Neuburg
Nachahmer dringend gesucht

Landkreis ehrt sieben ehrenamtlich engagierte Bürger

25.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Neuburg (DK) Sie retten junges Leben oder sind Urgesteine der heimischen Politik. Neuburgs "Aussicht" bot den stilvollen Rahmen für eine Reihe von Ehrungen, die Landrat Roland Weigert in seiner Funktion als höchster Staatsbeamter vor Ort vorzunehmen hatte.

Gemeinsam ist allen Sieben, dass sie für eine starke Zivilgesellschaft stehen, couragiert und ehrenamtlich Garant einer lebenswerten wie leistungsfähigen Gemeinschaft sind. Dank zu sagen, ist dabei das eine, solche Ehrungen in würdevollem Rahmen und bei entsprechender öffentlicher Beachtung vorzunehmen, so Weigert, durchaus aber auch eigennützig, "um Nachahmer zu finden".

Neuburgs Tafel, die Woche für Woche Hunderte von Hilfsbedürftigen mit dem Nötigsten fürs Leben versorgt, sucht dringend solche Nachahmer. Wie Ursula Schmitt seit vielen Jahren es schon ist. Offiziell bekleidet die ehemalige Krankenschwester die Ämter der zweiten Vorsitzenden und des Schatzmeisters, fungiert darüber hinaus seit über einem Jahrzehnt schon als Quasi-Geschäftsführer, nur eben ohne entsprechendes Gehalt.

Bei Anna Mayr wäre es schön, wenn niemand einen Nachahmer bräuchte. Seit 20 Jahren schon pflegt sie in Waidhofen ihren an den Rollstuhl gebundenen Mann, ohne einen Pflegedienst in Anspruch zu nehmen. Wie selbstverständlich schob die Frau jahrelang den Mann zu den Gemeinderatssitzungen; und damit trotz 365 Tage-Rundum-Pflege noch etwas gemeinschaftliches Leben stattfinden kann, tagt der Gartenbauverein eben bei Mayrs in der Stube. Weg zu den Sitzungen kann Anna Mayr nicht - aber auf eine wie sie will kein Verein freiwillig gern verzichten. Beide Frauen wurden jetzt mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet.

Das Auto lag auf dem Dach, der Motor brannte schon. Aber das schreckte den 26-jährigen Burgheimer Martin Seitz nicht, einen schwerverletzt bewusstlosen Mann noch aus dem Sicherheitsgurt zu befreien. Martin Seitz begab sich dabei selbst in größte Gefahr, wurde jetzt mit der Rettungsmedaille des Freistaats ausgezeichnet. Dass es dem von ihm Geretteten heute wieder gut geht, ist indes der allerschönste Lohn.

"Ich hab' das gern gemacht", bringt Anton Neff auf den knappen Nenner, was viele Menschen im Ehrenamt als ganz selbstverständlich für sich empfinden. Neff, ein bisschen so etwas wie "Allzweckwaffe der CSU", Originalton Weigert, rückte zwischenzeitlich gleich dreimal in den Kreistag nach, war und ist wieder stellvertretender Bürgermeister in Langenmosen, sitzt seit 32 Jahren im Gemeinderat und verhalf dem örtlichen Heimat- und Kulturverein zu neuem Leben.

Ebenso 32 Jahre kommunaler Mandatsträger ist der Schrobenhausener Stadtrat Nikolaus Englert und nicht nur in seiner offiziellen Funktion als Referent "der" Motor des kulturellen Lebens in der Lenbachstadt. Es ist keine Übertreibung, das Europäische Spargelmuseum gäbe es ohne Englert nicht, um nur das prominenteste Ergebnis seines Engagements zu nennen.

Nicht anders ist der Feldkirchner Reinhardt Reißner politisches Urgestein und unermüdlicher Kultur-Mittler in einem. Als mancher im Kreistag noch nicht mal die Notwendigkeit eines solchen Amtes recht einsah, wurde Reißner der erste Kulturreferent des Kreises. Die Musik war und ist stets sein Ding, aber auch die Impulse, die letzten Kolonistenhäuser im Donaumoos zu retten, letztlich Basis für das heutige Museum, gehen auf diese frühen Initiativen des neugeschaffenen Kulturreferats zurück. Dreimal gab's für diese annähernd 100 Jahre Ehrenamt in der Kommunalpolitik die entsprechende Verdienstmedaille in Bronze.

Mit der Kommunalen Dankurkunde wurde der Schrobenhausener Bernhard Rödig bedacht, 18 Jahre lang Kreisheimatpfleger und noch viele Jahre mehr Heimatforscher aus Passion. Für ihn wie für seine Frau im familiären Forscherverbund gilt der Dreiklang: Geschichte erleben, Geschichte bewahren und Geschichte weitergeben. Ohne das Dritte wäre sie sonst wenig wert.