Neuburg
Pauken für den Quali statt baden im Weiher

33 Schüler aus der Region bereiten sich beim Sommercamp der Arbeitsagentur auf ihren Abschluss vor

23.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Der offene Umgang in kleinen Gruppen fördert die gute Lernatmosphäre. - Foto: Kundinger

Neuburg/Königsdorf (DK) 33 Schüler aus der gesamten Region arbeiten in den Sommerferien fernab von daheim an ihren Schulnoten und ihrer beruflichen Zukunft. Baden, chillen, ausschlafen? Weit gefehlt! In der zwar sehr idyllisch, aber auch sehr abgelegenen Jugendsiedlung Hochland im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen bereiten sich knapp 150 Kilometer fern der Heimat 33 Schüler aus Mittelschulen der Stadt Ingolstadt und den Landkreisen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen - allesamt Achtklässler - in den großen Ferien auf die für sie hohe Hürde "Qualifizierender Hauptschulabschluss" vor.

Kooperationspartner für dieses erfolgreiche und in der vierten Auflage laufenden Projekts sind die Agentur für Arbeit Ingolstadt und die IHK für München und Oberbayern.

Pauken statt mit den Eltern in den Urlaub fliegen? Eigentlich undenkbar. Doch in der großzügig angelegten, von viel Wald umgebenen Anlage nahe der Isar, herrscht kein typisches Schulklima. Die Buben und Mädchen sind während der Unterrichtszeiten in vier Gruppen zu acht oder neunt zusammen. Ausschlaggebend für die Einteilung ist das Mathematiktalent. Die jungen Lehrkräfte, "Teamer" genannt, unterrichten im Duo oder Trio - dies ermöglicht bei Bedarf eine sehr individuelle, falls notwendig auch sehr persönliche Betreuung.

"Die Jugendlichen sind von Elternhaus und Schule gut vorbereitet angekommen. Nun stehen sie drei Wochen im Mittelpunkt - mit ihren Fähigkeiten und den Themen, die ihnen auch außerhalb der Schule Schwierigkeiten machen. Sie erfahren viel über sich selbst und lernen, langfristig zum Erfolg zu kommen", erklärt Projektleiter Benjamin Rüger von der Leuphana Sommerakademie der Universität Lüneburg das Rezept.

Jeweils "nur" eine Einheit Mathematik, das im Camp "CheckX" heißt, Deutsch "Lesefit", PC-Kurs und Bewerbungstraining "Auftreten" stehen von Montag bis Freitag auf dem Programm. Nach der Mittagspause treffen sich die Camp-Teilnehmer zum gemeinsamen Lesen, Sport, Berufsorientierung oder Coaching, ehe die Projekte Musical "Die große Suche", Holzwerkstatt "Bühnenbild" und Promotion auf dem Programm stehen. Den Tagesabschluss bilden das Schülerparlament sowie gemeinsame Freizeitaktivitäten, bei denen vor allem das Erleben eigener, bislang meist unbekannter Talente in den Fokus rückt.

"Motivation und Verhalten der Teilnehmer entwickeln sich unter gezielter Anleitung stark eigendynamisch. Die Kleingruppen und das Betreuungsverhältnis von 1:2 fördern nicht nur die Lern- und Aufnahmefähigkeit, sondern auch soziale Kompetenzen", erläutert Camp-Leiter Walther Bruckschen.

Und was ist der Unterschied zum gewohnten Unterricht in der Schule? "Es ist einfach lockerer und entspannter. In meiner Klasse waren wir zuletzt 26, hier nur acht. Die Teamer haben viel mehr Zeit für einen als die Lehrer in der Schule", erklärt Johannes (15) von der Mittelschule in Neuburg. Und seine Motivation? "Ich möchte etwas für meine Noten tun - besonders Mathe", verrät er. Kfz-Mechatroniker, Dachdecker oder Zimmerer würde er gerne werden.