Neuburg
Moderne Fragen an die Romantik

Tanztheater Neuburg begleitet die Zuschauer in die Welt der Muße und Literatur

25.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

"Was bedeuten uns Märchen heute noch", "Was ist romantisch": Fragen wie diese versuchen die Tänzerinnen im neuen Stück der Städtischen Schule für Tanztheater "Will dich im Traum nicht stören" künstlerisch zu beantworten. Noch wird geprobt, an der Aussprache und Betonung gefeilt, doch schon bald geht es auf die große Bühne des Stadttheaters. Premiere ist am 10. Juni. - Foto: Belzer

Neuburg (DK) Vor zwei Jahren wirbelten die Tänzerinnen noch zu den Klängen der wilden 60er durchs Stadttheater, heuer geht es mit "Will dich im Traum nicht stören" nachdenklicher, melancholischer und tiefgründiger zu. Premiere des Tanztheaters für Jugendliche ist am 10. Juni.

Wieso folgt Dornröschen eigentlich dem Prinzen, der sie nach hundertjährigem Schlaf wachgeküsst hat? Sie kennt ihn doch gar nicht. Und wo waren ihre Eltern, als sie im Turmzimmer die alte Frau beim Spinnen trifft und sich mit der Nadel sticht? Schick essen vielleicht? Ist es Liebe auf den ersten Blick? Schicksal? Oder doch alles einfach nur unlogisch?

Es sind Fragen wie diese, die sich die Mädchen in Angela Kockers Schule für Tanztheater stellten, als sie über das Märchen sprachen. Darin geht es um die Geschichte einer Prinzessin, die von einer Fee mit einem Fluch belegt wird und schließlich vom Prinzen befreit wird - der Inbegriff der Romantik. Die improvisierten Szenen, die die Tänzerinnen gemeinsam mit ihrer Lehrerin erarbeitet haben, sind - im Zusammenspiel mit getanzten Szenen - Teil des aktuellen Stücks, das am 10. Juni im Stadttheater Premiere feiert. "Will dich im Traum nicht stören", lautet der Titel.

"Die Mischung aus Choreographie, Textszenen und Improvisation ist sehr anspruchsvoll", erklärt Angela Kockers, die die Tanzschule schon seit über 25 Jahren leitet. "Wir haben uns nicht nur mit dem Tänzerischen beschäftigt, sondern auch mit dem Thema an sich." Die Mädchen, die die Szene tanzen, sind erst 13 und 14 Jahre alt - und doch bewegen sie sich so grazil und fein, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Tatsächlich sind die meisten schon dabei, seit sie fünf Jahre alt sind. Das Ballett ist dabei das Gerüst, die Klaviatur, auf der es zu spielen gilt, aber das ist bei Weitem nicht alles. "Die Mädchen sollen auch am Stück wachsen, es inhaltlich knacken", sagt Kockers.

Im ersten Teil der Aufführung wird "Das Kartenspiel" aufgeführt, eine getanzte Geschichte über das Leben von König, Bube, Dame und Joker und über die Macht und Ohnmacht der Spieler. Der zweite Teil trägt auch den Titel "Will dich im Traum nicht stören" - ein Zitat einer Liedzeile aus Franz Schuberts Winterreise. Es geht um das Lesen, um Bücher und um das Schreiben. Das Bühnenbild zeugt einen literarischen Salon um 1800. Zu dieser Zeit schrieben die Gebrüder Grimm die Volksmärchen auf, die Ideen der Romantik wurden elementar für die Literatur. "Der Traum, der Schlaf, die Liebe und die Sehnsucht waren Leitmotive und prägen noch heute unsere Fantasie", erklärt Angela Kockers. "Aber was bedeuten uns diese Märchen heute noch? Was ist romantisch? Warum lesen wir"

Fragen, die die rund 40 Tänzerinnen - und ein Tänzer - im Alter zwischen zwölf und 22 Jahren in "Will dich im Traum nicht stören" künstlerisch versuchen zu beantworten.

Noch wird an den Feinheiten gearbeitet, an der richtigen Betonung der Sätze und an der korrekten und deutlichen Aussprache. Einmal pro Woche proben die vier Gruppen bereits seit Oktober vergangenen Jahres. "Die schulische Einspannung wird immer mehr", sagt Kockers. "Ich möchte dem Leistungsstress entgegenwirken und den Mädchen beibringen, dass Lernen Freude bereiten kann." Und das tut die 51-Jährige sehr erfolgreich - die Warteliste zur Städtischen Schule für Tanztheater ist wie eh und je ellenlang.

Premiere des Tanztheaters für Jugendliche ist am Freitag, 10. Juni, um 18 Uhr im Stadttheater. Es folgen Vorstellungen am Samstag, 11. Juni, und Sonntag, 12. Juni, ebenfalls um 18 Uhr. Karten für "Will dich im Traum nicht stören" gibt es in der Geschäftsstelle des DONAUKURIER, Schmidstraße C113, Telefonnummer (0 84 31) 647 65 20 für den Preis von 12,01 Euro. Am Tag der Premiere kann aufgrund der Vorbereitungen der Bundeswehr zum großen Zapfenstreich nicht in der Altstadt geparkt werden.