicher Schub geglückt ist – der Neuburger Kegelverein feiert sein 60-jähriges Bestehen.

Die gelegentlich markerschütternde Geräuschkulisse täuscht ein wenig darüber hinweg, dass im Grunde gerade mal eine Handvoll Schlachtenbummler da ist. Aber echte Begeisterung macht auch das wett. Jeden Tag steigt diese Woche ein anderes Turnier beim Neuburger Keglerverein, im Bauch der Ostend-Turnhalle. Hier auf der städtischen Anlage hat der Verein als Pächter seit vielen Jahren seine sportliche Heimat gefunden. Hier feiert er auch sein 60-Jähriges. Sport- wie Hobbykegler sind dazu gleichermaßen eingeladen. Damit spiegelt auch die Jubiläumswoche die Vielfältigkeit dieser Sportart, die sich aus der Wirtshaus-Atmosphäre in sportive Sphären weiterentwickelte und dabei ihre ausgesprochen gesellige Seite nie gänzlich verlor. Und so liegen auch bei der modernen Stadt-Bahn Wettkampfstätte und Keglerstüberl eng beieinander.

Dass Neuburg sogar eine höchst moderne Anlage besitzt, verdanken Stadt wie Sport einem weniger glücklichen Umstand. 2009 brannte die alte Bahn aus, aber die Stadt ließ auch in der schweren Stunde ihre Kegler nicht im Stich. Und die dankten dies mit anhaltenden sportlichen Erfolgen. Andererseits stehen die zwei mit modernster Wettkampftechnik gespickten Doppelbahnen jederzeit und nach Absprache auch Freizeitspielern offen. Dies wird nicht als lästige Konkurrenz empfunden, die Auflage der Stadt wird vom Verein durchaus begrüßt, erhofft man sich davon nicht zuletzt auch eigene Verstärkung. Denn der Kegelsport – Neuburg macht da keine Ausnahme im allgemeinen Trend – erlebt derzeit nicht seine allerbeste Phase. Sportlich behaupten sich die jeweils ersten Mannschaften der Damen sogar in der Kreisliga, die Herren spielen Kreisklasse. Aber zählte der Verein einst über 100 Mitglieder, sind es heute noch 64. Darunter aber gibt’s immer wieder echte Hoffnungsträger auch: So ist der junge Nick Walter, Enkel übrigens von Vereinschef Wolfgang Thulke, schwäbischer Vizemeister. Insgesamt nehmen aktuell drei Damen- und vier Herrenmannschaften am Wettkampfbetrieb teil.

Vorbei aber die Zeiten, wo es in Neuburg gleich mehrere Kegelvereine gab. Schon die Vereinsgründung 1955 war im Grunde eine Fusion aus den Klubs Neuhof, Optimist und Liederkranz. In der Folgezeit kam es zu weiteren Zusammenschlüssen, mit ECA, Eternit und Eintracht Neuburg zum heutigen Sportkeglerverbund. Im gesellschaftlichen Renommee muss sich das Sportkegeln heute vor allem gegen das mit zehn anstatt mit neun Kegeln gespielte Bowling behaupten. Dessen Entstehungsgeschichte nimmt sich aus heutiger Sicht eher belustigend aus. Das von deutschen und holländischen Auswanderern in die Vereinigten Staaten mitgebrachte Kegeln entwickelte sich so zu einem ausgesprochenen Glücksspiel, das – als gefährlich eingestuft – 1837 von den Behörden verboten wurde. Mit der Einführung des zehnten Kegels umging man das Verbot, Bowling trat von da an (nicht nur) in den angelsächsischen Ländern seinen Siegeszug an.

Der echte Kegler wüsste jetzt auch noch zwischen Bohle und Schere als spezieller Bahnen-Form zu unterscheiden, in Neuburg spielt man die Classic-Version. Eine Besonderheit hier sind auch die sogenannten Lochkugeln, auf die viele bayerische (und auch Neuburger) Spieler schwören, die beim Rest der Nation aber absolut verpönt sind. So, so oder so: „Gut Holz“ bleibt allemal das Ziel, dem Kegler nicht nur in ihrer Jubiläumswoche mit – hörbarer – Begeisterung frönen. Für die neue Saison zeigt man sich gerüstet, freut sich nicht zuletzt über die jugendliche Verstärkung, die sich gerade in jüngster Zeit wieder einstellte.