Neuburg
Konfession wechselt mit den Herrschern

Margit Vonhof-Habermayr erklärt bei ihrer Führung im Schloss die Hintergründe der Glaubenswechsel

17.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Das Porträt Magdalenas von Bayern, der katholischen Prinzessin, derentwegen Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm zum katholischen Glauben übertrat, zeigte Stadtführerin Margit Vonhof-Habermayr ihren Zuhörern im Neuburger Schloss.

Neuburg (DK) Die Landesfürsten bestimmten die Konfession ihrer Untertanen. Eine Ausnahme bildeten jedoch mitunter ausgerechnet die eigenen Gattinnen oder Mütter, wie Margit Vonhof-Habermayr in ihrer hochspannenden Führung in der Reihe "Sonntags im Schloss" ausführte.

"Die Fürstinnen des Hauses Pfalz-Neuburg im Spannungsfeld der Konfessionen", so lautete der Titel der Themenführung, die mit Ottheinrichs Ehefrau, Pfalzgräfin Susanna begann, und mit Katharina Charlotte, der zweiten Gemahlin von Wolfgang Wilhelm endete. Susanna hatte die Konversion Ottheinrichs zum evangelischen Glauben nicht mitgetragen, sie blieb zeitlebens katholisch. Was die Stadtführerin damit erklärt, dass Susanna aus einem erzkatholischen Haus stammte und somit ihre Identität vertrat. "Die Reformation konnte Susanna nicht berühren, weil sie fest im Katholizismus eingebunden war", erklärte Vonhof-Habermayr. Susanna hatte sich bereits in ihrer ersten Ehe im Spannungsfeld der Konfessionen bewegt, oder besser gesagt als Witwe. Denn ihr Schwager Georg der Fromme führte nach dem Tod von Susannas erstem Ehemann Kasimir von Brandenburg-Kulmbach die Reformation ein, und Susanna kämpfte wie eine Löwin um die Vormundschaft ihrer Kinder, die sie nicht lutherisch erzogen sehen wollte. Ihre Töchter durfte sie an den Witwensitz mitnehmen, der Prinz jedoch blieb bei Georg. Susannas Leichenrede hielt - ihrer katholischen Seele zum Trotz - der Reformator Andreas Osiander. Er gab Ottheinrich Hoffnung, dass Susanna nicht im Fegefeuer landen werde. "Es ist typisch für konfessionsverschiedene Ehepaare, dass beide Angst hatten, der andere könnte das Seelenheil nicht erringen", erläuterte Vonhof-Habermayr.

Ottheinrichs Nachfolger Wolfgang von Zweibrücken war ebenso lutherisch wie seine Gemahlin Anna von Hessen, weshalb ihre Kinder streng lutherisch erzogen wurden. Annas Spannungsfeld hatte mit ihrer Herkunftsfamilie zu tun - gemeinsam mit ihrer Mutter Christina und ihrer Schwester, der Herzogin von Sachsen, machte sie einen Kniefall vor dem katholischen Kaiser, um ihren Vater Philipp I. von Hessen aus der Gefangenschaft nach dem Schmalkaldischen Krieg zu befreien. Vergeblich allerdings.

Ihr Sohn Philipp Ludwig wollte unbedingt eine lutherische Prinzessin heiraten und schickte daher Getreue an den Hof von Jülich-Kleve-Berg. Sie sollten herausfinden, ob die Prinzessinnen wirklich lutherisch erzogen waren. Denn seine Söhne erzog der Herzog katholisch, die Töchter lutherisch. Anna von Jülich-Kleve-Berg war so gefestigt in ihrem lutherischen Glauben, dass sie ihn später erfolgreich gegenüber ihrem Sohn Wolfgang Wilhelm verteidigte. Sie setzte sogar durch, dass ihr Witwensitz Höchstädt nicht rekatholisiert wurde. "Wenn ihr die Argumente ausgingen, dann spielte Anna den Trumpf des Mutterseins aus", berichtete Vonhof-Habermayr. Vor seiner Mutter kapitulierte Wolfgang Wilhelm, aber seine Brüder wurden gezwungen, ihre Depottatherrschaften zu rekatholisieren. Wolfgang Wilhelm selbst war konvertiert, als er Magdalena von Bayern heiratete. "Sie war eine starke Frau und beteiligte sich selbst engagiert an der Rekatholisierung Neuburgs", erzählte die Stadtführerin. Insbesondere unterstützte Magdalena die Jesuiten. Ihrem Sohn nahm sie das Versprechen ab, nur eine katholische Prinzessin zu heiraten. Die fünfte Fürstin, mit der die Stadtführerin ihre Zuhörer bekanntmachte, war Katharina Charlotte von Pfalz Zweibrücken. Sie war die zweite Ehefrau von Wolfgang Wilhelm. Den Dispens für die Ehe mit seiner lutherischen Großcousine erschlich sich der Neuburger Pfalzgraf beim Bischof Philipp von Utrecht unter den falschen Namen "Wilhelm von Bleistein € und "Charlotte von Lichtenberg €, denn Papst Urban VIII. hatte den Dispens verweigert, weil er befürchtete, die protestantische Ehefrau könnte den zum Katholizismus konvertierten Fürsten zu ihrem Glauben bekehren. Ihre Eltern ließen im Ehevertrag niederlegen, dass sie ihren Glauben leben dürfe. Dennoch setzte Wolfgang Wilhelm seine junge Frau immer wieder unter Druck. Dem sie aber standhielt - sogar als er nach dem Tod beider gemeinsamer Kinder im Säuglingsalter behauptete, Gott würde ihr gesunde Kinder schenken, wenn sie konvertierte. "Starker Tobak", meinte Vonhof-Habermayr.