Neuburg
Schauspieler-Trio glänzt beim "Weibsteufel"

Aber Stück und Dramaturgie bleiben beim Gastspiel im Stadttheater Neuburg einiges schuldig

29.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

Eine Frau zwischen zwei Männern: Die Schmugglersgattin (Christine Kaufmann) weiß die Konkurrenzsituation zwischen ihrem Mann (Alexander Radszun) und dem jungen Grenzjäger (Daniel Buder) am Ende für sich zu nutzen - Foto: ahl

Neuburg (ahl) Ob sich Christine Kaufmann wirklich wohlfühlt in der Rolle der Bergschönheit, die von ihrem Mann unfreiwillig als Köder eingesetzt wird, um den jungen Grenzjäger von den Schmuggelgeschäften des Ehemanns abzulenken? Ziemlich angestaubt wirkt das Drama „Der Weibsteufel“ heute.

Gewiss, die Schauspieler sind großartig. Christine Kaufmann überzeugt vor allem, solange sie sich gegen den Auftrag ihres Mannes (Alexander Radszun) wehrt. „Was fällt dir ein – verlang das nicht von mir“, wehrt sie erschrocken ab. Doch ihr kränkelnder Gatte will noch einen einzigen großen Coup landen, um genug Geld beisammen zu haben, um aus der einsamen Berghütte herauszukommen und mitten ins Dorf zu ziehen. Nachdem er erfahren hat, dass der Kommandeur der Grenzwache einen Grenzer auf seine Frau ansetzen will und sich ausgerechnet der unbestechlichste, schärfste Grenzjäger dafür gemeldet hat, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Daniel Buder gefällt in den Konfrontationsszenen mit dem Ehemann, der zunehmend eifersüchtig reagiert, als er merkt, dass aus dem Spiel sexuelle Anziehung geworden ist. Doch den Liebesszenen zwischen der spröden Verführerin und dem jungen Mann, der zwischen Gefühl und Pflicht hin- und hergerissen wird, fehlt es an Leidenschaft und Überzeugungskraft.

So spannend und psychologisch tiefgreifend die Geschichte sein könnte – eine Frau zwischen zwei Männern liefert immer Stoff für große Dramen, ja möglicherweise sogar für weltbewegende Geschichtsschreibung – so bleibt Karl Schönherrs Drama in der Inszenierung der Theatergastspiele Fürth mehrwürdig distanziert. Was wohl schlicht am Alter der Vorlage liegen dürfte, denn Schönherr veröffentlichte den Weibsteufel anno 1914. Eine Emanzipationsgeschichte? Wohl kaum, jedenfalls nicht nach moderner Auffassung. Es mag zwar immer noch vorkommen, dass eine Frau Ehemann und Liebhaber erfolgreich aufeinander zu hetzen versteht, um am Ende als lachende Dritte dazustehen, doch das wirklich authentisch rüberzubringen, gelingt nicht einmal einer Weltklasseschauspielerin wie Kaufmann. Teilweise wirken manche Sätze, vom Autor einst sicherlich ernst gemeint, in den Ohren moderner Theaterbesucher unfreiwillig komisch. Das Drama plätschert dahin, mit guten dramaturgischen Ansätzen, vor allem nach der Pause nimmt es an Fahrt auf – was nicht zuletzt auf die handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen den Männern zurückzuführen sein dürfte. Insgesamt aber bleibt das Stück hinter seinen Möglichkeiten zurück. Vielleicht gelingt es den exzellenten Akteuren und Regisseur Thomas Rohmer ja noch, im Laufe der Tournee mehr Biss hineinzubringen in das etwas müde Spiel – schließlich war erst vor einer Woche Premiere.

Gelungen sind Maske, Kostüm und Bühnenbild, das aus weiß getünchten Brettern besteht, die sowohl die Berghütte simulieren, als auch als dunkler Wald durchgehen. Musik und der Wechsel zwischen Hell und Dunkel trennen die Szenen – passend, aber nichts Umwerfendes. Anhaltender Applaus würdigt die schauspielerische Leistung der Akteure.