Neuburg
Bunte Ansichten der Zärtlichkeiten Gottes

14 Glasfenster der oberfränkischen Künstlerin Schwester Christamaria Schröter schmücken die Neuburger Apostelkirche

22.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

−Foto: Janda

Neuburg (DK) Wenn die Sonne durch die Glasfenster scheint, bekommt das Licht in der Apostelkirche einen wärmenden, fast belebenden Farbton.

In satten Rot-, Gelb- und Blautönen erstrahlen die fast quadratischen Öffnungen an den Wänden des Neuburger Gotteshauses dann. Und machen den Sakralbau im Osten der Stadt zu einem besonderen in der Region. Denn bunte Fenster gehören in einer evangelisch-lutherischen Kirche nach wie vor zu den eher seltenen Anblicken.

 

In der gut 40 Jahre älteren Christuskirche in der Stadtmitte beispielsweise gibt es gerade mal ein gestaltetes sowie ein teilweise bemaltes Fenster, wie Pfarrer Jürgen Bogenreuther weiß. "Eine solche Gestaltung kommt hier bei uns kaum vor", erklärt der Seelsorger, der nach dem Wegzug des Pastorenehepaars de Fallois nach Italien in der Kirchengemeinde im Ostend die Fäden zusammenhält.

 

Verantwortlich für diese 14 bunten Elemente ist einer der Vorgänger Bogenreuthers als Seelsorger. Pfarrer Klaus Weyermann, der in Neuburg unter anderem mit der Gründung des Posaunenchors Spuren hinterließ, hatte Anfang der 1980er-Jahre die Idee dazu, den Kirchenraum optisch aufzuwerten. "Er wollte die vorher farblosen Fenster durch bunte Elemente ersetzen", erinnert sich die frühere Pfarrsekretärin Katharina Kühr an die Bestrebungen Weyermanns. Die Gründe? "Rein ästhetisch", berichtet sie und verweist auf die breite Zustimmung für das Vorhaben in der Öffentlichkeit. Tatsächlich übernahmen die Finanzierung der gläsernen Kunstwerke damals Bürger beider Konfessionen sowie die Konfirmanden der 1980er-Jahre.

Verantwortlich für die abstrakten Malereien ist eine evangelische Ordensschwester. Christamaria Schröter von der Communität Christusbruderschaft im oberfränkischen Selbitz schuf die Bilder nach dem Motto der Zärtlichkeiten Gottes. Diese sollten nicht nur einen direkten Bezug zum Wandgemälde "Himmlisches Jerusalem" des Münchener Künstlers Günther Danco im Altarbereich herstellen, sondern auch die Kirche als Ort der Beziehung zu Gott darstellen. Für Pfarrer Bogenreuther zeigt sich dieser Ansatz vor allem in der Darstellung des Christuswerks, also der Dinge, die Gott durch Jesus Christus macht. Beispielsweise im Bild "Gott schenkt sehende Augen", das in dunklen Tönen und ebenso abstrakt wie alle anderen Fenster eine blinzelnde Gestalt mit tastenden Armen darstellt. Oder in "Gott befreit aus der Macht des Todes", in dem sich eine strahlende Figur aus der grauen Grabkammer zwängt. Auch die "Menschwerdung Gottes im Kind von Betlehem" ist Teil des Zyklus, klar erkennbar mit dem Kind in der Krippe und den staunenden Zeugen der Geburt des Gottessohnes. Andere Fenster zeigen die Sakramente oder nehmen die Schöpfungsgeschichte als Bildmotiv, wie etwa "Die Zeitraum-Planung Gottes für den Menschen".

Für die Künstlerin stellten die 14 Werke nicht die erste Arbeit dieser Art dar. Unter anderem in Berlin, Bremen und Coburg gestaltete Schröter Kirchenfenster. Bekannt ist die heute 83-jährige Ordensschwester auch durch ihre Ausstellungen und mehrere Buchveröffentlichungen. Ihr Handwerk hatte Schröter in den 1950er-Jahren an der Fachschule für Grafik und Keramik in Nürnberg gelernt, wo sie ab 1963 die Akademie der Bildendenden Künste besuchte.

Die Fenster selbst stammen aus einer Münchener Werkstatt, wo sie mit großer Sorgfalt bearbeitet wurden. Wo die Farben besonders kräftig wirken, war eine dichte Bemalung nötig. Andere Stellen sind schwarz und braun überzogen - sie sollen das Licht streuen und lenken. Helle Farben, teilweise gebrannt, stellenweise sogar geätzt, lassen viel Licht ins Innere des Bauwerks. Besonders deutlich zeigen sich diese Gestaltungsarten im Bild "Das Sakrament der Versöhnung", das neben sattem Rot auch viele helle Stellen und tiefschwarze Streifen aufweist. Und das damit als Paradebeispiel für die 14 Fenster dient, die bunte Akzente in das schlichte Gotteshaus bringen, zugleich aber durch ihre geringe Größe und Platzierung nicht vom eigentlichen Glauben ablenken.