Neuburg
Spezialgebiet: Reifendiebstahl

Neuburger Schöffengericht verurteilt 26-jähriges Bandenmitglied zu Gefängnisstrafe

17.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Neuburg (DK) Ein Mitglied einer professionellen und bundesweit agierenden polnischen Einbrecherbande, spezialisiert auf Reifensätze in Autohäusern, muss nach einem Urteil des Neuburger Schöffengerichts für zwei Jahre und zwei Monate ins Gefängnis. Der 26-Jährige hatte ein Geständnis abgelegt.

In Ingolstadt, Schrobenhausen und in Pressath in der Oberpfalz hatte der Täter zwischen 2015 und 2017 mit seinen Komplizen zugeschlagen, Beute mit einem Einkaufswert von mindestens 225 000 Euro erbeutet - vermutlich nur die Spitze des Eisberges. "Ich gehe von mindestens 30 Personen aus, die in wechselnder Besetzung vorgingen", berichtete ein Ermittler der Kriminalpolizei Weiden.

Die bevorzugte Beute: Reifen und Ersatzteile. Die Ziele: Autohäuser und Schrotthändler. Der Sitz der Bande: eine Stadt in Polen. Ihr Aktionsgebiet: ganz Deutschland.

"Drei oder vier von ihnen dürften Händler sein", erklärte der Polizist. Darunter wohl auch der Angeklagte, der als ausgebildeter Kfz-Mechaniker Firmenchef einer kleinen Werkstatt in Polen ist. "Die sind vom Fach", erklärte der Beamte - denn die Einbrüche zeichneten sich nicht nur durch professionelle Durchführung, sondern auch durch Sachverstand und Kenntnis der Marken aus: Die Täter nahmen nur die teuersten Teile mit.

So auch in der Nacht auf den 4. August in Ingolstadt, bei einem Autoteile-Händler in der Manchinger Straße. Der Inhaber war schon öfter Opfer von Einbrechern geworden und hatte einige Teile im Lager mit Peilsendern versehen - das wurde dem Angeklagten zum Verhängnis. "Mein Handy zeigte den Alarm des Peilsenders, als er bewegt wurde", berichtete der Händler. Als er die Polizei verständigte, war die Beute bereits auf der A9 in Richtung Berlin unterwegs. "Aufgrund mehrerer Verzögerungen haben wir es nicht mehr geschafft, in Deutschland zuzugreifen", berichtete ein Ermittler. So leisteten die polnischen Kollegen Amtshilfe, orteten den Sender in einem Firmentransporter des Angeklagten, der gerade am Steuer saß.

Die Auswertung der Funkzellendaten seines Handys zeigte, dass er sich 2015 auch in Pressath und 2016 in Schrobenhausen am Tatort befunden hatte. In der Nacht auf den 16. Januar 2016 hatte die Diebesbande dort bei einem Autohändler in der Augsburger Straße zugeschlagen. Weil der Container besonders gesichert war, hatten die Täter den Boden aufwendig aufgeschweißt, 40 Komplettreifensätze im Wert von über 100 000 Euro herausgewuchtet und in mindestens drei Sprintern abtransportiert. Der Einbruch dauerte mehrere Stunden. "Laut Videoaufzeichnung waren es mindestens vier Täter", so ein Ermittler der Schrobenhausener Polizei. Wer diese Täter sind? Dazu machte der Angeklagte keinerlei Angaben, hier laufen die Ermittlungen weiter. Gestern saß lediglich der 26-Jährige auf der Anklagebank. Über seine Verteidigerin Kamila Matthies legte er ein Geständnis ab, nachdem sich Vorsitzender Richter Christian Veh, die beiden Schöffen und Staatsanwalt Jürgen Staudt mit ihr darauf verständigt hatten, im Falle eines Geständnisses die Freiheitsstrafe auf zwei Jahre bis zwei Jahre und sechs Monate zu beschränken. So kam es dann auch.

Der Staatsanwalt forderte zwei Jahre und sechs Monate, die Verteidigerin zwei Jahre. Das Schöffengericht verurteilte den 26-Jährigen zu zwei Jahren und zwei Monaten Gefängnis. "Das Urteil ist ein Signal an jeden, der sich entschließt, frühzeitig ein Geständnis abzulegen", erklärte Richter Veh, betonte aber auch: "Es gilt der Grundsatz, dass es bei Einbrüchen keine Bewährung gibt."