Neuburg
Junges Paar sucht günstige Wohnung mit Traumblick

Für Weißstörche werden die Plätze langsam knapp – 26-mal Nachwuchs im Landkreis – 370 Paare sind Rekord

23.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:09 Uhr

Ein bisschen sehnsüchtig sehen die vier Jungstörche in Burgheim den abfliegenden Eltern hinterher (rechts). In diesen Tagen wird es wohl mit eigenen Flugversuchen klappen. Auf dem Hollenbacher Kirchturm hat ein Paar ein wackliges Nest gebaut (links) - Fotos: r/Weinrich

Neuburg (r) Wo das Storchenglück hinfällt: In Burgheim flattern gerade vier Jungstörche auf dem Kirchendach, auf dem Schrobenhausener Rathaus ist Fehlanzeige. Im Vorjahr war es noch umgekehrt gewesen. Mit bisher 22 gemeldeten Jungen liefern die zehn Standorte im Landkreis kräftig Nachwuchs.

Neuburg (r) Wo das Storchenglück hinfällt: In Burgheim flattern gerade vier Jungstörche auf dem Kirchendach, auf dem Schrobenhausener Rathaus ist Fehlanzeige. Im Vorjahr war es noch umgekehrt gewesen. Mit bisher 26 gemeldeten Jungen liefern die zehn Standorte im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen kräftig Nachwuchs.

Die „Schafskälte“ ist noch nicht ganz überstanden. Die jungen Weißstörche rücken im Nest eng zusammen, ertragen so prasselnde Regenschauer und kalten Wind. Jedenfalls überstand der Nachwuchs heuer das Wechselwetter deutlich besser als in den beiden Vorjahren.

Einzelverluste gibt es immer. In Baiern fiel ein Junges vom Kirchturm auf den Boden. Drei Geschwister blieben zurück. Nach den bisherigen Beobachtungen der Storchenfreunde gibt es Nachwuchs in Burgheim (vier Junge), Baiern (3), Hörzhausen (3), Karlshuld (3), Karlskron (2), Kleinhohenried (3), Rennertshofen (2), Staudheim (3) und Stengelheim (3). Nur Schrobenhausen bleibt leider ohne Jungvolk.

Mittlerweile ist der Weißstorch überall gern gesehen. „Burgheim will den Storch“, erinnert Pfarrer Werner Dippel an frühere Jahrzehnte – jeweils mit einem Storchenpaar auf dem Kirchendach. Deshalb kam nach der Sanierung wieder ein Horst auf den First. Gemeinderat Horst Wittmann lässt die Burgheimer Störche nicht aus den Augen. „Die vier werden bald ausfliegen“, vermutet er.

Wiederkehrende Jungstörche auf Wohnungssuche nehmen auch Standorte ohne Korb. Auf dem Kirchturm von Hollenbach brüten sie „frei“ am First neben dem goldenen Wetterhahn. Das Brutgeschäft begann viel zu spät, es ist erfolglos geblieben. Vielleicht gibt es 2016 einen neuen Anlauf. „Das Nest kann aber so nicht bleiben“, findet Experte Gunter Weinrich, „für die neue Saison brauchen wir etwas Stabiles.“

Der Landesbund für Vogelschutz bejubelt einen regelrechten Weißstorch-Boom in Bayern. Mehr als die bisher gemeldeten 370 Brutpaare hätten noch nie im Freistaat gelebt. Das ergibt ein Blick in die 1900 begonnenen Aufzeichnungen. Für Referentin Oda Wieding steht fest: „Wir werden damit die Rekordjahre 2013 mit 324 und 2014 mit 360 Storchenpaaren sogar noch einmal übertreffen.“ 300 Betreuer beobachten landesweit die Standorte und melden die Entwicklung an Naturschutzbehörden und an den LBV.

Einige Brutpaare ziehen vier und sogar fünf Jungstörche hoch, eine außerordentliche Anstrengung bei der Nahrungssuche. Der Zuzug der Weißstörche nach Bayern liegt nach Ansicht des LBV auch an den näheren Winterquartieren in Spanien. Immer mehr Vögel ersparen sich damit den gefahrenreichen Weg nach Afrika und zurück. Zunehmend suchen sich junge Störche eine Heimat in Bayern und Baden-Württemberg. In fruchtbaren Flusstälern werden die Brutplätze langsam knapp. Geschlechtsreif werden sie in der Regel mit drei Jahren.