Neuburg
"Das ist alles nicht schlüssig"

Neues Aktionsbündnis kritisiert Suchkulisse für Nationalpark Bauernverband fordert Gespräch

20.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr

Malerische Natur: Die Donau-Auen, hier bei Bertoldsheim, sind als Nationalpark im Gespräch. Doch ein Aktionsbündnis moniert, dass die staatlichen Flächen dafür in der Region gar nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind. - Fotos: Frank/DK-Archiv

Neuburg/Ingolstadt (DK) Das neue Aktionsbündnis "Freunde der Donau-Auen" übt heftige Kritik an der konkretisierten Suchkulisse für einen Nationalpark in der Donau-Isar-Region. Vor allem das Ausmaß der staatlichen Flächen fällt aus Sicht der Skeptiker zu gering aus. Das Umweltministerium reagiert gelassen.

Erst heißt es, dass der Nationalpark vorwiegend auf staatlichen Flächen entstehen soll, dann sind diese allerdings recht rar. Derart simpel lässt sich eine Tatsache zusammenfassen, die bei Erika Meyer (Foto) und ihren Mitstreitern sichtlich Verwunderung auslöst. "Ich tue mir richtig schwer, in der Suchkulisse Staatsflächen zu finden", meint die Geschäftsführerin des Bayerischen Bauernverbands (BBV) in der Region 10 zum aktuellen Kartenmaterial des bayerischen Umweltministeriums. Aus ihrer Sicht ist der Suchprozess mittlerweile unverständlich; "was will ich denn ausweisen, wenn ich gar keine Flächen habe. Das ist alles nicht schlüssig."

Tatsächlich finden sich in der Suchkulisse lediglich einige wenige Staatswaldflächen bei Niederschönenfeld und Marxheim im Kreis Donau-Ries sowie bei Bertoldsheim, beim Polder Riedensheim und beim Neuburger Stadtteil Bittenbrunn. Darüber hinaus sind in der Region für einen Nationalpark derzeit der Wald der Stiftung Naturerbe Donau bei Burgheim, enorme Flächen des Wittelsbacher Ausgleichsfonds zwischen Neuburg und Weichering und Teile des Ingolstädter Stadtwalds bei Gerolfing vorgesehen. Ebenso sind das Donauband sowie der Forst bei der Weltenburger Enge (Kreis Kelheim) enthalten, Letzterer ist aus Sicht des Umweltministeriums besonders wertvoll und daher durchaus für einen Park geeignet.

Eine Aussage über die Größenordnung der Suchkulisse ist aus München indes nicht zu bekommen. Meyer will aber wissen, dass es zwischen Marxheim und Kelheim rund 4500 Hektar und im Landkreis Freising, also in den Isar-Auen, zirka 3500 sind - bei Weitem nicht genug, um die Sollgröße für einen Nationalpark von 10 000 Hektar zu erreichen.

Diese Unklarheit, welche und wie viele Flächen möglich sind, ist eines der Hauptargumente der Nationalparkgegner. Wobei sich Meyer und ihre Mitstreiter gar nicht so sehr als Gegner verstanden wissen wollen. "Wir sind nicht an sich dagegen, doch ein Nationalpark sollte dort hinkommen, wo er auch hinpasst", findet sie. Und an der Donau sei das eben nicht der Fall. Aus diesem Grund hat sich mittlerweile ein Aktionsbündnis mit dem Namen "Freunde der Donau-Auen" formiert, ein erstes Treffen fand im Oberhausener Ortsteil Unterhausen statt. Die Fäden der Initiative laufen beim BBV zusammen, Mitglieder sind weitere Interessengruppen und Organisationen, darunter die Bürgerinitiative "Kein Nationalpark Donau-Auen", die sich in Bergheim gegründet hat. "Wir versuchen, Informationen zu erhalten, zu bündeln und anschließend weiterzugeben", betont Meyer, die den Informationsfluss aus München - ebenso wie viele andere Betroffene - als dürftig ansieht.

Die Staatsregierung treibt die Planungen für einen dritten Nationalpark im Freistaat unterdessen unbeirrt fort, wie der designierte Ministerpräsident Marks Söder (CSU) erst am Montag bei seinem Besuch in Neuburg betont hatte. "Wichtiger Bestandteil des aktuellen Dialogs in der Donau-Isar-Region ist die Erarbeitung einer belastbaren Gebietskulisse", erklärt ein Sprecher des Umweltministeriums gegenüber unserer Zeitung. Die Abgrenzung einer geeigneten Gebietskulisse sei ein offener Prozess und noch alles andere als abgeschlossen. Gleichzeitig verweist das Ministerium erneut darauf, dass nicht-staatliche Flächen nur dann in Betracht kommen, wenn der Eigentümer damit einverstanden ist. An dieser Grundhaltung ändert auch das dritte Nein aus der Region nichts. Wie berichtet, hatte sich der Weicheringer Gemeinderat nach den Gremien in Bergheim und Oberhausen vor wenigen Wochen gegen das Projekt ausgesprochen.

Verstärkt mitreden wollen auch die Verantwortlichen beim Bauernverband, die sich bisher nur in unzureichendem Maße gehört fühlen. Unter anderem Ludwig Bayer, Kreisobmann für Neuburg-Schrobenhausen, hat gegenüber der vom Ministerium eingesetzten Agentur bereits ein gemeinsames Gespräch mit allen sechs betroffenen Kreisverbänden gefordert, also Donauwörth, Neuburg-Schrobenhausen, Ingolstadt, Pfaffenhofen, Kelheim und Freising.