Neuburg
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Bayerischer Landessportverband bietet vereinfachte Versicherung für Asylbewerber in Sportvereinen an

26.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

Engagierter Spieler, hilfsbereites Vereinsmitglied: Der Flüchtling Edwin Eze (links) kickt für den SC Feldkirchen. - Foto: Mattick

Neuburg (szs) Auf der Jagd nach den besten Talenten strecken die Profifußballvereine ihre Fühler auf allen Kontinenten aus. Auch lokale Sportvereine sind auf der Suche – und wer sagt, dass Asylbewerber nicht kicken können?

Der Bayerische Landessportverband (BLSV) hat nun ein neues Angebot geschaffen, das die Versicherung der Menschen vereinfacht.

Dabei trainieren bei Vereinen wie dem SC Feldkirchen schon seit Jahren Menschen aus Krisenregionen mit.

„Das sind richtige Gassenspieler, wie wir sie brauchen. Unverdorbene Burschen. Und den Menschen tut Sport gut, damit ihnen nicht die Decke auf den Kopf fällt“, sagt Fritz Goschenhofer, der Kreisvorsitzende des BLSV. Um den Anschluss an die lokalen Sportvereine zu vereinfachen, hat der Dachverband ein neues Sportversicherungsangebot geschaffen. „Danach sind alle Flüchtlinge oder Asylsuchenden, die für eine gewisse Zeit an Sportangeboten teilnehmen, ohne Mitgliedszwang bei Unfall- und Haftpflichtschäden im Rahmen der aktuellen Sportversicherung kostenlos beim Verband versichert“, so der Funktionär. Künftig gelte diese Versicherung auch für Flüchtlinge oder Asylsuchende, die als Zuschauer, Begleiter oder Besucher an Vereinsveranstaltungen teilnehmen.

Aus Sicht der Vereine ist das Angebot ein guter Anfang – doch sie wollen die Spieler nicht nur im Training, sondern als festen Bestandteil ihrer Mannschaften. „Bei uns haben im vergangenen Jahr zwei Asylbewerber aus Afghanistan mitgespielt, aber als Vereinsmitglieder“, sagt Roland Egen, der Abteilungsleiter Fußball beim VfR Neuburg. Denn ohne Mitgliedsausweis kein Spielerpass und ohne Spielerpass kein Platz im Kader. „Wir haben die Zwei beitragsfrei gestellt, weil sie kein Geld haben“, sagt Egen.

Beim SC Feldkirchen ist man schon routiniert im Umgang mit Kickern aus der Asylbewerberunterkunft. „Das machen wir schon seit Jahren so. Wir haben im Moment bestimmt sechs bis neun Leute, die regelmäßig zum Training kommen“, sagt Vereinsvorsitzender Thomas Köstler. Darum brauche man aber nicht so viel Wind machen, meint er. „Erst heute habe ich wieder zwei Anträge von Jugendspielern bekommen“, erzählt Köstler. „Was zählt ist, dass wir unsere Jungs schnell integrieren.“ Entweder die Spieler zahlten selbst, oder das Landratsamt übernehme die Kosten für die Beiträge.

Diese Praxis bestätigt Roland Weingut, der Abteilungsleiter Soziales im Landratsamt. Der afrikanische Stürmer oder der afghanische Verteidiger müssten die Mitgliedsbescheinigungen dazu im Sozialamt abgeben. „Das ist Teil des Bildungs- und Teilhabepakets“, erklärt Weingut. Die Mitgliedschaft in Vereinen ganz allgemein würde übernommen.

Insofern ist das Versicherungsangebot des BLSV nur ein Anfang. „Es geht darum, dass man die Leute auffängt, dass sie Bewegung haben, Anschluss finden“, erklärt BLSV-Kreisvorsitzender Goschenhofer.

Bettina Häring, die Vorsitzende des Vereins „Asylsuchende sind Mitmenschen“, begrüßt das Angebot. „Das ermöglicht es den Menschen, Sport zu machen, ohne große bürokratische Hindernisse überwinden zu müssen.“ Ihre Aktionsgruppe versucht gerade, einen Schwimmkurs zu organisieren und einen Chor zusammenzustellen.