Neuburg
Kleines Konzert mit großen Tönen

Das Collegium Sanctae Ursulae feiert sein fünfjähriges Bestehen mit einem fulminanten Auftritt in der Studienkirche

29.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

Foto: Gerda Enghuber

Neuburg (DK) Wünschte man dem einen oder anderen Beitrag in der Reihe der Kleinen Konzerte in Neuburg als Veranstaltungsort die vergleichsweise kühle Strenge der Schlosskapelle zurück, wollte freilich niemand andererseits auf die immer wieder reizvolle Vielfalt dieser Konzert-Kleinode verzichten. All dieser Sorgen indes war man am Sonntag enthoben, hatte Klaus Hopp-Wiel ein für die Studienkirche in all seiner barocken Üppigkeit maßgeschneidertes Programm arrangiert.

Das kleine Jubiläumskonzert zum Fünfjährigen des von Hopp-Wiel ins Leben gerufenen und um immer neue Facetten klanglichen Ausdrucks bereicherten Collegiums Sanctae Ursulae geriet zum großen Erfolg.

Idealer können Klang und Raum sich nicht treffen als bei einem Programm, das gleichviel als das ureigenste Kerngeschäft dieses Projekt-Ensembles angesehen werden darf, das bei allem Ad-hoc-Charakter der stark variierenden Aufgabenstellungen und daraus resultierenden Besetzungen zunehmend doch eine dann auch im gereiften Ergebnis erfahrbare Kontinuität entwickelt hat. Am eindrücklichsten erlebbar wird dies in der in Tages- oder auch Wochenfrist schwerlich zu gewinnenden Homogenität des Chores. Still und heimlich, wollte man beinahe sagen, ist da ein weiterer Kammerchor herangereift, der nicht zuletzt durch die Ausgewogenheit zwischen den einzelnen Stimmgruppen besticht. Klaus Hopp-Wiel zielt in seinem Dirigat auf konzentrierte Transparenz, was voran bei einem Meister der Struktur wie Johann Sebastian Bach zum zusätzlichen Gewinn wird.

Der frühe Bach bildet denn auch einen gewissen Programmschwerpunkt. Und hier gleich der nächste, jetzt eingelöste Nachholbedarf. Endlich durfte man die wunderbare Studienkirchenorgel auch konzertant wieder mal vernehmen. Höchst maßvoll, auf sicherem, niemals überbetonten Orgelpunkt Andreas Strahls Interpretation der Bach-Fuge BWV 538, allen Versuchungen widerstehend, die Orgel "mal richtig" und deshalb eben richtig vorzuführen. Mehr Freiheiten erlaubte da naturgemäß der kurze Ausflug ins 20. Jahrhundert mit einem Präludium von Franz Schmidt. Eine schöne Entdeckung hatte Hopp-Wiel auch parat, begegnet Friedrich Wilhelm Zachow, wenn, dann mehrheitlich als Lehrer von Georg Friedrich Händel. Bei so einem Schüler darf der Lehrer ganz verkehrt auch nicht sein. Ist er auch nicht, erinnert Zachows Kantate "Ich will mich mit dir verloben" indes mehr an den jungen Bach, womit sie sich bestens in die Programmfolge fügte.

Dem Jubiläums-Umstand wohl geschuldet, wuchs sich das Instrumentalensemble zum veritablen Kammerorchester aus, ein angemessenes Solisten-Quartett mit Ann-Christin Gritto, Katharina Alt, Jakob Michael Schmid und Rene Grothmann trat bereichernd hinzu. Alles andere als bloß verwandtschaftliches Zugeständnis war der Auftritt der erst neunjährigen Anuka Lässig, die einfach, lässig souverän als Cello-Solistin in einem - besser gesagt: "dem" - Concertino von Jean Baptist e Breval hervortrat. Es muss eine ausgesprochen musikalische Familie sein, wohl der Herr Papa spielte im Ensemble ebenfalls das Cello, zur Gounod-Zugabe sprang die kaum ältere Schwester am Klavier noch ein.

Fast schon in die Welt der Oper entführt Luigi Cherubinis "Ave Maria" mit einer jetzt ihre Qualitäten voll entfaltenden Ann-Christin Gritto. All die Lebensfreude dieser eineinhalb Stunden in großer Jubel-Laune bündelt final Dietrich Buxtehudes Kantate "Mein Gemüt erfreuet sich". Und exakt dies auch galt uneingeschränkt wohl für jeden Besucher dieses wahrlich nicht kleinen Konzertes.