Neuburg
Im Schulterschluss gegen den Nationalpark

Kritiker des Projekts in den Donau-Auen wollen geschlossene Front Planungen laufen an

03.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr

Protest gegen den Nationalpark: Schon mehrfach hat sich die Wut der Bevölkerung bei Demonstrationen in der Region entladen. Nun wollen sich die Projektgegner zusammenschließen. ‹ŒArch - fotos: Janda/Funk

Neuburg/Ingolstadt (sja) Der Widerstand gegen einen möglichen Nationalpark in den Donau-Auen ist groß - vielleicht sogar so groß wie die Zustimmung. Um ihrer Stimme im Kampf gegen das von der Staatsregierung vorangetriebene Projekt mehr Gewicht zu verleihen, wollen sich die Nationalparkgegner nun zusammenschließen.

Zu einer Bürgerinitiative oder zu einem Verein. Auch Kontakt in die Isar-Auen bei Freising wollen die Verantwortlichen aufnehmen.

Die Fäden für diese Kräftebündelung laufen momentan bei Erika Meyer (Foto) zusammen. Die Geschäftsführerin des Bayerischen Bauernverbands (BBV) in der Region 10 hat sich bei einem Treffen der Kritiker vor einigen Wochen in Oberhausen dazu bereit erklärt, diese Aufgabe zu übernehmen. "Wir als Verband sind allerdings nur ein Teil eines breiten Spektrums", erklärt sie. Unter anderem Jäger, Fischer, Waldbesitzer, Wirtschaftsvertreter und Kommunen will sie nun ins Boot holen. Keine leichte Aufgabe, wie Meyer angesichts der Ausmaße der möglichen Gebietskulisse des Nationalparks in der Region weiß. "In diesem Flickenteppich eine geschlossene Front aufzubauen, ist schwierig." Doch genau in dieser unklare Konstellation an Flächen und die aus ihrer Sicht ungenügende Informationspolitik des Umweltministeriums, die zuletzt auch die Landräte der betroffenen Kreise in einer gemeinsamen Erklärung bemängelt hatten, sind für Meyer ein wesentlicher Grund für einen Zusammenschluss. "In diesem Dialogprozess fehlt mir der Dialog, wir werden schlichtweg nicht gehört", findet sie und spricht damit einen Punkt an, der mittlerweile auch im Ingolstädter Stadtrat Unmut ausgelöst hat. Die Antworten aus München auf einen umfangreichen Fragenkatalog der hiesigen Kommunalpolitik haben an dieser Meinung nichts geändert. "Das war dürftig", so Meyers Urteil dazu.

Diese Meinung vertritt auch Engelbert Winter, Sprecher der Bürgerinitiative "Kein Nationalpar Donau-Auen". Der Bergheimer Gemeinderat kündigt an, dass die Gruppierung mit mittlerweile rund 170 Mitgliedern aus der gesamten Region 10 dem noch zu gründenden Zusammenschluss beitreten wird. Für ihn und seine Mitstreiter sei der Protest gegen das Projekt schlicht und ergreifend nicht im nötigen Ausmaß machbar. "Dafür brauchen wir eine breitere Basis", findet Winter, in dessen Heimatgemeinde der Widerstand besonders hoch ist. Damit sind die Bergheimer übrigens längst nicht mehr allein: Auch der Oberhausener Gemeinderat hat sich bereits gegen die Überlegungen der Staatsregierung ausgesprochen, in Weichering ist die Skepsis ebenfalls groß - auch dort machen zahlreiche Bürger mit Transparenten ihrem Unmut über das Projekt Luft.

Ebenso wie Meyer will er eine Verbindung der Protestgruppen möglichst schnell umsetzen. Allerdings könnten den Nationalparkgegnern dabei die jüngsten Entwicklungen Probleme bereiten. Wie berichtet, will die Staatsregierung neben den Donau-Auen auch die Isar-Auen in die hiesige Suchkulisse einbeziehen. Eine konkrete Kulisse gibt es dort allerdings nicht. Ebenso wie an der Donau, wo es bislang um das Gebiet zwischen dem schwäbischen Marxheim und der Stadt Kelheim in Niederbayern ging. Kernzone wären die Auen bei Neuburg und Ingolstadt. Meyer wird nun möglichst bald den Kontakt zu den Freisinger Gruppierungen aufnehmen. Schon in einigen Wochen soll Klarheit über die weitere Form des Widerstands herrschen.

Wichtig ist der Ingolstädter BBV-Geschäfsführerin dabei vor allem, dass der Protest auf sachlicher Ebene stattfindet. "Wir wollen den Nationalpark nicht deshalb nicht, weil wir ihn nur nicht wollen", erklärt sie. Stattdessen sollen Nutzungskonzepte für die Flächen im Fokus stehen. "Schützen durch nützen ist in diesem Fall besser als permanent aufzutreten und nur zu schreien." Wie genau der Protest in Zukunft aussehen soll, muss sich aber erst noch zeigen. Bekanntlich sind die Donau-Auen neben der Rhön der einzige verbliebene Kandidat für den dritten Nationalpark im Freistaat.