Neuburg
Pfarrer sagen "Arrivederci"

Apostelgemeinde verabschiedet sich mit Gottesdienst und Konzert von ihren Geistlichen

25.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Ernster Moment: Dekan Thomas Schwarz entband Pfarrerin Anne Stempel-de Fallois und Pfarrer Johannes de Fallois von ihren Pflichten in der Apostelkirche Neuburg. - Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Vor 18 Jahren waren sie als junges Pfarrerehepaar in Neuburg angekommen, jetzt ziehen sie mit drei Kindern weiter nach Mailand. Am Wochenende wurden Pfarrerin Anne Stempel-de Fallois und Pfarrer Johannes de Fallois feierlich von der Apostelkirche verabschiedet.

Das Ehepaar offiziell von seinen beiden halben Pfarrersstellen zu entpflichten, oblag Dekan Thomas Schwarz. Er beglückwünschte sie zur Berufung auf die begehrte Stelle der EKD in Mailand. Damit gehe ein Herzenswunsch in Erfüllung, da beide eine ausgeprägte Vorliebe für südliche Gefilde hätten. Zugleich beglückwünschte er sie für das, was sie in Neuburg in 18 Jahren gestaltet und für die Kirchengemeinde geleistet hätten. "Ihnen war es immer ein Anliegen, praktizierende, volksnahe Christen zu sein, die stets auch das Wohl des Stadtteils im Blick hatten", sagte er. Beide hätten ein offenes Haus für alle, gleich welchen Alters oder Konfession geführt, was viel Kraft und Einsatz gekostet habe. "Das war vielleicht nur möglich, weil zwei halbe Pfarrer auf einer Stelle mehr arbeiten können als ein Pfarrer", merkte er an. Zuvor hatten die Pfarrer eine launige Predigt in Dialogform gehalten, sie von der Kanzel, er vom Pult am Altar aus. Die beiden erinnerten an ihren ersten Gottesdienst am 2. Mai 1999, in dem es um Frieden gegangen war. Es sei letztlich leichter als erwartet gewesen, die Apostelkirchengemeinde nach vielen Pfarrerwechseln in ruhigeres Fahrwasser zu bringen, weil "wir viele engagierte Christen gefunden haben, die friedlich und engagiert, demütig und mutig" mitwirkten. Sie erinnerten an persönliche Enttäuschungen der Anfangszeit, unzählige Bau- und Sanierungsarbeiten, ihr Exil wegen Schimmels im Pfarrhaus und nun das Mammutprojekt des neuen Gemeindehauses. Beide versicherten, auch in Zukunft Kontakt mit Neuburg zu halten, die neue Gemeinde in Mailand habe viel gemein mit der Apostelkirchengemeinde, gegenseitige Besuche seien geplant.

Musik spielte eine große Rolle im feierlichen Festgottesdienst, den verschiedene Musikgruppen der Apostelkirche gestalteten, darunter Bernd Kordetzky mit dem Posaunenchor, ein Solistenquartett um Gabriela Lay und mit einem ergreifenden "Swing Low Sweet Chariot" Kerstin Schulz, begleitet von Josef Götzenberger am Klavier.

Dem feierlichen Auszug aus der Kirche folgte ein Empfang im Freien. Stellvertretender Bürgermeister Rüdiger Vogt bescheinigte Stempel-de Fallois und de Fallois, "bei Ihnen konnte jeder spüren, dass Ihr Beruf Berufung ist". Sie hätten sich große Hochachtung und Wertschätzung über die Kirchengemeinde hinaus erworben und beispiellosen Einsatz gezeigt. Pfarrer Gerd Zühlke von der katholischen Pfarrei Sankt Ulrich betonte zahlreiche Verbindungen zwischen ihm und dem Pfarrerehepaar. Für die Schulen sprach Heribert Kaiser, Rektor der Maria-Ward-Schule. Er revanchierte sich zum Abschied mit einem katholischen Dunkelbier aus dem Kloster Weltenburg für das Luther-Bier zum Einstand, das Anne Stempel-de Fallois damals mitgebracht hatte. Die Abkürzung APO für die Apostelkirche stehe für aktuell, persönlich und offen, erklärte Vertrauensfrau Magdalena Henrichs, sei aber auch persönliches Motto des Pfarrerehepaars. Ein musikalisches Grußwort überbrachte Gabriele Lay mit einem kleinen Chor und "Ein Freund, ein guter Freund" mit auf die Weltenbummler zugeschnittenem Text. Als Überraschung traten acht evangelische Pfarrer und Vertrauensmann Bernd Dausend mit Strohhut und blauen Tüchern auf, die sehnsüchtig-schmalzig "Azzurro" schmetterten, ebenfalls mit launigem, aus dem Nähkästchen plauderndem Text. Schon während des Empfangs bedienten sich die zahlreichen Gäste am Büfett, dass von Ehrenamtlichen der Pfarrei angerichtet worden war.