Neuburg
Maikäfer kamen den Archäologen zuvor

14.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:56 Uhr

Taucher Marcus Prell vermisst Hölzer der Römerbrücke, die im Kies freigelegt worden sind. Die Taucharchäologen müssen sich bei ihren Arbeiten gegen die starke Strömung der Donau behaupten. - Foto: M. Böhm

Neuburg (r) Die archäologischen Taucher gehen der Stepperger Römerbrücke wieder auf den Grund. Landrat Roland Weigert hat jetzt weitere Tauchgänge von Juli bis Mitte November genehmigt. Die mühsame Bergung einer Pfahlspitze im Vorjahr endete allerdings mit einer Enttäuschung.

Die Wissenschaftler erhofften sich das genaue Fälldatum der Hölzer, die die Donau vor 1800 Jahren in einer 550 Meter langen Brückenkonstruktion überspannt hatten. Die Dendrochronologen des Denkmalamts im Kloster Thierhaupten konnten aber nur eine Diagnose stellen: Maikäferbefall.

 
Das heißt, die Baumstämme waren vor der Fällung durch die Römer von Maikäfern angeknabbert worden. Der Befall sei in einem Zyklus von drei Jahren deutlich nachweisbar. Die Datierung über Altersringe ist bei entrindeten Bäumen kaum mehr möglich.

"Wir wollten eigentlich keine Informationen über Maikäfer, sondern über die Brückenbauweise der Römer", meint der Neuburger Archäologe Marcus Prell. Er lässt sich freilich nicht entmutigen und sucht mit seinem Kollegen Michael Böhm (Burgheim) heuer wieder nach (unbeschädigten) Pfählen, die die Römer bündelweise als Pfeiler in den kiesigen Donaugrund gerammt hatten. Erosion und Sedimente setzen den Resten der Römerzeit stark zu.

"Pfeiler zwei ist besonders interessant", weiß Polizeihauptkommissar Michael Böhm, der mit seiner Unterwasserkamera schon ganze Serien beindruckender Bilder vom Gewässergrund der Donau geliefert hat. Die starke Strömung treibt die Taucher fast in waagrechte Haltung. Das Vermessen, Freilegen und Dokumentieren der Funde ist harte Arbeit – insbesondere auch das Absägen von Brückenhölzern mit einer Unterwassersäge. Die Archäologen bedanken sich bei Landrat Roland Weigert, der das Tauchen für 2010 wieder unbürokratisch genehmigt habe. Die Forscher fahren von der Ussel aus mit einem Schlauchboot zur Brückenstelle und stören die Natur so gut wie gar nicht. Auflagen des Landratsamtes zum Schutz der Wasservögel sind zu beachten.

Die Stepperger Exkursion läuft über die bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie, die bereits 1992/93 grundlegende Erkenntnisse über die Brücke zutage gefördert hatte.

Nach diesen bisherigen Ergebnissen ist die Stepperger Römerbrücke in der Zeit um 160 nach Christus entstanden. Damals regierte Kaiser Antoninus Pius das römische Weltreich. Die Eroberer drangen weit nach Germanien vor und sicherten ihre Grenzen mit dem Limes. Der Stepperger Donauübergang – die einzige nachgewiesene Römerbrücke Süddeutschlands – nahm eine strategisch herausragende Stellung ein. 233 ging die Konstruktion vermutlich im Sturm der Alamannen unter.

Bestanden Pfeiler und Oberbau aus Holzbalken, oder setzten die Römer bereits Steinquader in den Fluss? Diese Frage lässt Marcus Prell nicht mehr los, seit er im Kelten- und Römermuseum Manching die Stepperger Brücke als Steinmodell gesehen hat. Die Neuburger Taucharchäologen gehen heute fest davon aus, dass es sich um eine reine Holzkonstruktion gehandelt hat. Quader oder andere massive Steine sind in der Donau noch nicht aufgetaucht.