Neuburg
Inspirierende Optik und tolle Akustik

Im Kongregationssaal spielt der Simon-Mayr-Chor eine CD mit der Musik der Oper "I Cherusci" ein

26.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Feilen an jeder Silbe: Während der Aufnahmen zu Simon Mayrs Oper "I Cherusci" arbeitet der musikalische Leiter und promovierte Musikwissenschaftler Franz Hauk (stehend) mit den Sängern und dem Orchester akribisch an jeder einzelnen Stelle der Partitur. Am Ende der zehn Tage wird genügend Material eingespielt sein, um eine CD zu veröffentlichen. - Foto: Belzer

Neuburg (DK) Zehn Tage lang ist der Kongregationssaal Schauplatz einer ganz besonderen Produktion: Der Simon-Mayr-Chor nimmt die Oper "I Cherusci" auf. An diesem Sonntag darf die Öffentlichkeit daran teilhaben.

Aus den großen, offenen Fenstern des Kongregationssaals dringen Trompetentöne - laut und kräftig blasen die Männer hinaus in die Obere Altstadt. Nach und nach trudeln die anderen Musiker ein, Violinisten, Bratschisten, Flötisten. Die Sänger haben sich schon auf der Bühne eingefunden, stehen wie an einer Perlenkette aufgereiht vor ihren Notenständern. Die Atmosphäre ist locker - aber konzentriert. Was hier in Neuburgs schönstem Saal passiert, ist eine CD-Produktion des Simon-Mayr-Chors aus Ingolstadt. Dessen musikalischer Leiter ist der gebürtige Neuburger Franz Hauk. Dieses Mal hat er "I Cherusci" ausgewählt, eine Oper, deren Handlung in der römischen Antike spielt.

"Wir sind gerne im Kongregationssaal", sagt Hauk. "Wegen seiner Lage, der Akustik aber auch der Optik." Es sei nämlich mitnichten völlig egal, in welchen Räumlichkeiten man eine CD aufnehme, auch wenn von der Optik naturgemäß später auf dem Tonträger nichts zu hören sein wird, so ist es doch das spezielle Ambiente des Kongregationssaales, das die Musiker beflügelt und zu Höchstleistungen anspornt. "Von einem trockenen Saal in einem modernen Bau würde man nicht so inspiriert werden", erklärt der Leiter des Simon-Mayr-Chors. Sogar ein Mitglied der Staatsoper hätte gesagt, was für ein toller Saal das hier in Neuburg sei.

Seit einer Woche schon sind die Sänger und Musiker in Neuburg, Franz Hauk hat Simon Mayrs Oper in Einzelteile zerlegt - so werden acht Stunden täglich Stück für Stück, manchmal aber auch nur kleine Schnipsel aufgenommen, damit nicht immer alle der knapp 50 Beteiligten vor Ort sein müssen. "Aber wir sind schon ein Tourismus-Faktor für Neuburg", sagt Hauk schmunzelnd. "Wir haben Hotels gebucht und essen und trinken hier." Die Produktion, die insgesamt um die 40 000 bis 50 000 Euro kostet, begann mit einer kleinen Besetzung, mittlerweile sind die allermeisten Plätze besetzt - das Orchester umfasst rund 25 Musiker, zwei Chorsänger stammen aus Neuburg, zwei aus Ingolstadt, andere sind Mitglieder der Bayerischen Staatsoper München. "Die Sänger sind handverlesen engagiert", erklärt Franz Hauk. "Das Orchester kommt großteils aus Bayern und alle spielen auf alten Instrumenten, nach der Bauart um 1800."

Ein gutes Jahr hat es gedauert, bis der musikalische Leiter die Partitur für "I Cherusci" fertiggestellt hatte. "Das war ein größeres Projekt", sagt Hauk. Wenn die Aufnahmen fertig sind, dann dauert es wiederum Monate, bis die fertige CD gepresst werden kann. "Aus dem Extrakt destilliert der Tonmeister einen Vorschlag", erklärt der Dirigent. Der wiederum geht an ihn und an die Sänger zurück, dann beginnt die Korrekturphase. "Ich hoffe, dass bis Weihnachten alles fertig ist. Dann muss aber wirklich alles passen."

A propos Tonmeister: Der hat sein Reich zwei Stockwerke unter den Musikern im Kongregationssaal, bekommt aber freilich jeden Ton ganz genau mit und schaltet sich nach jeder Wiederholung über einen Lautsprecher dazu. "Das Crescendo war nicht so überzeugend, ein bisschen schüchtern", kommentiert er eine Passage. "Mehr Bratschen, das braucht mehr Fundament", verbessert er an einer anderen Stelle. Währenddessen macht Franz Hauk die Sänger auf die richtige Betonung des italienischen Texts aufmerksam, feilt an jeder Silbe. Die Geigerinnen tauschen sich ebenfalls aus. Noch haben die Musiker Zeit - an diesem Sonntagabend um 19.30 Uhr aber soll dann alles perfekt laufen. Denn dann wird "I Cherusci" vor Publikum aufgenommen. "Während der Proben wird viel wiederholt, beim Konzert hat man dann nur eine Chance. Vielleicht gelingt dann etwas besonders schön, besonders spannend", hofft Hauk.

Karten sind an diesem Samstag bis 12 Uhr in der DK-Geschäftsstelle, Schmidstraße C113, Telefon (08431) 647 65 20 erhältlich. Die Tickets kosten 20 Euro, ermäßigt für Schüler und Studenten 15 Euro.