Neuburg
Mit den Bäumen fällt auch Lebensraum

Natur- und Vogelschützer kritisieren Fällaktion im Auwald bei Joshofen und spekulieren

12.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr

In diesem Baum hatten Fledermäuse ihr Quartier. Der zurückgebliebene Kot ist Beweis für die Naturschützer.

Neuburg (DK) Im Auwald bei Joshofen sind Bäume gefallen. Eine ganze Menge sogar. Darunter auch ökologisch wertvolle Höhlenbäume. Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz bedauern das.

Der Auwald liegt Ulrich Mayer besonders am Herzen. "Hier zieht der Uhu durch, der Rotmilan ist eigentlich immer da. Der Wanderfalke streift vom Rockwool-Kamin im Industriegebiet aus hier drüber", schildert der Kreissprecher des Landesbundes für Vogelschutz. Auf seinen Streifzügen hat Mayer auch den Eisvogel beobachtet und dann ist der Auwald, dort wo der Baumbestand noch altersgemäß gut strukturiert ist, wertvoller Lebensraum für Grau- und Mittelspecht, den eindrucksvollen Schwarzspecht, der die größten Höhlen zimmert, und den Kleinspecht, den man kaum einmal zu Gesicht bekommt. Auch der Halsbandschnäpper hat im Auwald seine Heimatstatt. Vor diesem Hintergrund hat Mayer gemeinsam mit Günter Krell, dem Kreisvorsitzenden des Bundes Naturschutz die Fällaktion nördlich der Donau unmittelbar bei Joshofen mit trauriger Miene zur Kenntnis nehmen müssen. Auf geschätzt drei Hektar Fläche hat die Kettensäge den Bestand gelichtet. Gefallen ist nicht allein Nutzholz - "das Recht auf Einschlag besteht ja", räumt Krell ein, auch tote Bäume, die nicht einmal als Brennholz taugen, sind gefallen. Und mit ihnen Lebensräume für Insekten, Fledermäuse und Vögel. Bei der Sichtung eines der ausgefaulten Stämme finden die Naturschützer ein altes Wespennest, ein Stück weiter ist deutlich Fledermauskot zu sehen. Die Beiden haben keinen Zweifel. "Das ist sehr schade", findet der BN-Kreisvorsitzende. Hätten die Waldnutzer zuvor Kontakt mit der Unteren Naturschutzbehörde oder Verbänden wie dem BN und dem LBV aufgenommen, hätte man diese Bäume sichten, kennzeichnen und schonen können. Sie liegen auch so weit vom Weg entfernt, dass die Verkehrssicherungspflicht nicht greift. "Immerhin ist das hier ein FFH- und SPA-Gebiet", betonen die Männer. "Da müsste es eine Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde geben." FFH bedeutet Fauna-Flora-Habitat und SPA ist die Abkürzung für Special Protection Area - beides ist die Bezeichnung für geschützte Gebiete. Krell hat inzwischen urlaubsbedingt vergeblich versucht, bei der Unteren Naturschutzbehörde Auskunft über den Waldeigner zu erhalten, Ulrich Mayer will die Sache auf jeden Fall dem LBV-Landesverband melden.

Was Mayer und Krell zu denken gibt: Der Einschlag deckt sich in etwa mit der Fläche, auf der die geplante zweite Donaubrücke das nördliche Ufer bei Joshofen erreichen dürfte, sollte sie je gebaut werden. Soll hier ein Altbestand gefällt werden, um das Spektrum an schützenswerten Vogelarten zu verringern und die Genehmigung für eine Brücke zu erleichtern? Krell und Mayer denken zumindest an diese Möglichkeit. Nicht zuletzt die Duplizität der Fälle gibt ihnen zu denken. "Das Gleiche hatten wir 2015 schon auf der südlichen Donauseite", meint Ulrich Mayer nachdenklich. Eben dort, wo das andere Widerlager der Brücke entstehen dürfte.