Neuburg
Lange Ehe wäre beinahe am Papierkram gescheitert

Hannelore und Klaus Rahn feiern Goldene Hochzeit – und können heute über überwundene Hindernisse lachen

22.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:14 Uhr

Heute können sie nur mehr schmunzeln darüber, aber ohne die Papiere aus dem vergilbten Ordner hätten Hannelore und Klaus Rahn gar nicht heiraten können - Foto: Heumann

Neuburg (lm) Das war noch eine andere Zeit: Weil die Braut keine 21 Jahre alt war, brauchte sie eine Genehmigung vom Amt – mit der Unterschrift eigentlich auch vom Vater, der in Sibirien verschollen war. Und weil der Bräutigam evangelisch war, auch noch die Genehmigung vom Bischof in Augsburg.

Heute, bei ihrer Goldenen Hochzeit, können Hannelore und Klaus Rahn über so viel Papierkram nur mehr lachen.

Heute nur noch ein Stück vergilbtes Papier, war das damals eine echte Herausforderung für eine junge Liebe, die beim Tanzen begann. Es war beim Fallenbacher, Vor- oder besser gesagt schon Vorvorgänger des heutigen Streidls. Da waren sich die Zwei das erste Mal begegnet. Und getanzt haben sie stets gern – bis 2002: Seit einer Fußamputation ist Karl Rahn, ein begeisterter Fußballer und guter Boxer viele Jahre, froh, halbwegs schmerzfrei wieder gehen zu können. Damals aber war das anders. Sie in der Münchener Straße, er in Maxweiler – und praktisch in der Mitte das neue Tanzcafé im Rödenhof.

Zur Hochzeit dann kutschierte man in einem geliehenen Ford, mit ihrem Kombi-Lloyd wollte die Brautmutter partout nicht vorfahren. Lange Jahre waren sie eine Institution in Neuburg. Über 50 Jahre beschickte Anna Kugler mit ihren Erzeugnissen den Neuburger Wochenmarkt, wurde zum Fünfzigjährigen auch vom damaligen Oberbürgermeister Günter Huniar entsprechend gewürdigt.

Begonnen aber hatte alles aus der Not. Hannelores Vater war nie aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt, spätere Nachforschungen haben nur mehr ergeben, dass der Mann vor Hunger Kartoffeln gestohlen hatte, dafür zu 20 Jahren Sibirien verurteilt wurde. Dann verliert sich die Spur. Von der Energie und auch der Lebensfreude der Mutter hat Hannelore Rahn offensichtlich viel geerbt. In der damaligen Hauswirtschaftsschule der Arbeiterwohlfahrt hatte sie gelernt, war danach in einer großen Metzgerei in Kaufbeuren, bis sie jung heiratete. Kaum waren die Kinder etwas größer, entdeckte die Frau ihre neue Passion: Auf ein Inserat hin meldete sie sich, wurde Milchprüferin, und ist es heute noch.

Und dann kam auch noch das mit den Katzen hinzu. Wie es dem Tiernachwuchs bei den Bauern oft erging, konnte die Frau nicht mit ansehen. Seitdem vermittelt sie mit viel Hingabe junge Katzen, kümmert sich um die Kastration älterer Tiere. In der Doppelhaushälfte in der Sebald-Hirder-Straße, wo die Rahns seit 2002 leben, wurde ein eigenes Katzenzimmer eingerichtet. Pudel Rico, meist mehrere Katzen, ein schon betagter Kanarienvogel und oft noch einige Pensionstiere leben friedlichst miteinander, Tiere gehören im Haushalt von Hannelore und Klaus Rahn einfach dazu.

Auch sein Leben ist ein Stück weit eine Kriegsbiografie: In Pommern noch geboren, verschlug es seine Eltern nach Maxweiler. Weil er dort eine bessere Ausbildung zum Elektromaschinenbauer fand, lebte der Bub dann bei den Großeltern in Frankfurt, kam in Gießen zur Bundeswehr. Hätte der junge Mann, später beim Städtischen Bauhof beschäftigt, nicht regelmäßig seine Eltern besucht und wäre da an einem Wochenende nicht gerade Tanz beim Fallenbacher gewesen . . . Fliegerpfarrer Walter Hross, damals junger Kaplan, traute die Zwei in Heilig Geist. Das mit dem Brautverziehen wäre beinahe schief gegangen – das mit 50 Jahren glücklicher Ehe und drei Kindern hat desto besser geklappt.