Neuburg
Intrigen und Missverständnisse

Kammeroper hat zwei Werke Giovanni Maria Foppas ausgegraben Musik von Francesco Gardi

05.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Für die Konzerte im kommenden Sommer hat Horst Vladar (Zweiter von links), der Künstlerische Leiter der Neuburger Kammeroper, Opern von Giovanni Maria Foppa herausgesucht und mit seiner Frau Anette übersetzt. ‹ŒArch - foto: Schanz

Neuburg (DK) Die Neuburger Kammeroper spielt am 22., 23., 28., 29. und 30. Juli 2017 im Stadttheater Neuburg die zwei einaktigen Opern "Arzt wider Willen" und "Alles verhext!" von Giovanni Maria Foppa mit Musik von Francesco Gardi.

"Mit den Solisten - voraussichtlich mehreren alten Bekannten - werden zur Zeit Verhandlungen geführt", erklärt Horst Vladar, der Künstlerische Leiter der Neuburger Kammeroper. Die Musiker des Akademischen Orchesterverbandes München werden wieder unter der Leitung von Alois Rottenaicher spielen.

Im Mittelpunkt stehen freilich wieder die Sänger und die Opern, die Vladar und seine Kreativen ausgegraben haben: "Arzt wider Willen" (original: "Il medico a suo dispetto, ossia La muta per amore"), eine Farce in einem Akt nach Moliere signierte Giovanni Maria Foppa in Venedig am 15. Juli 1800, Annette und Horst Vladar kümmerten sich wieder um die Übersetzung, die Inszenierung übernimmt Michael Hoffmann.

Der Inhalt: Eine von ihrem Mann geprügelte junge Frau rächt sich, indem sie ihn einem wegen der plötzlichen Stummheit seiner Tochter verzweifelten Vater gegenüber als fantastischen Arzt ausgibt. Das werde er aber nur bekennen, wenn man ihn dazu prügelt. Der Vater ergreift diesen "Rettungsanker", und tatsächlich gesundet seine Tochter. Sie ertrotzt aber mit vielen Tricks, der Hilfe von Bediensteten und der Schlauheit ihres Geliebten die Zustimmung des Alten zur ersehnten Heirat. Auch der zum Doktor Geprügelte kann sich mit seiner Frau wieder versöhnen.

Ebenfalls aus der Feder Maria Foppas stammt "Alles verhext!" (original: "L'incantesimo senza magia"), Venedig, 9. Dezember 1800. Hier übernimmt die Inszenierung Horst Vladar selbst. Zum Inhalt kann so viel verraten werden: Wieder einmal hat ein Vormund für sein Mündel Dorina, die sich längst anderweitig verliebt hat, eine für ihn vorteilhafte Ehe beschlossen. Der von ihm Erwählte ist ein eitler, dummer, reicher Mann aus der Nachbarstadt. Als er zur Brautwerbung kommt, umgarnen ihn hübsche Frauen. Der Dummkopf fällt darauf rein - obwohl ihm für Untreue von Brüdern und Onkeln der Damen böse Rache angedroht wird. Total verwirrt ist er, als ihm im Haus des Vormunds alle diese Leute in anderer Identität entgegentreten. Dass alle Freundinnen und Freunde des Mündels und ihres Geliebten sind, bemerkt er erst, als er entsetzt aus dem Haus flieht. Er ist heilfroh, dass er unverletzt abreisen kann. Zurück bleiben glückliche Paare und ein geprellter Vormund.

Die Musik stammt in beiden Stücken von Francesco Gardi. Er wurde um 1760 in Venedig geboren. "Über seine Kindheit, seine Ausbildung, die er vermutlich in seiner Heimatstadt erhielt, wissen wir fast nichts", schreibt Vladar in der Ankündigung. Er war zwischen 1787 und 1791 an einem Armenhospiz als Musiklehrer, später auch als Kapellmeister tätig. Als Mitglied der Accademia filarmonica in Bologna machte er sich einen Namen als Opernkomponist. Seine überwiegend komischen, einaktigen Werke, zu denen oft Giovanni Bertati und Giovanni Maria Foppa die witzigen Libretti schrieben, zeichnen sich durch Frische und Eleganz aus. Nach seinem Debut 1786 in Modena wurden seine bis 1806 komponierten Opern in ganz Oberitalien, vor allem aber in Venedig, aufgeführt. Dort starb er auch um 1810. Die Oper "Il nuovo convitato di pietra" ("Der neue steinerne Gast"), die den "Don Giovanni"-Stoff behandelt und einige Monate vor Mozarts Meisterwerk in Venedig uraufgeführt wurde, sicherte ihm wenigstens einen Platz in der Musikwissenschaft.

Giuseppe Maria Foppa (1760-1845) erhielt seine Erziehung in Venedig in einem Jesuiten-Kolleg, wurde dann Archivbeamter und bekleidete später verschiedene Regierungsposten. Er war ein begehrter Autor, schrieb Novellen, Lyrik und über 100 Libretti, die meist für die komische Oper bestimmt waren und sich durch Gags, Slapstick, Witz und Humor auszeichnen. "Sie verraten, dass sich Foppa oft von der commedia del'arte inspirieren ließ", so die Organisatoren der Konzerte.

Mehrere Libretti wurden bei der Neuburger Kammeroper zum Leben erweckt: Fioravanti - "Die Dorfsängerinnen" 1973, Paer - "Der Hitzkopf" 2015 und Bernardini - "Schlaukopf und Dickschädel" 2015.

"Das Bühnenbild - besser gesagt die Bühnenbilder - stellen eine besondere Herausforderung dar. Sie sollen jeweils dem gespielten Stück gerecht werden und doch müssen sie technisch, wegen des Umbaus, zu bewältigen sein", so die Veranstalter. Dieser Aufgabe wird sich wieder Michele Lorenzini stellen.