Neuburg (DK) Sechs Theologen aus den Reihen der katholischen und der evangelischen Kirche stehen heuer bei den Fastenpredigten in Neuburg im Mittelpunkt. Die bewusst ökumenisch gehaltene Reihe mit sechs Predigern beginnt diesmal am 5. März.
Diese Mischung hat es in sich: Wissenschaftler und Seelsorger, Männer und Frauen, Protestanten und Katholiken bestreiten in den nächsten Wochen die Fastenpredigten in der Neuburger Hofkirche. Dabei arbeitet die katholische Pfarreiengemeinschaft St. Peter und Heilig Geist diesmal bewusst mit der evangelischen Kirchengemeinde Christuskirche zusammen, wie Stadtpfarrer Herbert Kohler betont. "Angesichts des diesjährigen Reformationsjahres legen wir großen Wert auf ein ökumenisches Programm." Auch das Motto soll ganz bewusst die unterschiedlichen Konfessionen ansprechen; so steht die diesjährige Reihe unter der Frage "Was glaubst denn du". Die einzelnen Predigten behandeln Kohler zufolge Kernthemen der Reformation, "um die es auch in den vergangenen 500 Jahren gegangen ist". Dabei stehen neben der Bibel unter anderem die Rolle der Pfarrer in den beiden Kirchen im Mittelpunkt. Oder die des Abendmahls, bei dessen Verständnis es eigentlich keinen Unterschied gibt, wie der Stadtpfarrer sagt. "Und doch konnte man sich einst nicht über diese Fragen einigen."
Den Auftakt gestaltet ein theologisches Schwergewicht der protestantischen Kirche. Der gebürtige Weißenburger Gunther Wenz widmet sich am 5. März dem Thema "Nur Brot oder Leib Christi" und behandelt dabei das Abendmahlsverständnis. Wenz war unter anderem an der Ludwig-Maximilians-Universität als Nachfolger des bekannten evangelischen Theologen Wolfhart Pannenberg Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie. Seit seiner Emeritierung vor zwei Jahren leitet er die Pannenberg-Forschungsstelle an der Hochschule für Philosophie in München. Wenz war lange Zeit Mitglied der Generalsynode der evangelischen Landeskirche, er gehört außerdem der Bayerischen Akademie der Wissenschaften an.
"Glaubst du an die katholische oder die christliche Kirche" Diese Frage zum Kirchenverständnis stellt Gabriela Grunden am 12. März. Die katholische Theologin arbeitet in München in der Glaubensorientierung und berät dabei Menschen, die auf der Suche nach ihrem eigenen Glauben sind. Gleichzeitig hält die geistliche Begleiterin regelmäßig Vorträge über Religiosität und hinterfragt diese auch.
Der Augsburger Domdekan Bertram Meier, in der Diözese zuständig für das Bischöfliche Seelsorgeamt, spricht am 19. März zum Thema "Maria - Mutter Gottes" und damit über die Bedeutung Mariens in der Kirche. In Neuburg ist der 56-Jährige alles andere als ein Unbekannter. Im Jahr 1991 war er dort in St. Peter als Kaplan tätig, später auch als Jugendseelsorger im damals noch eigenständigen Dekanat Neuburg. Vor seinem Wechsel nach Augsburg wirkte Meier unter anderem als Stadtpfarrer in Neu-Ulm.
Ebenfalls keine Fremde in der Region ist die evangelische Dekanin Gabriele Schwarz aus Ingolstadt. Sie widmet sich am 26. März der Frage "Wie heilig ist die Schrift". Die Bedeutung der Bibel für katholische und evangelische Christen steht dabei im Mittelpunkt ihrer Predigt.
Für die Gläubigen dürfte auch das Finale der Reihe am 2. April spannend werden. Dann stehen die beiden Neuburger Seelsorger Herbert Kohler und Steffen Schiller in der Hofkirche im Fokus. "Dabei geht es sozusagen um uns selbst", erklärt Kohler, der sich mit seinem evangelischen Amtskollegen der Frage "Bist du Pfarrer oder Priester" annehmen will. Kohler, den auch privat ein gutes Verhältnis zum Pfarrer der Christuskirche verbindet, verspricht den Zuhörern einen sehr persönlichen Einblick in das Amtsverständnis der beiden Seelsorger. Ein großes Publikum dürfte den beiden Rednern sicher sein. In Neuburg haben die Fastenpredigten eine lange Tradition, wie Kohler weiß. "Diese Reihe habe ich gerne übernommen."
Die Fastenpredigten in der Neuburger Hofkirche finden an den Sonntagen von 5. März bis 2. April statt. Beginn ist jeweils um 17 Uhr.
