Neuburg
Reise durch acht Donauländer

Carmen Rohrbach radelte allein von der Quelle bis zum Delta am Schwarzen Meer

25.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Den "blauen Fluss" hat die Schriftstellerin Carmen Rohrbach in einer langen Reise mit dem Fahrrad erkundet. Sie sprach mit Donauanliegern und traf auf beeindruckende Landschaften wie die Schlögener Schlinge in Österreich (oben). Ihr Vortrag in Neuburg war sehr stark besucht (Bild unten). - Fotos: r/C. Rohrbach

Neuburg (r) "Die Neugier ist das Wichtigste", sagt Carmen Rohrbach und davon hat die Reiseschriftstellerin eine ganze Menge. Mit 65 radelte sie allein 3000 Kilometer an der Donau entlang - von der Quelle im Schwarzwald bis zur Mündung ins Schwarze Meer.

Von ihrer anstrengenden und abenteuerlichen Reise am "blauen Fluss" erzählte die Autorin jetzt im Neuburger Bücherturm. Der Vortragssaal war überfüllt von Zuhörern, es sei wohl die erfolgreichste Lesung in der 25-jährigen Geschichte des Bücherturms gewesen, urteilt Ralph Zaffrahn, Leiter der Stadtbücherei.

Carmen Rohrbach spürte den kleinsten Quellbach im Schwarzwald auf, den Zusammenfluss von Brigach und Breg, bestaunte die Donauversickerung, stolze Reichsstädte wie Ulm und Donauwörth, machte in Neuburg und Ingolstadt Station. Regensburg fand sie besonders spannend, bevor es nach Österreich und ins ehemalige Jugoslawien weiterging.

Ein Naturpark in Kroatien sei besonders beeindruckend gewesen, "je weiter man nach Osten kommt, desto gewaltiger ist die Natur." Die breite Donau sei immer wieder massiv aufgestaut, auch am "Eisernen Tor", der berühmten Felsenenge zwischen Serbien und Rumänien. In Sulina, sozusagen am Ziel, ließ sich die deutsche Schriftstellerin mit einem Boot durch "die unendlichen Schilflandschaften des Deltas" führen.

In Neuburg, wo ihr die Stadtsilhouette und ihr Spiegelbild in der Donau besonders imponierten, zeigte sie Bilder von Blumen, Häusern und Landschaften. Besonders wichtig seien ihr die Begegnungen mit den Menschen gewesen, "mehr in den kleinen Dörfern und weniger in den vier Hauptstädten". Beim Frühstücken in kleinen Pensionen sei man sofort ins Gespräch gekommen. Carmen Rohrbach übernachtete bisweilen auch im mitgeführten Zelt. Allein als Frau auf einsamen Landstraßen? Am Anfang habe sie schon gewisse Bedenken gehabt, aber sie sei auf der Reise ausschließlich auf gastfreundliche Menschen getroffen: "Da gab es in keinem Land einen Unterschied."

Carmen Rohrbach durchquerte am Lauf der 2845 Kilometer langen Donau acht der zehn Anrainerländer, für Moldawien und die Ukraine beantragte sie kein Visum. Wie sich an der Donau die Kultur verändert und in Ländern wie Bulgarien und Rumänien "die Zeit stehen geblieben scheint", beschreibt sie in ihrem Buch "Am blauen Fluss". Die rastlose Reisende, die 1974 mit einem Freund in einem Kajak über die Ostsee aus der DDR flüchten wollte, wegen Republikflucht zwei Jahre ins Gefängnis musste und 1976 vom Westen freigekauft worden war, hat mittlerweile 14 Reisebücher von Island bis zu den Galapagosinseln geschrieben. Und die promovierte Biologin bleibt aktiv: 2017 will sie in British Columbia in Kanada überwintern.