Neuburg
Kreative Annäherungsversuche an das Wort Inklusion

Gemeinsame Ausstellung des Kunstkreises, der Offenen Hilfen und des Vereins Elisa

23.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Musik und Malerei: Simone Haftel von Elisa (hinten von links), Benjamin Seuberth von den Offenen Hilfen und Kunstkreisvorsitzende Annemarie Meilinger bei der Vernissage im Bürgerhaus. - Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Was ist Inklusion? Seit das Wort mit der UN-Behindertenrechts-Konvention sozusagen geboren wurde, schwebe es durch den Raum, schickte Benjamin Seuberth von den Offenen Hilfen der Ausstellungseröffnung im Bürgerhaus Ostend voraus. Diesen technischen Begriff wollte er gemeinsam mit dem Familiennachsorgeverein Elisa Leben einhauchen und ging auf den Neuburger Kunstkreis mit der Bitte zu, Inklusion künstlerisch zu interpretieren und zu erklären.

Was dabei herauskam, ist bis Freitag, 23. Dezember, zu den regulären Öffnungszeiten im Bürgerhaus zu sehen.

"Künstler sind normalerweise nicht damit beschäftigt, Wörter zu erklären", leitete Kunstkreisvorsitzende Annemarie Meilinger ihre Eröffnungsrede ein. Sie hätten schnell festgestellt, "dass wir keine Ahnung haben" - was eigentlich die beste Voraussetzung sei, um eine Erklärung für etwas zu finden. Jeder der beteiligten Künstler hat seinen eigenen Weg gefunden, die Einbeziehung behinderter Menschen in die Gesellschaft zu deuten, denn Seuberth lehnte es rundweg ab das Wort Inklusion zu erklären. Christel Rietze ging beispielsweise ins Landratsamt, um sich dort zu informieren und malte eine alte Frau mit Kopftuch, andere Künstler lasen entsprechende Texte und diskutierten, ob es Inklusion in einer gewinnorientierten Gesellschaft überhaupt gebe? Am Ende hielten die Künstler Begegnungen fest - mit dem Mann im Rollstuhl, dem Zlatko Poljak einen höchst grimmigen Ausdruck verlieh, mit dem Blinden, der in einen Zug einsteigt, mit alten Menschen, die vor dem Computer verzweifeln. Bildung, Barrierefreiheit, Frieden und sauberes Wasser fordern die Menschen auf Peter Schieles Bild "Teilhabe". Manfred Wasem zeigt Fotografien unter dem Motto "Das Seiende verstehen".

Es reiche nicht aus für Inklusion, Menschen mit Beinprothesen, Paralympicsteilnehmer oder Behinderte beim Kegeln abzubilden, aber damit ließe sich aufzeigen, wie vielfältig die Gesellschaft geworden sei, meinte Meilinger, die Erfolgsgeschichten von behinderten Sportlern malte oder mit ihren Werken die Verschiedenheit der Menschen aufzeigte. "Inklusion ist meines Erachtens dann erreicht, wenn man sie nicht einfordern muss", resümierte sie. Bis dahin sei es aber noch ein langer Weg.

Simone Haftel von Elisa freute sich, dass die Künstler die große Herausforderung angenommen und gemeistert hätten. Das Thema verfehlte Horst Winter, der in Abwesenheit eines offiziellen Vertreters der Stadt Neuburg das Grußwort spontan übernahm und Inklusion mit Integration gleichsetzte. Das Thema habe ihn von Kindesbeinen an beschäftigt, sagte er und berichtete von frühen Kontakten mit Ausländern. Er wünsche sich "anstelle einer Bundesrepublik eine Buntesrepublik".

Schrille Farben lenken den Blick auf "Karrierefreie Kurven", ein Bild aus der Stiftung St. Johannes. Die Einrichtung beteiligt sich zusammen mit Regens-Wagner mit Bildern an der Ausstellung, Regens Wagner mit einem Objekt mit Wollkugeln, einer im Unterricht hergestellten Gemeinschaftsarbeit einer Hauswirtschafts-Klasse.

Die Ausstellung "Inklusion" ist bis Freitag, 23. Dezember, im Bürgerhaus Ostend zu sehen, geöffnet ist Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr.