Neuburg
Sexueller Übergriff auf der Damentoilette

27-Jähriger attackiert nachts in einer Diskothek 25-jährige Neuburgerin, die ihn zuvor zurückgewiesen hat – Bewährungsstrafe

04.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:35 Uhr

Neuburg (vb) Es ist die Horrorvorstellung für jede Frau: beinahe vergewaltigt zu werden. Man trifft sich mit einem Mann auf ein oder zwei Bier, unterhält sich, versteht sich gut – bis der Mann aufdringlich wird, weil er sich offenbar mehr von dem Abend versprochen hat.

So ähnlich ist es im September vergangenen Jahres passiert, als eine 25-jährige Neuburgerin und ein 27-Jähriger zunächst völlig harmonisch zu zweit im Neuburger Irish Pub zu Gast waren. Doch dann kippte die Stimmung. Am Amtsgericht Neuburg berichtete gestern ein Kellner Richterin Celina Nappenbach, was er beobachtet hatte. Drei Stunden lang sei nichts Auffälliges passiert, beim Rauchen draußen jedoch sei der 27-jährige Neuburger zudringlich und aggressiv geworden und habe die junge Frau am Arm gepackt. „Der Streit ging darum, dass er wollte, dass sie mit ihm nach Hause geht“, so der Zeuge. „Aber sie wollte nicht.“

Die 25-Jährige habe dann wütend das Lokal verlassen, während der Angeklagte da geblieben sei und am Tresen weiter Bier und Wodka getrunken habe. Zwei Stunden später trafen sich Täter und Opfer wieder. Die junge Frau war gerade in einer Diskothek am Schrannenplatz auf der menschenleeren Damentoilette, als der 27-Jährige sie unvermittelt in eine der Kabinen stieß und die Tür hinter sich schloss. Laut Anklage von Staatsanwältin Birgit Piechulla zog er seinem Opfer Leggins und Slip aus, berührte sie im Intimbereich und an der Brust. Nur weil sich die junge Frau heftig wehrte und um Hilfe rief, sei es dem Täter nicht gelungen, in sie einzudringen. Durch die lauten Schreie aufmerksam geworden, beendete der Geschäftsführer der Diskothek den sexuellen Übergriff. Der Angeklagte gestand die Tat, bestritt jedoch versucht zu haben, die junge Frau zu vergewaltigen.

Der 27-jährige Geschäftsführer erzählte als Zeuge, wie seine Freundin das Geschrei gehört und er daraufhin erst über die Trennwand geschaut und dann die Klotür eingetreten habe. Der Angeklagte habe zwar die Hose etwas heruntergelassen gehabt, die Unterhose hatte er aber noch an. Die junge Frau hingegen habe entblößt in der Toilettenecke gekauert und sei völlig fertig gewesen. An Rücken und Armen war sie verletzt, so sehr hatte sie sich gegen den Mann gewehrt. „Als ich ihn rausgezogen habe, ist der abgegangen wie ein Schnitzel“, erinnerte sich der Gastronom. „Der war total aggressiv, betrunken und hat mich beleidigt.“ Ihm ist es möglicherweise zu verdanken, dass nicht mehr passiert ist, im Anschluss an seine Aussage zeigte er sich allerdings von einer anderen Seite. Für alle Prozessbeteiligten und Beobachter völlig verständnislos echauffierte er sich darüber, dass er als Zeuge auftreten müsse und niemand für seinen Verdienstausfall aufkäme. „Ich hab’ was Besseres zu tun“, regte er sich auf. „Etwas Besseres, als bei der Aufklärung einer versuchten Vergewaltigung mitzuhelfen“, fragte Piechulla irritiert. Das alles sei schließlich nicht sein Problem, antwortete er. Richterin Nappenbach belehrte ihn über seine Zeugenpflicht und riet dem jungen Mann, sich bei der Politik zu beschweren.

Staatsanwältin Piechulla forderte abschließend eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung für den nicht vorbestraften Mann. Sie sah die Tatbestände der sexuellen Nötigung und Körperverletzung als erwiesen an. Verteidiger Stefan Roeder wies darauf hin, dass sein Mandant sich bereits frühzeitig geständig gezeigt hatte und er aufgrund der starken Alkoholisierung enthemmt reagiert habe. Er plädierte dafür, den gelernten Koch zu einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung zu verurteilen. Richterin Celina Nappenbach hielt ein Jahr und sechs Monate auf Bewährung für eine angemessene Bestrafung. Außerdem muss der Täter seinem Opfer 1200 Euro Schmerzensgeld zahlen und darf sich der Frau nicht mehr nähern. Auf das Kontaktverbot reagierte die Neuburgerin, die während des Prozesses einige Male mit den Tränen gekämpft hatte, besonders erleichtert.