Neuburg
"Sehr zeitintensiv, aber sehr gut"

Landratsamt überwacht Emissionen der Neuburger Industriebetriebe mit Argusaugen

28.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:35 Uhr

Ein Bild bei extremer Wetterlage: Wenn es in Bodennähe kälter als in höheren Luftschichten ist, drücken die Abgase der Neuburger Industrie nach unten. Die Experten des Landratsamts sehen aber nur bei tagelangem Anhalten dieser Bedingungen ein Risiko für die Bevölkerung. - Foto: privat

Neuburg (DK) Ganz ohne Schadstoffausstoß geht es nicht in Neuburgs Industriebetrieben. Dass die Unternehmen die erlaubten Grenzen nicht überschreiten, kontrolliert das Landratsamt mit Argusaugen deren Einhaltung. Beschwerden gibt es trotzdem - meist bei ungünstigen Wetterlagen.

Furcht einflößend sehen sie aus, die tiefschwarzen Abgase, die aus den Schornsteinen im Neuburger Nordosten wabern. Erst strömen sie einige Hundert Meter in den Himmel, dann drückt es den Rauch wieder hinunter. Ein typischer Fall, der bei den Bewohnern der umliegenden Ortschaften Ängste auslöst. Doch eine Erscheinung, der nur bei extremen Bedingungen und lang anhaltenden Wetterlagen zu Belastungen führen kann, wie Umweltingenieur Reinhold Krämer vom Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen betont. "Die Überwachung der dortigen Betriebe ist sehr zeitintensiv, aber auch sehr gut."

Der Fachmann kennt das Wetter, bei dem es in Neuburg problematisch werden kann - allen voran sogenannte Inversionslagen. "Dabei kehren sich die Luftschichten um, so dass es in Bodennähe viel kälter als weiter oben ist", erklärt Krämer. Die Abgase würden dann auf eine Art Deckel stoßen, der die Schadstoffe wieder nach unten drückt. "Vor allem in Tallagen ist das sehr ungünstig", erklärt Krämer zu dem Phänomen, das überwiegend im Winter zu beobachten ist. Bei Sonnenschein am Vortag und einem deutlichen Temperatursprung über Nacht zum Beispiel. Sollte dieser Zustand einige Tage andauern, ist es dem Experten zufolge kaum zu verhindern, dass die Menschen im Umfeld der Betriebe die Abgase abbekommen.

Doch auch dann können sich die Bürger noch auf die geltenden Grenzwerte verlassen, vorgegeben durch die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft, besser bekannt als TA Luft. Staub, Stickoxide, Schwefeloxide, Kohlenwasserstoffverbindungen, Phenole und vieles mehr kommt aus den Schornsteinen der Unternehmen - allerdings nur noch in minimalen Resten, wie Krämer und seine Kollegen betonen. Denn den überwiegenden Teil der Stoffe, die bei den Produktionsprozessen anfallen, halten Filteranlagen zurück. Was genau rauskommt, kontrollieren obendrein Messgeräte. Und diese zeigen: "Die TA Luft wird eingehalten."

Weniger als 20 Milligramm pro Kubikmeter sind es dann noch bei der Staubbelastung, so wie in der Anleitung festgelegt. Bei extremen Wetterlagen, so wie zuletzt im Januar, als die warmen Luftschichten die Abgase in Bodennähe drückten, lagen die Werte in Neuburg Krämer zufolge deutlich darunter. "Das waren bei den fraglichen Anlagen fünf beziehungsweise zehn Milligramm", erklärt er.

Auch die weiteren Grenzwerte sind klar definiert: Anorganische Stoffe, wie etwa Schwefeloxide und Stickstoffoxide, dürfen mit 0,35 Gramm pro Kubikmeter enthalten sein. Und bei den organischen Stoffen liegt der Grenzwert bei 50 Milligramm pro Kubikmeter.

Den Großteil dieser Stoffe und auch die meisten Anlagen kontrolliert das Landratsamt mit kontinuierlichen Messungen, also regelmäßigen Erfassungen der Daten. Bei einigen Unternehmen sind jedoch auch interne Kontrollen Usus, vor allem bei geringen Abgasströmen. Diese überprüfen die Mitarbeiter des Landratsamtes aber ebenfalls. "Vor allem bei den kritischen Bereichen messen wir immer wieder", betont Krämer. Und die für die Bürger wesentlichen Stoffe würden ohnehin kontinuierlich kontrolliert.

Mit Misstrauen gegenüber den Firmen haben diese turnusmäßigen Kontrollen jedoch nichts zu tun. Ebenso wie die Grenzwerte sind diese Maßnahmen vorgeschrieben, wie Krämer betont. Sollte sich dabei eine Überschreitung der maximal zulässigen Mengen ergeben, reagiert das Landratsamt umgehend. "Dann geht es an die Ursachenforschung, um zu sehen, wie solche Verstöße zu verhindern sind", erklärt Krämers Kollege Martin Ehrenreich. Möglichkeiten, um eine Wiederholung auszuschließen und den Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten, gibt es laut Abteilungsleiterin Corinna Heinrich zur Genüge.