Neuburg
Nationalpark: Kommunalpolitiker wollen Klarheit

Bürgermeister und Landräte fordern bei Diskussion ein Büro in der Region, eine Gebietskulisse und ein Grobkonzept

20.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr

Potenzieller Nationalpark: Die Donau-Auen in der Region gelten als besonders schützenswerte Naturlandschaft. Doch die hiesige Kommunalpolitik sieht nach wie vor viele offene Fragen. ‹ŒArch - foto: Janda

Neuburg/München (DK) Endlich Klarheit! Diese Forderung haben Kommunalpolitiker aus der Region gestern bei einem Gespräch im bayerischen Umweltministerium über den möglichen Nationalpark in den Donau-Auen zum wiederholten Male vorgebracht. Im Detail geht es um eine klar abgegrenzte Gebietskulisse, ein Projektbüro in Donau-Nähe und ein erstes Grobkonzept. "Denn noch gibt es viele offene Fragen - bei uns und auch bei der Bevölkerung", erklärte der Gachenbacher Bürgermeister Alfred Lengler.

Sowohl er als auch seine Begleiter berichteten im Nachgang der Debatte über einen möglichen Nationalpark zwischen Marxheim (Kreis Donau-Ries) und dem niederbayerischen Kelheim von einem konstruktiven Gespräch. "Wir haben gemerkt, dass wir ernst genommen werden und dass uns niemand etwas überstülpen will", betonte der CSU-Kreisvorsitzende und Fraktionssprecher der Christsozialen im Kreistag, der das Treffen bei Umweltministerin Ulrike Scharf initiiert hatte. Gleichzeitig erinnerte Lengler daran, dass das Thema bei Weitem nicht nur die Menschen in den Gemeinden an der Donau etwas angeht. "Das ist eine Frage, die den gesamten Landkreis bewegt", sagt er und verwies auf zahlreiche Bürgermeisterkollegen aus dem südlichen Kreisgebiet. Fast alle Kommunen waren bei dem Treffen vertreten, dazu kamen einige Mitglieder des Kreistags. "Uns war klar: Wir müssen hier Flagge zeigen", so Lengler.

Konkrete Ergebnisse soll es zum Teil schon demnächst geben. So sagten die Fachleute des Ministeriums zu, detailliertes Kartenmaterial herauszugeben, das die Politiker auch an ihre Bürger weiterreichen dürfen. "Andernfalls müssen wir Gemeinden weiterhin im Nebel herumtappen", fand etwa der Burgheimer Rathauschef Michael Böhm (CSU), der auf eine rasche Verbreitung der Informationen drängt. Schon jetzt ist Lengler zufolge klar, dass private Flächen - wie bisher auch - in den aktuellen Planungen für einen Nationalpark keine Rolle spielen. Darüber hinaus hoffen Lengler und Co., dass noch vor Jahresende ein Fachbüro in der Region ihre Arbeit aufnimmt. Als idealen Standort dafür nennt er das Auenzentrum in Schloss Grünau, wo regelmäßig Experten für die Fragen der Bürger zur Verfügung stehen könnten. "Es wäre toll, wenn das funktionieren würde, betonte der Gachenbacher Bürgermeister. Ob das funktioniert, werde sich bald zeigen.

Ein derartiges Büro sehen auch die Landräte der möglichen Nationalpark-Regionen als zwingend erforderlich an. bei ihrem Treffen am Samstag in Kelheim erneuerten die Politiker ihre Forderung nach einer derartigen Anlaufstelle sowie nach mehr Mitwirkung der Kommunen. Auch ein erstes Grobkonzept für einen Nationalpark erachten sie als notwendig. "Wir brauchen langsam ein Gefühl für ein materielles Gerüst und für die Schwerpunkte eines solchen Nationalparks", erklärte Neuburg-Schrobenhausens Landrat Roland Weigert (FW), der sich mit seinen Kollegen aus der Region auf ein entsprechendes Schreiben an das Ministerium geeinigt hat. Auch die Stadt Ingolstadt war diesmal bei dem Treffen vertreten. Nachdem zuletzt Kritik an der dortigen Rathausspitze laut geworden war, nahm Bürgermeister Albert Wittmann daran teil - ebenso wie der Freisinger Landrat Landrat Josef Hauner und Thomas Habermann, Kreischef in Rhön-Grabfeld, deren Landkreise ebenfalls im Gespräch für den dritten Nationalpark in Bayern sind.

Noch gibt es aus Sicht der Landräte und der Bürgermeister viele offene Fragen; "wir werden sicher noch das eine oder andere Gespräch suchen", so Alfred Lengler. Eine wesentliche Frage für die Neuburger Stadtspitze scheint unterdessen bereits beantwortet zu sein. Rüdiger Vogt, stellvertretender Bürgermeister der Kreisstadt, fragte bei der Debatte explizit nach der geplanten zweiten Donaubrücke und dem potenziellen Hindernis Nationalpark. "Es ist wohl möglich, einen gewissen Korridor dafür freizuhalten", so seine Erkenntnis aus dem Gespräch. Noch keine konkrete Aussage gibt es hingegen zum Englischen Garten - ebenso wie zu Befürchtungen des Neuburger Fischereivereins, der seine Nutzungsrechte in Gefahr sieht. Ein Schreiben der Fischer übergab Landrat Weigert gestern an die Ministerin.

Gleichzeitig sprach sich der Kreischef erneut dafür aus, im Zuge der möglichen Schaffung eines Nationalparks Fehler aus der Vergangenheit zu beseitigen. Ihm geht es dabei um die Ausweisung der FFH-Gebiete in den 1990er-Jahren und der damals zum Teil recht willkürlichen Grenzziehung. "Das sollte man jetzt bereinigen", forderte er. Darüber und über viele andere Fragen und Ausnahmen dürfte Lengler zufolge wohl ein Nationalparkausschuss entscheiden - zumindest falls die Donau-Auen überhaupt zum Zug kommen.