Neuburg
Prächtige Weinlese am Donauhang

Jahrgang 2017 hat Spitzenqualität Landratsamt genehmigt Sendemast auf Jurahügel

25.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Die Weinreben der Sorte Regent sind heuer prächtig gediehen. Winzer Josef Tremml hatte seine Freude bei der Lese am Donauhang bei Bittenbrunn. Eine Kelterhütte am neuen Standort in Laisacker verweigert allerdings die Naturschutzbehörde. - Foto: r

Neuburg (r) Prachtwetter zur Weinlese und Trauben mit höchsten Öchslegraden - der Jahrgang 2017 verspricht Spitzenqualität. Der Neuburger Winzer Josef Tremml hat soeben seinen Weinberg in Bittenbrunn abgeerntet. Die Sorten Regent und Müller-Thurgau sind prächtig gereift wie lange nicht mehr.

Den Regenfällen im Spätsommer schreibt er es zu, dass die Weintrauben heuer besonders groß und prall ausfallen: "Sie haben noch jede Menge Wasser aufgenommen". Auf dem Donauhang mit reichlich Sonne weist das Refraktometer für sie 93 bis 100 Öchslegrade aus. Die Maßeinheit für den unvergorenen Traubensaft ist wichtiges Qualitätskriterium für den Wein. Etwa 300 Flaschen will Winzer Josef Tremml aus der neuen Ernte produzieren.

Eine Angelegenheit trübt die Stimmung in der Winzerfamilie allerdings gewaltig. Am zweiten Standort in Laisacker steht 2018 die erste Lese der 2016 gepflanzten Rebreihen an. Zum Keltern und Verarbeiten will Josef Tremml eine Hütte mit den Ausmaßen fünf auf fünf Meter aufstellen. Eine Privilegierung als Winzer und Landwirt liegt vor, das Stadtbauamt will die Hütte genehmigen. Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt lehnt allerdings ab. Die Hütte würde den Jurahang beeinträchtigen, so die Begründung.

Oberbürgermeister Bernhard Gmehling hofft auf ein Einlenken im Landratsamt. "Die Kelterhütte ist vertretbar", so der OB, "wenn der Winzer den Weinbau in Neuburg voranbringen will, braucht er auch eine Arbeitsstätte." Man könne der Winzerfamilie nicht zumuten, die wachsende Traubenmenge im Keller ihres Einfamilienhauses zu verarbeiten.

Dass die Naturschutzbehörde wenige Meter weiter auf dem Jurahang einen 30 Meter hohen Richtfunkmasten akzeptiere, "das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen", so der Oberbürgermeister. Die Stadträte im Bauausschuss lehnen diesen Masten genauso ab wie einen weiteren geplanten Sender (15 Meter Höhe) im Wertstoffhof Bittenbrunn.

Ungeachtet davon verfolgt die Winzerfamilie weiterhin ihren Traum, den Weinbau auf den Anhöhen in Neuburg-Nord voranzubringen. Die "Verköstigungsseminare" am ersten Standort sind ziemlich eingeschränkt worden, jetzt konzentriert sich Josef Tremml stärker auf die Rebreihen in Laisacker östlich des Schützenheims. Der Winzer würde gerne weitere Flächen bepflanzen, um den Anbau auf eine wirtschaftlich vernünftige Mindestgröße zu bringen.

Aber der Weg durch den Behördendschungel erweist sich als sehr steil. Auch der politische Rückhalt zur Wiederbelebung des Neuburger Weinbaus im Sinne des Tourismus war schon mal besser. Nur eins steht fest: Der Neuburger Wein schmeckt ausgezeichnet. Weil ihn der Winzer so nicht bezeichnen darf, nennt er ihn auf lateinisch "vinum vernaculum" - der Bodenständige.