Neuburg
Raketendiebe vor Gericht

Vor 45 Jahren wurden drei Männer zu Haftstrafen verurteilt, die ins Nato-Flugplatzgelände in Zell eingebrochen hatten

06.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Foto: Michael Kraus

Neuburg (DK) Nachrichten, die genauso gut heute die Top-Schlagzeile des Tages sein könnten, Skurriles und Tragisches, Zukunftsweisendes und Politisches: ein Blick in die Vergangenheit Neuburgs.

Vor 55 Jahren

Zu einem schrecklichen Jagdunfall ist es Mitte September vor 55 Jahren gekommen, als ein Achtjähriger bei einer Rebhuhnjagd zwischen Neuburg und Heinrichsheim tödlich von einer Schrotladung getroffen wurde. Acht zweieinhalb Millimeter starke Kugeln hatten das Kind ins Herz getroffen.

Vor 45 Jahren

Verwahrungsbruch, schwerer Diebstahl, vorsätzliche Beseitigung eines Wehrmittels unter Gefährdung von Menschenleben und versuchter Landesverrat: Das warf das Oberlandesgericht Düsseldorf im September 1970 drei Männern vor, die drei Jahre zuvor vom Neuburger Nato-Flugplatz eine gefechtsklare Sidewinder-Rakete gestohlen und nach Moskau gebracht hatten. Einer der „spektakulärsten Spionageaffären der deutschen Nachkriegsgeschichte“, wie es der DK nannte, nahm damals sein juristisches Nachspiel. Der Prozess fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Nicht nur, dass alle Beteiligten sich eingehenden Leibesvisitationen unterziehen mussten, „die den Angeklagten gegenüberliegenden Fenster wurden durch Zuziehen der Vorhänge verdunkelt, um einem möglichen Attentat aus den angrenzenden Gerichtsfluren vorzubeugen“, informierte der DK seine Leser. Bereits im Vorfeld hatte es mehrere Bombendrohungen gegeben. Im Laufe der sieben Verhandlungstage hatten die Männer den Diebstahl gestanden. Als Motiv nannte Oberstaatsanwalt Siegfried Buback – der sieben Jahre später von RAF-Terroristen ermordet wurde – Geldgier. „Reine Geldgier machte sie zu willenlosen Werkzeugen der gegnerischen Geheimdienste“, zitiert ihn der DK. Für den Deal mit den Russen hatten die Männer knapp 300 000 DM erhalten. Das Gericht verurteilte schließlich zwei Täter zu Freiheitsstrafen von vier Jahren, den ehemaligen Neuburger Starfighter-Pilot, der entscheidend beim Diebstahl mitgeholfen hatte, zu drei Jahren und drei Monaten.

Vor 35 Jahren

„Zuwachs aus Zirndorf“. Diese Nachricht könnte eins zu eins dieser Tage die Hauptnachricht des Tages sein, doch stammt sie vom 16. September 1980. „Das Neuburger Asyllager wird ab sofort um 100 neue Asylanten aufgestockt“, hieß es damals im DK. Das Durchgangslager Zirndorf war maßlos überfüllt, zu den 250 in Neuburg lebenden Flüchtlingen kamen deshalb 100 weitere dazu. „Asylanten neuer Nationalitäten sollen nicht nach Neuburg kommen, um Spannungen zu vermeiden“, steht in dem Artikel geschrieben. „Das Gros dürften wie üblich Pakistani und Inder stellen.“

Die heutige Jugend ist dem Alkohol nicht abgeneigt? Vielleicht. Doch das war scheinbar niemals anders. Am 10. September 1980 berichtete der DK von einem Aufruf des Landrats Walter Asam an alle Gastwirte und Einzelhändler, an Jugendliche unter 16 Jahren entsprechend dem Gesetz keinen Alkohol abzugeben. „Angeregt wurde das Landratsamt auch durch Schulleiter, die über die Schnapsflaschen auf dem Pausenhof klagten.“

Vor 25 Jahren

Für seine zukunftsweisende Technologie eines umweltfreundlichen Biokraftwerks wurde vor 25 Jahren der Marienheimer Heinrich Bauer mit dem Umweltpreis der Stadt Neuburg ausgezeichnet. Die Gülle von 50 Rindern ließ der Landwirt schon damals zu Methangas vergären, womit er einen Motor bereiben konnte und so Heizwärme und Strom erzeugte. Was heute fast schon Standard ist, war damals der Zeit weit voraus. Von den 35 000 Kilowattstunden, die Bauer damals jährlich \terzeugte, verkaufte er 20 000 an die Isar-Amper-Werke – erneuerbare Energien kamen damals langsam in Mode. Die Stadtpolitik war sich jedenfalls einig und ehrte die Entwicklung des Tüftlers mit 3000 Mark.

Vor 20 Jahren

Trauer im Jagdgeschwader: Vor 20 Jahren verunglückten zwei Phantom-Piloten bei Mindelheim im Unterallgäu tödlich. Zehn Jahre lang war das Geschwader zuvor unfallfrei geblieben, mit einem militärischen Traurappel nahmen die Kameraden Abschied von Norbert Reichelt und Klaus Berkele. Die Umstände des Absturzes aus 1000 Metern blieben im Unklaren, im Krater fand der Bergungstrupp bis in zwölf Meter Tiefe nur noch Kleinteile des zerborstenen Düsenjägers. „Die Bundesluftwaffe hat seit Anfang der 70er Jahre 263 Jagd- und Aufklärungsmaschinen vom Typ Phantom angeschafft“, erklärte der DK am 14. September 1995. „Seither gingen 33 Flugzeuge verloren, 44 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.“

Vor zehn Jahren

Bundestagswahl 2005: SPD-Mann Gerhard Schröder verlor sein Kanzleramt an Angela Merkel von der CDU, aber was passierte damals im September 2005 in Neuburg? Das politische Schwergewicht Horst Seehofer von den Christsozialen hatte in allen Stimmbezirken Neuburgs die Nase vorn und schnappte sich das Direktmandat mit 63,2 Prozent aller Stimmen. Einen durchaus achtbaren Erfolg erzielte jedoch an diesem Tag vor zehn Jahren auch der Sozialdemokrat Michael Kettner mit 24,3 Prozent. Er hatte sich im Wahlkampf sehr engagiert und war auf vielen Veranstaltungen präsent. Als Direktkandidat war er damals der Nachfolger des Bundestagsabgeordneten Hans Büttner, der ein Jahr vor der Wahl überraschend verstorben war.

Vor fünf Jahren

Rundumerneuerung: Vor fünf Jahren wurde das Jagdschloss Grünau saniert. Der nördliche Turm bekam eine neue Spitze aus Kupfer, die Fassaden wurden erneuert. Dachgauben, Fensterläden: alles neu. In Absprache mit dem Denkmalschutz wurde ein einheitlicher Anstrich vorgenommen. Die „Perle im Auwald“ wurde 1435 von Ludwig VII. errichtet, dann jedoch ein halbes Jahrhundert lang nicht fertiggestellt. Erst Ottheinrich beendete den Bau 1530 für seine Frau Susanna.