Neuburg
Marketing und Kreativurlaub der Stadt

200 Teilnehmer freuen sich auf die 35. Sommerakademie – "Gut angelegtes Geld"

04.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:49 Uhr

Eine klassische Einstimmung in die diesjährige Sommerakademie gaben Nicolas Koeckert mit Partnerin Kristina Miller-Koeckert am Klavier (Bild links). Die Dozenten und Kulturamtsleiterin Kathrin Jacobs zeigten sich in Vorfreude auf die 35. Akademie auf der Bühne des Stadttheaters (rechts) - Fotos: J. Heumann

Neuburg (lm) Lernen – Selbstverwirklichung – Spaß: Diesen Dreiklang wünscht Oberbürgermeister Bernhard Gmehling den gut 200 Teilnehmern der diesjährigen Sommerakademie.

Der Kreativurlaub begann am Samstag mit Schmunzeln über die teils hintergründigen Aphorismen des Kunstprofessors und langjährigen Akademieleiters Gerd Dengler zum Auftakt. Gerd Dengler gilt zu Recht als der Vater der Sommerakademie in ihrer heutigen Form. Jetzt hat der ehemalige Akademieprofessor seine ganz eigene Form einer „Malschule“ veröffentlicht: manchmal auch nur alterskluge, meist recht tief-, auch hintersinnige Aphorismen über Kunst, deren Produzenten und auch Rezipienten, Sentenz für Sentenz zitatenreich ironisierend entsprechend bebildert. Jetzt zum Auftakt der 35. Sommerakademie blätterte der Denker-Maler durch den Band und hatte so manches Schmunzeln auf seiner Seite ...wenn der Pinsel mal wieder über seine Grundlage hinausweist, ein Bild jedenfalls wertvoll wird durch seinen goldenen Rahmen und so weiter.

Manche Lektionen funktionieren da recht einfach, so der Unterschied etwa zwischen einem Apfel und dem Abbild eines Apfels, was sich durch einfaches Hineinbeißen feststellen ließe. Lustvoll denkt Dengler über den Unterschied zwischen dem Akt des Malens und dem Malen eines Aktes nach. Charmeoffensiven beeinträchtigen gelegentlich zwar die Malkunst, das Ergebnis könne aber durchaus tiefgreifendende Einblicke gewähren. Schließlich, so der Titel dieser in der Tat nicht ganz der Norm von Didaktik und Pädagogik gehorchenden Malschule: „Kunst und Kitsch kitzeln im Dekollete der Seele.“ Quintessenz zu Beginn einer Sommerakademie aus dem Ganzen: „Auch in der Kunst geht es um Verpackung und Inhalte.“

Um diese vor allem bemühen sich die nächsten 14 Tage rund 25 Dozenten in Malerei, Fotografie und Bildhauerei, es gib ein Schmuckatelier wie eine Lithopresse. Zwischen Klassik, Jazz und freier Improvisation bewegt sich das Spektrum der musikalischen Abteilung mit Größen wie Nicolas Koeckert, Bin Huang aus Shanghai, den von Ingolstadt aus in die Welt des Cello aufgebrochenen Alexander Suleiman oder den belgischen Jazzer Jean-Louis Rassinfosse. Die Abteilung „Alte Musik“ wartet mit der großen Dame des Barockgesangs Emma Kirkby auf, daneben Friederike Heumann oder Jakob Lindberg.

Etwas zurückgefahren wurde die Kinderakademie, nachdem die schon zum Abbruch bestimmten Stadtwerke im Brandl als ideales Freizeit-Quartier heuer nicht mehr zur Verfügung standen, zugleich aber auch das pädagogische Profil geschärft werden sollte.

Rund 200 000 Euro ist der Stadt die Sommerakademie wert, die heuer in ihr 35. Jahr geht. OB Gmehling zeigte sich zur Akademie-Eröffnung überzeugt, dass es „gut angelegtes Geld“ sei, das vielleicht nicht konkret messbar, indes „vielfach“ auch wieder zurückfließe. Die Sommerakademie sei ein Stück Marketing für die Stadt wie selbst schon „ein gutes Stück Kultur“ geworden.

Beherzt mit russischer Elegie ging es los, mit beswingter Elegie klang der Auftakt aus. Die Sommerakademie selbst klingt mit ihren zahlreichen Werkstätten und Ateliers auf Zeit jetzt in der Stadt, vor allem aber auch mit einer ganzen Reihe öffentlicher Auftritte erst so richtig an. Erste Konzerte am Wochenende machten gleich Appetit.

Ganz Feines wartet gleich am Dienstag: Die bayerische Blueslegende Christian Willisohn spielt im Museumsgarten hinterm Stadtmuseum. Intimer, authentischer geht es kaum noch: Am 11. August ist in der Schlosskapelle Emma Kirkby zu erleben. Davor schon gibt es Abschlusskonzerte der ersten Akademiewoche am Freitag und am Samstag dann den 14. Biagio-Marini-Wettbewerb für junge Alte-Musik-Ensembles. Durchaus auch Wettbewerbscharakter und für den einen oder anderen beinahe das Wichtigste an der ganzen Sommerakademie: Am Donnerstag 18 Uhr steigt auf dem VfR-Platz das Fußballmatch Sommerakademie gegen Stadtverwaltung; schwer zu entscheiden, welche der Mannschaften im Vorfeld mehr vor Ehrgeiz glüht.