Neuburg
Landkreis verzichtet auf Glyphosat

"Zeichen setzen" Plenum stimmt mit 37:12 für ein Verbot

22.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Der Kreistag entschied sich am Donnerstag mehrheitlich für den Verzicht auf das Mittel auf eigenen Flächen (rechts). - Fotos: r

Neuburg (r) Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen verzichtet auf seinen Flächen künftig auf Spritzmittel mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat. Der Kreistag hat sich gestern mit 37:12 Stimmen für ein Verbot ausgesprochen. Der Beschluss geht auf den Antrag von SPD und Grünen zurück.

Die Entscheidung hat nur Symbolcharakter und keinerlei rechtliche Auswirkungen auf private Grundstückseigentümer. Allerdings verpflichtet der Kreis alle Pächter kreiseigener landwirtschaftlicher Flächen auf "vollständigen Verzicht auf den Einsatz von glyphosathaltigen Mitteln". Die Grünstreifen entlang von Kreisstraßen bleiben ohnehin seit Jahren davon verschont.

Letztlich trifft der Beschluss nur 2,4 Hektar kreiseigene Flächen, die an drei Landwirte verpachtet sind. Laufende Verträge sind nicht berührt, bei neuen wirkt das Verbot. Wesentlich mehr Wiesen und Äcker hat der Donaumooszweckverband in Besitz - doch dieser Grund ist vom Glyphosat-Verbot des Kreistages nicht berührt.

Grundsätzlich ist den Landwirten die Verwendung von "Roundup", so ein Handelsname, natürlich rechtlich erlaubt. Auf Empfehlung der EU-Kommission haben im Dezember 18 EU-Länder, darunter Deutschland, eine fünfjährige Verlängerung beschlossen. Ein EU-Arbeitskreis mit Experten soll sich jetzt intensiv mit dem Herbizid und seinen Risiken befassen.

Der SPD und den Grünen reicht das nicht. Deshalb verlangen sie, dass "der Landkreis aus Fürsorge für Mensch und Natur komplett auf den Einsatz des umstrittenen Pflanzenvernichtungsmittel verzichtet." Mit dem Kreistagsbeschluss wird dieses Anliegen erfüllt. "Die Zeit ist reif", findet SPD-Fraktionssprecher Anton Krammer, 90 Kommunen und Landkreise hätten Glyphosat bereits verbannt. "Mittlerweile haben alle begriffen, dass es nicht gut für die Natur ist", so Grünen-Sprecher Theo Walter. Peter Mießl (SPD) will viel mehr Bio-Landwirtschaft, "denn Pestizide braucht man überhaupt nicht."

Ludwig Bayer, Umweltreferent und Landwirt, verweist auf Ungenauigkeiten und Unkenntnis in der Diskussion. Das Insektensterben etwa auf Roundup zurückzuführen, sei unsachlich, "die massiven künstlichen Lichtquellen vernichten wesentlich mehr Insekten." Verantwortungsvolle Bauern verzichten auf Glyphosat zur "Reifesteuerung" vor der Ernte, "das brauchen wir in Bayern nicht." Bei der Verwendung allgemein und zum Abbau der Zwischenfrüchte - dem von der EU eingeführten "Greening" - komme es auf die richtige Dosierung an. Ein Ausschluss von Roundup müsste europaweit einheitlich erfolgen, ansonsten führe es zu Wettbewerbsverzerrung. Wenn Lebensmittel aus dem Ausland eingeführt und in den Märkten verkauft werden, so BBV-Mann Ludwig Bayer, "dann fragt doch kein Schwein danach, wie diese Import-Ware produziert wird."

Landrat Roland Weigert begrüßt das Glyphosat-Verbot, "denn die öffentliche Hand hat eine Vorreiterrolle". Die Gegenstimmen kamen vorwiegend aus der CSU-Fraktion. Er mache sich nicht "zum Werkzeug eines populistischen Antrags", sagte Kreisrat Matthias Enghuber, "wir haben keinen Grund in die Kompetenz der Landwirte einzugreifen." Wenn die Natur in der Kulturlandschaft lebt und erblüht, dann liege das vor allem an der ordnungsgemäß ausgeübten Landwirtschaft.