Neuburg
Erster Versuch bekam das Prädikat "ungenießbar"

Kilian Vief hat als Seminararbeit Bier gebraut Im zweiten Anlauf entstand ein ganz passables Getränk

27.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Der 19-jährige Kilian Vief hat Geschmack am Bierbrauen gefunden. Derzeit befindet sich sein Equipment im Stadtmuseum in der Ausstellung "ProBier mal". Später will er damit weiter hobbymäßig brauen. - Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Bierbrauen ist gar nicht so schwer. Findet jedenfalls Kilian Vief aus Sehensand. Der Abiturient hat im Rahmen eines P-Seminars sein eigenes Bier gebraut. Eigentlich eher aus Verlegenheit.

"Bis ich mir überlegt hatte, welches Thema ich bearbeiten könnte, waren lauter coole Sachen schon vergeben", erzählt der 19-Jährige. Sein Cousin Christoph Vief, der in Weihenstephan Brauereiwesen studiert, brachte ihn dann auf die Idee "Brau doch dein eigenes Bier - so schwer ist das nicht". Schwer vielleicht nicht, aber akkurat zu arbeiten, das ist zwingend notwendig, wie Kilian und seine beiden Freunde erfahren mussten. Beim ersten Brauversuch zahlten sie Lehrgeld. Nicht nur, dass sie sich beim Filtern der 85 Grad heißen Maische beinahe verbrühten, sondern das Ergebnis ließ ebenfalls zu wünschen übrig. Pils hätte beim ersten Versuch herauskommen sollen. De facto entstand ein ungenießbares Gebräu - viel zu bitter. Kleine Kostproben, aber wirklich nur ganz winzige, ließ Museums-Interimsleiterin Sabine Rademacher zur Eröffnung der Ausstellung "ProBier mal" im Stadtmuseum ausschenken. Vier Flaschen hatte der Jungbrauer zur Vernissage ins Museum gebracht, weil Rademacher ihn gebeten hatte, es nicht wegzuschütten, sondern als Anschauungsobjekt mitzubringen. Vier weitere Flaschen stammten aus dem zweiten, gelungenen Brauversuch. "Das gute Bier ist weg", stellte Kilian nun fest, als er die Flaschen aus der Museumsküche abholte. Vom abschreckenden Beispiel war noch mehr als die Hälfte vorhanden. Er nahm auch das mit, "um es wegzuschütten".

In der Ausstellung bleibt sein Equipment, der "Braueimer", wie er den Brau- und Gäreimer nennt, das Bierpaddel, das meist unbenutzt blieb, weil stattdessen Großmutters Kochlöffel zu Ehren kam, das Fläschchen Jodlösung, mit dem er den Zuckergehalt der Maische gemessen hat, der Maische-Kochtopf samt Thermometer und ein Glas mit Hopfenpellets.

Gekocht wurde in Maria Stegmairs Küche, weil der Elektroherd von Kilians Großmutter robuster als das Ceranfeld seiner Mutter erschien. "Omas Herd ließ sich außerdem stufenlos regulieren, da hatte ich die Temperatur gut im Griff", erzählt der junge Mann, "Oma hat zugeschaut und gesagt, sie wolle das fertige Bier probieren." Später habe sie allerdings einen Rückzieher gemacht, nachdem sie rechtzeitig mitbekommen hatte, dass es grässlich schmeckte. Beim zweiten Versuch nahm Kilian weniger Hopfen und mehr Wasser, zudem kontrollierte er den Temperaturverlauf sorgfältig. Im Heizungskeller war die Temperatur mit 17 bis 18 Grad am konstantesten, also durfte das Bier zehn Tage lang dort vergären. Statt das Filtertuch mit schmerzenden Händen zu halten, um die 85 Grad heiße Maische zu filtrieren, hatte er sich zwischenzeitlich "ein cooles Gitter" gekauft, um das Tuch zu halten und kam so um Hitze und klebrige Hände herum. "Und ich habe früher angefangen", ergänzt er. Beim ersten Mal hatte der Brauvorgang von Freitagnachmittag bis 3 Uhr früh gedauert. Eine Hopfenkostprobe haben die drei damals vorangehen lassen - eine kleine Wette, wer am längsten Hopfenpellets im Mund behalten könne. Einen Sieger hat es nicht gegeben, alle drei waren nämlich damit beschäftigt, den "ganz fürchterlichen", bitteren Geschmack möglichst schnell wieder loszuwerden. Was sich als schwierig erwies. Dabei hatten die Pellets "richtig gut" gerochen, so dass die Hobbybrauer der Schnapsidee verfallen waren, den Hopfen auch zu kosten.

Sobald die Ausstellung beendet ist und Kilian das Equipment, das er übrigens im Internet bestellt hatte und sehr nett von dem Verkäufer beraten worden war, zurückbekommen hat, will er gelegentlich mit seinen Freunden weiter eigenes Bier brauen. Damit es wieder chillige Abende gibt, wie sie sich einige mit einem Teil der acht Liter guten Biers genehmigt haben, die im zweiten Brauversuch herausgekommen waren. Der andere Teil war ins Museum gewandert oder im Verwandtenkreis gekostet worden. "Meine Mutter fand es gut", verrät Kilian als einzigen Kommentar.