Neuburg
Kühner Hexensprung übers Feuer

Fulminanter Weiberfasching verwandelt die Altstadt in eine Partymeile

05.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Foto: Andrea Hammerl

Neuburg (DK) Die Hexen haben Zuwachs bekommen. Deutlich mehr Mutige als im Vorjahr wagten den kühnen Sprung übers Feuer vor dem Marstall. Neuburger Fanfarenzug und Feuerspucker von Spectaculum de diabolico flankierten den Sprung mit Trommelwirbeln und wilden Flammen.

"Wir haben unsere Rover dabei, die haben jetzt das Hexenalter erreicht", erklärte Silvia Heueisen den erfreulichen Zuwachs. Die Rover, das ist die älteste Pfadfindergruppe der Neuburger DPSG (deutsche Pfadfinder St. Georg), die den Weiberfasching im Marstall seit Urzeiten veranstalten und dafür zahlreiche Ehrenamtliche im Einsatz haben. Spektakulärer Auftakt ist stets der Hexensprung, den sich das närrische Weibervolk, unter das sich Neuburger Tradition gemäß bald ebenso viele Männer mischen, auch vom Regen nicht vermiesen lässt.

Die Feuerspucker dagegen agierten sparsamer als gewohnt, dafür gab der Fanfarenzug umso fröhlicher seinen schmetternden Takt für den Hexentanz vor. Der wurde nach kurzem Feuerwasserumtrunk in den Marstall verlegt und erst mal die Band Chlorfrei "neidisch gemacht", wie die Oberhexe ankündigte. Die Chlorfrei-Musiker nahmen es gelassen, ihre Stunde kam später. Das brave Engelsgewand der sechs Männer, unter denen sich Teufelchen Susi markant in Schwarz abhebt, täuschte - die Musik war alles andere als bieder. Spätestens ab 22 Uhr, als sich der Marstall richtig füllte, heizte Chlorfrei kräftig ein.

In den frühen Abendstunden aber war in der Unteren Stadt mehr los. In der Rennbahn machten es sich diejenigen gemütlich, die noch eine solide Grundlage schaffen wollten für flüssige Nahrung oder gegen die nasse Kälte draußen. Auf feurige Hexensuppe mussten die Maschkerer heuer im Marstall verzichten, dafür bot Hexenkoch Manfred Enders ebenso bewährte Hexenburger, Teufelsfinger und Hexensandwich an.

Beim Neuwirt war die Tanzfläche voll und die Crew in blauen oder roten Ringelhemden mit Bommelmütze auf dem Kopf hatte alle Hände voll zu tun. Nur die Chefin stach im Outfit heraus. Anke Deiml hatte sich in einen bleichgesichtigen Vampir verwandelt. "Ich wollte keine Schlafmütze aufsetzen", erklärte sie ihr Kostüm. Auf dem Schrannenplatz ging es noch ruhig zu, einzelne Gruppen standen hier trotz leichten Regens ratschend beieinander, zeitweise wurden es in der Nacht 300 bis 400 Leute, die sich hier tummelten. Dennoch meldete die Polizei eine weitgehend ruhige Weiberfastnacht.

Die wäre es um ein Haar nicht geblieben. Eine Autofahrerin kam mit dem Schrecken davon, nachdem sie nach der Touristinfo nicht rechts abbiegend der Straße folgte, sondern geradeaus fuhr und beinahe die Treppe zum Hofgarten hinuntergefahren oder besser gesagt, gestürzt wäre. Nur etwa zehn Zentimeter vor dem Abgrund erkannte sie ihren Irrtum und stoppte ihr Fahrzeug, wie die unmittelbar danebenstehenden Maschkerer kopfschüttelnd schilderten.

Vor allem Hexen waren unterwegs, aber auch Teufel, Piraten, Sträflinge, Clowns im Schottenrock, Fliegenpilze, gut gerüstete Soldaten im Tarnanzug sowie allerlei Getier, von Häschen über Bärchen bis zu einer schwarzbunten Kuhherde war vieles an Kostümen geboten. Insgesamt schien der Weiberfasching etwas weniger wild als in den vergangenen Jahren - weniger verrückte Kostüme, weniger Betrunkene - zumindest in den frühen Abendstunden auf dem Schrannenplatz und in den Straßen der Unteren Stadt. "Es war etwas ruhiger als sonst", bilanziert Heueisen auch für das Spektakel im Marstall.