Neuburg
Nackte Hintern und ganz viel Wasser

Den Badezuber gibt es auf dem Schlossfest schon seit 25 Jahren

03.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Plitsch platsch, alles nass: Was vor 25 Jahren im kleinen Rahmen begann, hat sich mittlerweile zu einer echten Institution auf dem Schlossfest entwickelt. Altbader Fritz Seebauer (zweiter von links) hatte die Idee, heute leiten seine Stieftöchter Claudia Unger (links) und Sandra Linden (dritte von rechts) mit Familie und Freunden den frivolen Badespaß - Foto: Belzer

Neuburg (DK) Ein Hauch Erotik liegt in der Luft, wenn man den Innenhof betritt, der sich zu Schlossfestzeiten in einen Badezuber verwandelt. 25 Jahre ist es nun schon her, dass Altbader Fritz Seebauer die Idee zum Badespaß hatte, der sich mittlerweile zu einer echten Institution entwickelt hat.

Fast wäre es trocken geblieben. Nur wenige Wochen vor dem Schlossfest bemerkten die Stieftöchter von Fritz Seebauer, dass die alten Zuber nicht mehr richtig dicht waren. Neue kaufen? Viel zu teuer. Für heuer haben sich Claudia Unger und Sandra Linden dazu entschieden, einen großen Acht-Mann-Bottich zu mieten. Ein Schlossfest ohne Zuber – wäre ja auch zu schade gewesen.

1990 fing alles an, im kleinen Rahmen damals und noch im Mock-Haus. Ein Ort der frivolen Freizügigkeit, wo schon auch mal nackte Männerhintern zu sehen sind und Frauenbrüste auf Männerschultern ruhen. Ein Ort, an dem das Leben gefeiert wird. Mit einer Menschenkette befüllten früher die fleißigen Helferlein den Zuber mit warmem Wasser, Speis und Trank gab es auch nur begrenzt. Nach drei Schlossfesten dann der Umzug in den heutigen Innenhof in der Amalienstraße, dort, wo sonst die Fadenspieler ihr Quartier haben. Fritz Seebauer, 86 Jahre alt, hat den Stab an seine Töchter weitergegeben. „Es ist irgendwann zu anstrengend geworden“, erzählt er. „Wir waren damals vor 25 Jahren auf der Suche nach etwas Besonderen. So ist das alles entstanden.“

Seit den Anfängen ist die Gaudi etwas größer, professioneller geworden – und dennoch ist alles im privaten, ehrenamtlichen Rahmen geblieben. An vorderster Front stehen die beiden Schwestern Claudia Unger und Sandra Linden. Gleich dahinter allerdings folgt Bianca Rein. Die 39-Jährige ist seit Beginn Bademagd und verwöhnt die Männer im Wasser mit Kopf-, Nacken- und Schultermassagen. Seit Beginn, das bedeutet: Sie war damals zarte 14 Jahre alt. Das wäre heute freilich undenkbar – selbst im freiheitlichen Badezuber gilt mittlerweile der Jugendschutz. „Ich habe damals von der Kräuterstube meiner Mutter aus den Gästen im Badezuber zugeschaut und bin spontan hingelaufen, um die Männer zu waschen“, erinnert sich Bianca Rein lachend. „Das war so ein Gedanke: In der Badewanne wird man gewaschen.“ Seitdem ist sie jedes Mal dabei, wenn die begeisterten Schlossfest-Gäste das Wasser im Zuber genießen. „Ich bin so etwas wie Inventar. Selbst als ich hochschwanger war, habe ich mitgeholfen.“

Waren damals ausschließlich Männer im Zuber, sind es heute auch ganze Frauengruppen, die sich von Bade-Knechten durchkneten lassen. Sogar ein Familien-Nachmittag hat sich etabliert – auch wenn Letzteres vielleicht nicht ganz zur ursprünglichen Idee der Badezuber der Renaissance passt. „Denn das waren eigentlich Partnertreffs, Single-Börsen mit einem leicht anrüchigen Touch“, erklärt Sandra Linden.

Geht heutzutage einem der Männer etwas der Gaul durch vor lauter nackter Haut, dann gibt’s immer noch Klaus Stempfle. Er ist Bade-Knecht und der selbsternannte „Hüter der Moral“. Großen Ärger habe es in all den Jahren aber nie gegeben, versichern alle. Betrunkene würden schon gar nicht reingelassen.

Für das nächste Schlossfest sollen wieder kleinere, stilechtere Zuber her, die Schwestern sind auf der Suche. „Vielleicht hat ja eine Brauerei einen alten Zuber auf dem Dachboden“, hofft Claudia Unger. Was den Schwestern außerdem noch etwas Sorgen bereitet, sind die Räumlichkeiten. „Wenn es noch kleiner wird, dann müssen wir dichtmachen. Es ist so schon alles sehr beengt mit der Küche, der Sauna, den Waschmaschinen, Trocknern und den Umkleiden.“