Neuburg
Kein Sammeltaxi mehr in der City

Stadtwerke reduzieren Service aus Kostengründen Taxi-Auftrag wird neu ausgeschrieben

27.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Der Stadtbus ist unverzichtbares Beförderungsmittel besonders für Rentner geworden. Die Firma Seitz/Jägle bietet mittlerweile 85 Haltestellen an. Das sogenannte Anrufsammeltaxi fahren die Stadtwerke aber aus Kostengründen deutlich zurück. ‹ŒArch - foto: r

Neuburg (r) Seit 20 Jahren chauffiert das "Anruf-Sammeltaxi" (AST) in Neuburg Rentner, Jugendliche und Spätheimkehrer zum Sondertarif. Im Jubiläumsjahr gibt es eine bittere Nachricht: Die Stadtwerke streichen den Service für die Kernstadt, nur nachts kann man das AST noch nutzen.

Diesen Beschluss haben die Stadträte im Werkausschuss nichtöffentlich gefasst. Ab 2017 soll das Sammeltaxi nur noch Stadtteile anfahren, die vom Stadtbus nicht bedient werden, etwa Zell, Bruck, Maxweiler, Bergen, Joshofen und Gietlhausen. Fahrgäste werden nicht mehr zu Hause abgeholt, sondern müssen zu einer Bushaltestelle gehen. Außerdem steigt der Fahrpreis von 2,50 auf 3,50 Euro.

Den Stadtwerken wird die Zuzahlung offenbar zu hoch. In den vergangenen vier Jahren stieg das Defizit auf über 50 000 Euro, zuletzt auf 57 000. "Wir wollen das Sammeltaxi auf den ursprünglichen Gedanken zurückführen", erklärt Andreas Bichler, stellvertretender Werkleiter. Das heißt, das Sondertaxi fährt nur Adressen an, die keine Stadtbusanbindung haben.

Allerdings hat sich im Laufe der Zeit eingebürgert, das AST im gesamten Stadtgebiet anzufordern. Rentner, die zum Arzt oder einkaufen wollen, greifen darauf zurück. Sie rufen mindestens 45 Minuten vor der gewünschten Fahrt das Taxiunternehmen an und werden abgeholt. Wenn sich weitere Kundschaft für die Strecke meldet, nimmt der Taxifahrer alle mit.

Für Rentner, die weite Busschleifen fahren müssen oder keine nahegelegene Bushaltestelle haben, fällt der AST-Service künftig weg. Stadtwerkechef Richard Kuttenreich hat dieses Manko erkannt und schlägt eine Regelung für "Härtefälle" vor. Rentner und Gehbehinderte, die auf das Taxi angewiesen sind, sollten sich bei den Stadtwerken melden, um die Sonderfahrten weiter nutzen zu können.

Es seien "Missbrauchsfälle" bekanntgeworden, so Andreas Bichler, "einige haben sich durch die ganze Stadt spazierenfahren lassen". Spätheimkehrer könnten das AST weiterhin nutzen, "wir wollen dazu beitragen, Alkoholfahrten zu vermeiden". Von daheim holt das Sammeltaxi nur noch Behinderte ab, die eine Wertmarke vom Versorgungsamt und einen Behindertenausweis (ab 50 Prozent) vorweisen können. Die Neuregelung ist auch von der Kündigung des bisherigen Taxi-Partners der Stadtwerke ausgelöst worden. Der Vertrag endet am 31. Dezember 2016, für die Zeit danach schreiben die Stadtwerke den Auftrag neu aus.

Die Streichungen sind kein Ruhmesblatt für die Stadtwerke, die sich als Serviceunternehmen verstehen. Man verweist auf die Stadtbusse (seit 1992), die auf fünf Linien und an 85 Haltestellen unterwegs sind. Demnächst steigt der neunmillionste Fahrgast zu, außerdem hat der Konzessionsinhaber für die Betreiberfirma Wolfgang Jägle soeben einen neuen Bus gekauft.

2015 mussten die Stadtwerke 700 000 Euro drauflegen. Der subventionierte Betrieb der Busse bleibe ohne Einschränkungen bestehen. Allerdings ist angedeutet worden, dass der Fahrpreis von derzeit 1,20 Euro erhöht werden solle.