Neuburg
"Nerven behalten"

Kreiskrankenhaus macht heuer drei Millionen Minus

14.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Es geht weiter in Schrobenhausen. Gestern beschloss der Kreistag, dem Haus zwei Millionen Euro vorzuschießen, um die Liquidität sicherzustellen. Insgesamt erwartet Geschäftsführer Dietmar Eine für 2017 ein Minus von drei Millionen Euro. Nun untersucht ein Fachbüro, mit welchen Strukturmaßnahmen das Haus in die Zukunft geführt werden kann. - Foto: Schalk

Neuburg (DK) Das Kreiskrankenhaus Schrobenhausen wird weiterhin in kommunaler Trägerschaft existieren. Die Einrichtung schreibt zwar rote Zahlen, der Landkreis übernimmt aber das Defizit und lotet über eine Potenzialanalyse aus, an welchen Stellschrauben man drehen kann.

Dass die Entscheidung des Kreistages gestern mit breitem Konsens getroffen werden würde, war nicht abzusehen. Schließlich endete das Geschäftsjahr 2016 der Kreiskrankenhaus Schrobenhausen GmbH mit einem Minus von 1,729 Millionen Euro, die der Landkreis zu tragen hat. Für heuer erwartete Geschäftsführer Dietmar Eine ein erneutes Minus in Höhe von 1,3 Millionen Euro. "Das Jahr ist aber wesentlich anders gelaufen", erklärte Eine gestern vor den Kreisräten. Nun rechnet er mit einem Fehlbetrag in Höhe von drei Millionen Euro. Erneut muss der Landkreis tief in die Tasche greifen und zunächst zwei Millionen vorschießen, um die Liquidität des Hauses und damit Löhne und Gehälter der Beschäftigten zu sichern. Die Personalkosten schlagen immerhin mit 17,4 Millionen Euro zu Buche. Kritik an der Geschäftsführung gab es in der Sitzung nicht. Die Beratung wurde von einer größeren Anzahl Mitarbeiter des Krankenhauses und des Neuburger Geriatriezentrums aufmerksam verfolgt.

Die Schrobenhausener Klinik, zu der auch das Kreisaltenheim Steingriff und die Gerontopsychiatrische Einrichtung gehören, befindet sich nebenbei bemerkt in guter Gesellschaft. Das Krankenhaus Aichach erwartet heuer ein Minus von vier Millionen Euro, das in Pfaffenhofen eines in Höhe von 4,5 Millionen, und aus den Zahlen der bayerischen Krankenhausgesellschaft geht hervor, dass 44 Prozent der Häuser mit Verlust arbeiten. Woraus resultiert das Minus in Schrobenhausen? Nachdem dem Chefarzt der Anästhesie während der Probezeit gekündigt wurde, mussten Vertretungsärzte engagiert werden, was 200 000 Euro zusätzliche Kosten verursacht hat. Außerdem steigen die Personalkosten tarifbedingt um 130 000 Euro. 90 000 Euro fließen in die personelle Erweiterung der Verwaltung und die Erlössituation, die von mehreren Faktoren abhängt, ging um 600 000 Euro nach unten.

Landrat Roland Weigert und der Kreistag wollen die Abwärtsentwicklung in Schrobenhausen stoppen. Deshalb wurde bereits im Herbst vergangenen Jahres die Einrichtung eines Steuerungskreises beschlossen, der Gegenmaßnahmen entwickeln soll. Außerdem wurde mit Oberender und Partner ein Fachbüro eingeschaltet, das speziell im Gesundheitswesen tätig ist und eine Potenzialanalyse erarbeiten wird. Mitarbeiter Maximilian Mai stellte den Kreisräten gestern die Agenda und die Vorgehensweise vor.

Werner Widuckel, stellvertretender Fraktionschef der SPD, sah darin "ein Zeichen der Ermutigung". Das Krankenhaus habe genügend Substanz. "Wir wollen es in kommunaler Trägerschaft erhalten", sagte er. Das werde aber nicht nur mit kosmetischen Veränderungen gehen. "Wir stehen hinter der Mannschaft des Kreiskrankenhauses und wertschätzen sie", versicherte er. Darüber hinaus riet er: "Nerven behalten." Alfred Lengler, Fraktionschef der Union betonte: "Wir wollen das Krankenhaus und die Mitarbeiter in eine sichere Zukunft führen. Das ist das Allerwichtigste." Für Maria Lang von den Freien Wählern ist es ebenfalls bedeutsam, "die Gesundheitsvorsorge im südlichen Landkreis aufrechtzuerhalten". Sie sieht die Kreispolitiker in diesem Punkt in der Pflicht.

Landrat Roland Weigert (FW), der mit Marcus Csiki einen Mitarbeiter des Landratsamtes speziell für das Krankenhaus abgestellt hat, ist von den roten Zahlen alles andere als begeistert. "Ein Defizit von drei Millionen Euro ist ein echte Nummer", sagte er. "Das können wir uns auf Dauer nicht leisten. Wir wollen das Krankenhaus weiterentwickeln. Entweder wir ändern uns, oder man ändert uns." Weigert machte in diesem Zusammenhang auf das Neuburger Geriatriezentrum aufmerksam. Dort ist es gelungen, aus den Miesen zu kommen und das Jahr 2016 mit einem Plus in Höhe von 132 0000 Euro abzuschließen.

Zurück zum Krankenhaus: Der Landrat dankte den Fraktionsführern. Die haben mit ihrer Zustimmung das Schiff vorerst in ruhigeres Fahrwasser gebracht. Er dankte aber auch den Mitarbeitern des Krankenhauses und forderte sie auf, sich intensiv in das Geschehen einzubringen. "Ich freue mich auf die spannende Aufgabe und darauf, dass wir was bewegen können", sagte er.