Neuburg
Mal sentimental, mal ein Kracher

Liedermacher und Musikkabarettist Michael Dietmayr reißt sein Publikum mit

15.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

Ob laute oder leise Töne: Michael Dietmayr beherrscht beides - genauso wie seine Gitarre, die seinen Auftritt in der Rennbahn begleitet. - Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Der Macho aus der Weiber-WG zu Gast in Neuburg: Michael Dietmayr, Musikkabarettist, Liedermacher, auch mal als Bierbarde bezeichnet, hat am Freitagabend in der Rennbahn begeistert. Das nächste Mal, hat er Veranstalterin Monika Nardozza von der Bühne aus bereits angekündigt, will er in Neuburg "ein Stadion oder 'ne richtige Rennbahn" füllen.

Schließlich ist er berühmt €” wenn das auch außer ihm noch niemand weiß. Doch, die Neuburger. Jetzt. Jedenfalls die, die gekommen sind, um gut zwei Stunden lang das Beste aus 25 Jahren seiner Bühnenlaufbahn zu hören.

"Michi Dietmayr - 25 Jahre Bühnenjubiläumstour" heißt das Programm folgerichtig, das er mit "Dekadent" beginnt und der "Oide Bluesgitarr €˜" als dritter Zugabe beendet. Dazwischen liegen jede Menge Lieder mitten aus dem bayerischen Leben eines Münchners. Lieder, die Ehe und Familienleben ebenso liebevoll-satirisch auf die Schippe nehmen wie Gesellschaft und Umfeld. "Mein Papa singt Lieder über meine Mama", hat eine seiner beiden Töchter der Lehrerin erklärt, als die nach den Berufen der Eltern fragte. Eine Frau, zwei Töchter €” den Alltag in seiner "Weiber-WG" schildert er beim Klassentreffen. Nun muss er "Prinzessin Lillifee spielen" statt Fußball. "Schatz, bitte nicht jetzt" ist eine urkomische Variante aus der Kiste "Szenen einer Ehe" €” aber mit umgekehrtem Vorzeichen und kommt so bei beiden Geschlechtern offensichtlich gleich gut an. Seiner älteren Tochter widmet Dietmayr ein Lied über den Umgang pubertierender Jugendlicher mit ihren Eltern. Und zahlt am Ende genial mit gleicher Münze, sprich im Jugendjargon zurück: "Sag deinen Homies, dass du jetzt bei ihnen wohnst". Nicht nur Teenager, auch die Kasperl, die zum Oktoberfest in die Landeshauptstadt kommen, die sie "Minga" nennen, brauchen klare Worte.

Wie vielseitig der Liedermacher ist, beweist er mit seinen sentimentalen Liedern, in denen er ganz andere Saiten zum Klingen bringt. Wunderschön zum Zurücklehnen sind "Himmel, warum weinst du" oder "Schenk ma a Liacht", während das "Liebeslied in Ost-Dur" eher Romantik zum Abgewöhnen verheißt. So richtig in Fahrt kommt das Publikum bei "Koa Bier mehr". Mitsingen funktioniert bestens, wenn Dietmayr für seinen Arbeitsamtssong "In München steht ein Hofbräuhaus" umdichtet und die Konzertbesucher "08-15" statt "eins, zwei, g €˜suffa" singen lässt. Er hasst die Gurken auf dem Cheeseburger und genießt im Sommer "Nippel schaun", mixt seine Lieder aus solchen, die nur aus Refrain bestehen und anderen, für die ihm nur Strophen, kein Refrain einfällt, gefällt mit Schmusesongs und lässt es im nächsten Moment wieder krachen. Ein Abend mit Michi Dietmayr ist alles, nur nicht langweilig. Und er selbst? Ist vor allem authentisch. Was er erzählt oder singt, das meint er so, das nimmt ihm jeder im Saal ab.

Ein unterhaltsamer Abend, ganz ohne Politik. Tut mal richtig gut. Dafür gibt es "Hunger, Pipi, kalt" - die Lieblingsworte der Frauen. Dietmayr macht das Beste draus - einen großen Spaß, den auch das Publikum hat, denn es darf kräftig mitsingen.