Neuburg
Kirche und Friedhof wieder "frei"

Am Sonntag wird in Ried Erntedank gefeiert Aber der Bauschaden bedrückt die Pfarrei

30.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Foto: Winfried Rein

Neuburg (r) Es war ein "außergewöhnliches Ereignis", das in dieser Form in der ganzen Diözese Augsburg einmalig ist: Vom Kirchturm in Neuburg-Ried stürzte ein schwerer gemauerter Sims herab. Zwei Wochen nach dem Vorfall ist die Sicherheit wieder gewährleistet. Kirche und Friedhof sind geöffnet.

Stadtpfarrer Herbert Kohler hob die Sperre für die Rieder Georgskirche und vor allem für den Friedhof Freitagnachmittag auf. Der Kirchturm ist eingerüstet, die oberste Ebene mit einem Netz und die Simse sind mit Stützen gesichert. Nach menschlichem Ermessen, so der Stadtpfarrer, könne von der Schadstelle nichts mehr nach unten fallen.

Am Sonntag findet deshalb der Gottesdienst mit Erntedankfest wieder um 9 Uhr in der Pfarrkirche Ried statt. "Und ich werde ihn selbst halten", verrät Pfarrer Herbert Kohler, der am Montag seinen 50. Geburtstag feiert. An der Josefskapelle in Hesselohe schließt sich um 13.30 Uhr eine Andacht an.

Der Bauschaden in seiner Nord-Pfarrei hat ihn sichtlich getroffen. Nach der Außensanierung der Kirche im Jahr 2009 hatte man niemals mit einem herabfallenden Sims gerechnet. Der Kirchturm erhielt damals einen runderneuerten Dachstuhl und die Kuppel ein nagelneues Kupferdach. Monsignore Vitus Wengert, damals Stadtpfarrer, nahm den Schaden jetzt kopfschüttelnd zur Kenntnis und kletterte innen im Turm mit nach oben, um sich die Stelle anzuschauen.

Das etwa drei Meter lange herausgebrochene Stück ist einer von acht Simsen unterhalb der Kuppel. Die Simse stammen vermutlich aus der Bauzeit im Barock, beim Dachstuhlbau in den 20er Jahren sind sie deutlich zu sehen. Die etwa 34 Zentimeter langen Simse haben außen einen deutlichen Überstand und sind innen (etwa mit Eisenstangen) nicht verankert. Ein kundiger Zimmerermeister meinte allerdings am Freitag vor Ort, dass diese lose Befestigungsart durchaus auch an anderen Kirchtürmen zu beobachten sei.

Vertreter des 2009 mit der Sanierung beauftragten Münchener Planungs- und Statikbüros waren in dieser Woche erneut in Ried und haben die Schäden begutachtet. Die örtliche Kirchenverwaltung hat zudem eigene Sachverständige mit dem "Fall" befasst. "Wir verlangen vollständige Klärung der Ursache und der Haftungsfrage", bekräftigt Stadtpfarrer Herbert Kohler.

Ziegelsteine und kiloschwere "Packungen" waren vor zwei Wochen an einem Freitagabend gegen 21 Uhr auf das Kirchendach und Gräber gekracht. Die betroffenen Grabbesitzer sind angeschrieben worden, die Ausbesserung der Schäden übernimmt die Versicherung der Diözese Augsburg.

Den Angehörigen, die ihre Gräber pflegen und die Pflanzen gießen, hat das zweiwöchige Betretungsverbot nicht gefallen. Die Sperre sei absolut notwendig gewesen, so Pfarrer Herbert Kohler, "denn die Sicherheit steht hier für mich an allererster Stelle." Er sei dankbar dafür, dass keine Menschen zu Schaden gekommen sind. Und er spricht den Helfern der Rieder Kirchenverwaltung seinen Respekt für die sofortige Reparatur des Daches und ihrer besonnenen Reaktion aus.