Neuburg
Spielerisch zum Erfolg

In der AWO-Frühförderstation werden seit 33 Jahren Kinder betreut

22.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:21 Uhr

Konzentriert bei der Sache: Logopäde Markus Quenzer zeigt Lilly, wie man das „K“ ausspricht. Lillys Eltern müssen für die Therapie nichts bezahlen, die Einrichtung wird vom Bezirk Oberbayern sowie von den Krankenkassen finanziert. - Foto: Pickl

Neuburg (DK) In der AWO-Frühförderstation Neuburg werden Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensauffälligkeiten oder Behinderungen gefördert. Leiterin Yvonne Vetter und ihr Team machen die Kinder fit für die Schule.

Die kleine Lilly hat noch Probleme mit der Aussprache. Vor allem bei T und K hapert es. Bei einem Memory mit ihrem Logopäden Markus Quenzer deckt die Vierjährige das Kärtchen mit der Kasse auf, findet das Pärchen mit der Tasse, dem Topf, dem Kopf oder dem Teller. Beim nächsten Spiel kommen noch zwei Buchstaben hinzu: Mit einem langen „ffffff“ versucht Lilly, den Wind zu imitieren und macht mit kurzen „t,t,t“ den Regen nach.

Zwischen 300 und 400 Vorschulkinder mit Auffälligkeiten und Defiziten in den Bereichen Sprache, Motorik, Verhalten, Geschicklichkeit und Wahrnehmung werden von Heilpädagogen, Logopäden, Ergotherapeuten, Psychologen, Erzieher und Physiotherapeuten in Neuburg und Schrobenhausen gefördert. Auch Kinder mit Behinderungen wie dem Down-Syndrom, mit Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom oder allgemeinen Entwicklungsverzögerungen werden von den 18 Mitarbeitern betreut.

Die AWO-Frühförderstation gibt es in Neuburg bereits seit 33 Jahren. Ursprünglich war sie in der Kinderklinik angesiedelt. 1983 zog die Einrichtung in die heutigen Räume in der Adlerstraße. Wie bei Lilly werden die Kinder meist einmal pro Woche bei einem Haupttherapeuten gefördert. Das Wesentliche an der Betreuung ist jedoch die enge interdisziplinäre Arbeit, das heißt, dass unterschiedliche Berufsgruppen, also medizinisches wie auch pädagogisches Personal, in der Frühförderstation Hand in Hand arbeiten, um verschiedene Blickwinkel auf das Kind zu erhalten. Durch diese Art der Zusammenarbeit wird oft ein weiterer Therapeut in die Betreuung hinzugezogen.

Auch die Vernetzung mit den Kindergärten in der Region, mit Kinderärzten und Kliniken steht im Vordergrund. So fungieren Leiterin Vetter und ihr Team auch als Fachdienst für zwölf Kindergärten in der Region und beraten dort Erzieherinnen. Im Rahmen der Heilpädagogischen Gruppe kommen die Kinder, die in einer normalen Gruppenstärke in einem Kindergarten überfordert sind, wiederum täglich in die AWO.

Im Schnitt dauert die Förderung ein Jahr und umfasst das Alter von der Geburt bis zur Einschulung. „Je früher eine Förderung einsetzt, desto effektiver ist sie, und desto wahrscheinlicher ist es, dass später die Folgeprobleme auch nicht so groß sind. Das heißt, dass es zum Beispiel nicht zu einer Ausgrenzung kommt“, erklärt Vetter. Ganz egal, wie lange die Betreuung dauert, das Ziel ist immer das gleiche: Die Kinder sollen so weit gefördert werden, dass sie in die Regelschule eingeschult werden können. „Auf den Eltern lastet ein großer Druck, dass die Kinder in allen Bereichen die Altersnorm erfüllen, sobald es zur Einschulung kommt“, erklärt die Psychologin. Falls es mit der Regelschule nicht klappt, sucht die Frühförderung gemeinsam mit den Eltern eine entsprechende Einrichtung. Dass Lilly den Schritt zur Regelschule schafft, daran zweifelt niemand. Ihr Therapeut glaubt nicht, dass die Vierjährige noch bis zum Schuleintritt die Förderung besuchen wird, ihre kleinen Unsicherheiten bei der Aussprache werden wöchentlich besser. Da übt Lilly auch gerne noch einmal, wie der Wind macht.