Neuburg
Plötzlich Nationalpark

Neuburgs Stadtgebiet spielt in den Überlegungen in München doch eine Rolle OB will Klarheit

09.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:23 Uhr
Nationalpark in spe? Unter anderem die Neuburger Leopoldineninsel spielt plötzlich im Umweltministerium eine Rolle. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling will nun Klarheit, ob die bebaute Fläche in der Donau sowie weitere Teile des Stadtgebiets tatsächlich in der möglichen Gebietskulisse liegen. −Foto: Schanz

Neuburg (DK) Erst ist es fast völlig außen vor gewesen, jetzt scheint das Neuburger Stadtgebiet teilweise doch zum möglichen Gebiet eines Nationalparks Donau-Auen zu gehören. Die Stadtspitze ist mäßig begeistert und verlangt konkrete Aussagen aus München. Auch weil es zum Teil um bebaute Flächen geht.

Soll die Leopoldineninsel künftig zu einem Nationalpark gehören? Die gesamte Neuburger Donau? Und auch die Fasanenschütt bei Bittenbrunn? All diese Fragen lösen bei Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (Foto) "extreme Bedenken" aus, wie der CSU-Politiker gegenüber unserer Zeitung erklärt. Denn genau diese Flächen und einige weitere Bereiche des Stadtgebiets spielen in den Überlegungen des bayerischen Umweltministeriums mittlerweile offenbar tatsächlich eine Rolle. Eine entsprechende Karte, auf der die mögliche Gebietskulisse eines Nationalparks Donau-Auen verzeichnet war, bekam Gmehling jüngst bei einem Besuch in München vor die Nase gehalten. Samt der Teilbereiche in Neuburg. Doch diese, daraus macht der Rathauschef keinen Hehl, lehnt er strikt ab. "Mit Ausnahme der Donau-Auen sollte uns das eigentlich nicht betreffen", findet er. Vergangene Woche hat der Oberbürgermeister daher Umweltministerin Ulrike Scharf um konkretes Kartenmaterial gebeten, mit dem er seine Stadträte über den Sachstand informieren will - bislang liegt noch keine Antwort vor.

Gmehling Ablehnung hängt vor allem mit dem Zustand der fraglichen Flächen zusammen. Die Leopoldineninsel ist bekanntlich mit Ausnahme des Inselspitzes bebaut, im Fasanenschütt bei der Schilchermühle gibt es einen städtischen Spielplatz. "Für all das würde in einem Nationalpark nicht nur ein Verschlechterungs-, sondern sogar ein Veränderungsverbot gelten", erinnert Gmehling. Ein Umstand, der ihm in besiedeltem Gebiet unmöglich erscheint. Und dann bleibt natürlich noch die ungeklärte Frage der Donau selbst. Sollte der Fluss komplett Teil eines Auen-Nationalparks werden, würde das womöglich auch die Elisenbrücke beinhalten. Und auch die Flächen, auf der die Stadt derzeit eine zweite Donauquerung samt Osttangente anstrebt, könnte plötzlich zum Schutzgebiet werden. Gleiches gilt übrigens für den Englischen Garten als Naherholungsgebiet in Innenstadtnähe, das Gmehling zufolge als Teil eines Nationalparks noch nicht vom Tisch ist.

Eine entsprechende Forderung war in der Vergangenheit auch schon aus anderen Gemeinden gekommen. Unter anderem in Rennertshofen waren zuletzt Stimmen laut geworden, dass die Kreisstadt - ebenso wie übrigens Ingolstadt - bei den Überlegungen für eine Gebietskulisse kaum eine Rolle spielen. Anders als die kleineren Kommunen, die viele Tausend Quadratmeter dafür abtreten sollen.

Wieso plötzlich Flächen, die mit der natürlichen Flussdynamik der Auwälder samt Überflutungen so rein gar nichts zu tun haben, im Gespräch sind, erschließt sich Neuburgs Oberbürgermeister nicht. "Das Motiv des Ministeriums verstehe ich daher nicht", erklärt er. Auch eine Anfrage unserer Zeitung in München blieb gestern vorerst unbeantwortet.

Gleichzeitig strecken die Planer dort mittlerweile ganz offen ihre Fühler in Richtung Isar aus. Die dortigen Auwälder sollen nun offiziell Teil des möglichen Suchraums werden, wie Umweltministerin Scharf verkündet. Der Dialogprozess soll übernächste Woche in Freising beginnen - ungeachtet der Tatsache, dass die Isar erst bei Deggendorf in die Donau mündet, eine Verbindung der Flächen also kaum möglich erscheint.