Neuburg
Die Wut der Waldgenossen

Rund 150 Nationalparkgegner demonstrieren vor dem Landratsamt gegen das Vorhaben der Staatsregierung

26.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

"Wir sind entschieden gegen einen Nationalpark": Engelbert Winter aus Bergheim leitete die Demonstration, an der etwa 150 Menschen vor dem Landratsamt teilnahmen. Auch einige Kreisräte hörten sich an, was die Bürger zu sagen hatten, darunter Michael Kettner und Anton Krammer von der SPD.

Neuburg (DK) Frostiger Empfang für die Kreisräte: Nationalparkgegner haben am Freitagnachmittag vor dem Landratsamt in Neuburg gegen das Vorhaben in den hiesigen Donau-Auen demonstriert. Vor allem Landrat Roland Weigert bekam dabei eine verbale Abreibung.

Mit "Buh"-Rufen, "Nestbeschmutzer"-Sprechchören und Trillerpfeifen begrüßten die Demonstranten den Hausherren vor seiner eigenen Behörde. Rund 150 Menschen hatten sich dort versammelt, um lautstark ihre Ablehnung gegen das Projekt der Staatsregierung und auch gegen ihren Kreischef kundzutun. Zweimal wollte der das Wort ergreifen, zweimal schnitten es ihm die Demonstranten mit lauten Rufen ab. "Ich hätte gerne ein paar Antworten geliefert", erklärte Weigert später gegenüber unserer Zeitung. So harrte der Landrat, der für viele längst als Befürworter eines Nationalparks in der Region gilt, minutenlang etwas hilflos in der prallen Sonne aus, bevor er vor Beginn der folgenden Kreistagssitzung wortlos abzog.

Draußen gingen die Sprechchöre bis kurz vor Beratungsstart weiter. "Für uns ist die mögliche Ausweisung eines Nationalparks wie ein Schlag ins Gesicht", kritisierte Wortführer Engelbert Winter das Vorhaben. Er und die meisten der Demonstranten stammen aus dem Gebiet der Gemeinde Bergheim. Doch auch Oberhausener, Rennertshofener, Burgheimer und viele andere waren gekommen, um ihrem Unmut Luft zu machen. Vor allem die Furcht vor einem Nutzungsverbot der Waldflächen spielte dabei eine große Rolle. "Wir sind in der Waldgenossenschaft 55 Mitglieder mit 180 Hektar Wald - doch wir werden gar nicht gefragt", ärgerte sich Mitorganisator Winter, der mit seinen Kollegen im Bergheimer Gemeinderat bereits Nein zu dem Projekt gesagt hat. "Wir wollen unsere Rechte wahren", betonte auch Bergheims Bürgermeister Tobias Gensberger. Viele Demonstranten fürchten ein Dorado für Stechmücken in einem Nationalpark oder die Ansiedlung von Wölfen. Auch das hartnäckige Gerücht, dass die Donau-Auen als Ausgleichsfläche für die dritte Startbahn in München dienen sollen, war auf Plakaten zu lesen.

Mit der Resonanz auf die Aktion war Engelbert Winter im Anschluss durchaus zufrieden. "Für den Anfang war das gar nicht schlecht", erklärte er gegenüber unserer Zeitung und kündigte zugleich eine Fortsetzung an. Unter anderem am Mittwoch, wenn Umweltministerin Ulrike Scharf nach Weichering kommt. Ob die Demonstranten dann zum Dialog bereit sind, wird sich zeigen.

Weitere Reaktionen finden Sie hier: Die Bürgermeister bleiben skeptisch