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Kostenfalle Grundbuch

Neuburger Amtsgericht warnt vor unseriösen und überteuerten Webseiten

20.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr
Weisen auf das Serviceangebot des Amtsgerichts hin , zu dem beispielsweise ein Formular-Download gehört: Richterin Celina Nappenbach (hinten) und Justizverwaltungsinspektorin Christa Meißner bedauern, dass so viele Bürger auf unseriöse oder zumindest überteuerte Dienstleister hereinfallen. −Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Das Amtsgericht hat nicht nur mit Strafverfahren zu tun, sondern ist auch Serviceleister für die Bürger. Zur Bürgernähe gehört heutzutage eine gut gepflegte Homepage, von der sich beispielsweise Formulare herunterladen lassen.

Dumm nur, wenn der Bürger auf der falschen Webseite landet.

Mindestens drei bis fünf Anrufe erhält Christa Meißner pro Woche, in denen es um fremde Internetseiten geht. Allerdings sind die Anrufer davon überzeugt, auf der Website des Amtsgerichts zu sein und beschweren sich bei der Justizverwaltungsinspektorin, dass sich beispielsweise ein Formular nicht öffnen, herunterladen oder ausfüllen ließe oder sie anderweitig nicht weiterkommen. Manche Anrufer sind verzweifelt, andere erbost. Seit Anfang 2015 geht das nun schon so, Spitzenreiter war eine Woche mit 15 Anrufen. Wenn Meißner zu hören bekommt: „Ich bin bei euch auf der Homepage und kann meine Bankverbindung nicht eingeben“, dann ist die Sache schon verdächtig, denn auf der echten Website des Amtsgerichtes wird nirgends Geld gefordert. „Für Grundbuchauszüge, die über uns bezogen werden, stellt die Landesjustizkasse Bamberg eine Rechnung aus und schickt sie per Post“, erklärt Meißner. Noch schlimmer ist es, wenn der Anrufer mitteilt, er habe schon vor Wochen oder Monaten gezahlt, aber immer noch keinen Grundbuchauszug erhalten. Diese Fälle landen aber eher selten beim Amtsgericht, sondern eher bei der Polizei. In den meisten Fällen handelt es sich um sogenannte Dienstleister, bei denen der Kunde den erwünschten Grundbuchauszug tatsächlich erhält – allerdings zu völlig überhöhten Preisen. Während unbeglaubigte Grundbuchauszüge deutschlandweit zehn Euro, beglaubigte 20 Euro kosten, werden bei diesen Unternehmen schnell mal 35, 38 oder 39 Euro verlangt – für die gleiche Leistung. Manche werben damit, dass sie schneller seien als die Grundbuchämter selber. Was kaum möglich ist, denn in der Regel stellen die Unternehmen den Antrag beim zuständigen Amtsgericht, das wiederum die Anfrage an die Druckerei nach Nürnberg schickt, von wo aus die Grundbuchauszüge dann verschickt werden. „90 Prozent der Anträge, die bei uns ankommen, gehen noch am selben Tag in Auftrag“, sagt Meißner. Vielleicht dauere es in größeren Grundbuchämtern etwas länger, in Neuburg gehe es auf jeden Fall sehr schnell.

Die Anrufer bittet sie zunächst einmal, auf die Browserzeile zu schauen. Wer wirklich auf der Website des Amtsgerichtes ist, der liest dort www.justiz.bayern.de/gerichte-und-behoerden/amtsgerichte/neuburg-an-der-donau. Alle Webseiten der bayerischen Amtsgerichte fangen mit www.justiz.bayern.de an“, betont Richterin Celina Nappenbach. Das Problem ist nur, dass die wenigsten Leute direkt in die Browserzeile schreiben, sondern eine Suchmaschine benutzen. Wer in die Suchmaschinen „Amtsgericht Neuburg“ eintippt, erhält in der Regel tatsächlich das Amtsgericht als erstes gelistet. Wer jedoch beispielsweise „Grundbuchauszug bestellen“ eingibt, der landet sonst wo, selbst wenn er die Ortsangabe Neuburg mit eintippt. Teilweise stehen dann in der Browserzeile recht fantasievolle Namen, weiß Meißner, die sich schon mal Vorwürfe anhören musste, das Amtsgericht habe dafür zu sorgen, dass es in den Suchmaschinen ganz oben gelistet wird. Ihr Einfluss auf die Suchmaschinen ist naturgemäß begrenzt. Was sie aber tun kann, ist die Homepage des Neuburger Amtsgerichtes zu pflegen, bürgerfreundlich zu gestalten und auf dem aktuellen Stand zu halten. Das Antragsformular für den Grundbuchauszug kann sowohl als pdf-Datei zum Ausdrucken heruntergeladen werden als auch als Word Dokument, das direkt am PC ausgefüllt wird. Gemeinsam mit Udo Kotzur hat Meißner die Website auf Vordermann gebracht und auch einen Warnhinweis angebracht, der auf betrügerische oder zumindest irreführende fremde Webseiten hinweist. „Es ist schon erstaunlich, wie blauäugig manche Menschen sind“, findet Nappenbach, „leider gibt es viele schwarze Schafe im Internet“. Die Opfer kommen aus allen Altersgruppen, besonders gefährdete kann Meißner nicht nennen. Davor schützen können sich Internetnutzer, indem sie auf die Browserzeile achten, oder sich das Impressum ansehen. Manche dieser Unternehmen sitzen in London, andere in Gibraltar, auch das südliche Oberbayern ist vertreten.

Telefonisch lassen sich Grundbuchauszüge grundsätzlich nicht bestellen, weil das berechtigte Interesse nachgewiesen werden muss. Wer kein Internet hat, kann jederzeit persönlich im Amtsgericht Anträge abholen oder sich dort auch beim Ausfüllen helfen lassen.