Neuburg
Luther war Marien-Anhänger

Aber er verurteilte Verehrungskult, sagt Domdekan Bertram Meier

20.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:27 Uhr

Neuburg (r) Die Marienverehrung ist in der evangelischen Kirche wenig ausgeprägt. Das sei schade, findet der Augsburger Domdekan Bertram Meier, "denn Martin Luther wollte Maria in der Reformation keineswegs vom Thron stoßen".

Der katholische Geistliche, in Neuburg noch gut aus seiner Kaplanszeit bekannt, hielt in der vollbesetzten Hofkirche eine Fastenpredigt zu diesem Thema. Luther habe sich damals eine Rückbesinnung auf die biblische Maria gewünscht, sein Bekenntnis zur jungfräulichen Geburt und Gottesmutter sei unerschütterlich gewesen. Maria sei Gottes Gnade zuteil geworden, "aber Luther stellte sie ganz und gar auf die Seite des Menschen".

Mit der Vermittlung des Heiles aber habe sie für Luther nichts zu tun, so Prediger Bertram Meier. Übertriebenen Marienkult und falsches Vertrauen in die Gottesmutter lehnte der Reformator ab, damit Ehre und Lob Gottes allein Christus gehöre. Für Luther sei Maria ein Mensch mit einer einzigartigen Berufung gewesen. Alles andere, das nicht durch die Bibel belegt ist, sei abzulehnen.

Martin Luther wollte frei leben, so Bertram Meier, "das können wir in seiner Beziehung zu Maria ablesen". Die Distanz zu "Wildwuchs" in der Marienverehrung sei vielleicht eine "notwendige Flurbereinigung" gewesen, doch die Unterbetonung Mariens durch den Protestantismus habe Luther so nicht gewollt. Heute würde sich Luther wohl eine stärkere marianische Glaubensausübung wünschen, meint der Prediger, "und er würde sagen 'Vergesst mir Maria nicht'".

Der Chor in der Hofkirche sang das Magnificat, den "Lobgesang Mariens" und abschließend das "Salve Regina". Stadtpfarrer Herbert Kohler und sein evangelischer Kollege Steffen Schiller sehen viele Gemeinsamkeiten in der Betrachtung Marias. Es habe beiden Konfessionen gut getan, wenn ein katholischer Domdekan in einer Fastenpredigt über die Marienverehrung Martin Luthers spreche, so Pfarrer Steffen Schiller. "Es verbindet uns, der Bedeutung Marias in der Bibel mehr Gewicht zu geben."

Die nächste Fastenpredigt in der Hofkirche hält am kommenden Sonntag, 26. März, um 17 Uhr Dekanin Gabriele Schwarz aus Ingolstadt über die Bedeutung der Bibel.