Neuburg
Hilfsangebot für Kinder, Jugendliche und ihre Familien

Einrichtung des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen bietet kostenfreie Beratung in Krisensituationen an

28.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Das Team der Beratungsstelle: Elisabeth Mandlmeier (von links), Ines Giermann, Ina Wölfel, Johanna Mayer, Monika Müller, Margret Oberhammer und Christl Butz (sitzend). - Foto: Landratsamt

Neuburg (f) Ob Schulprobleme, anhaltende Familienstreitigkeiten oder sexueller Missbrauch: Die Beratungsstelle für Jugendliche, Eltern und Familien des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen hilft all jenen, die sich nicht mehr selbst zu helfen wissen. Allein im vergangenen Jahr wurden 411 Familien von der Beratungsstelle mit Sitz in Neuburg und Schrobenhausen betreut – und das völlig kostenfrei. „Für viele unserer Klienten ist das ein wichtiger Aspekt“, erklärt Einrichtungsleiterin Christl Butz. „Außerdem unterliegen wir der Schweigepflicht und können recht kurzfristig Hilfestellung leisten. Das wissen die Familien, die zu uns kommen, sehr zu schätzen. Die meisten Eltern sind dankbar, dass es eine Anlaufstelle gibt, die nichts kostet und sich um ihre Probleme kümmert, bis alles wieder gut ist.“

Meistens seien es innerfamiliäre Belastungen, die dazu führten, dass sich die Hilfesuchenden bei dem multidisziplinär aufgestellten Team melden würden, erklärt die Psychologin. „Das reicht von der Trennung der Eltern über Suchtproblematiken bis hin zu Auffälligkeiten im Sozialverhalten der Kinder.“ In all diesen Fällen versuchen die Mitarbeiter der Beratungsstelle, gemeinsam mit den Betroffenen Lösungen zu finden. „In der Regel machen wir zunächst eine Anamnese, das heißt, wir lassen uns die Probleme aus Sicht der Beteiligten erklären und fragen dann im Anschluss die erwarteten Beratungsziele ab“, sagt Butz. Diese seien von Person zu Person teilweise sehr verschieden, doch in der Regel lasse sich immer eine Lösung finden. „Für über 64 Prozent der Ratsuchenden reichten eine bis fünf Beratungen aus“, heißt es dazu im offiziellen Jahresbericht 2013 der Beratungsstelle. Bei 53 Prozent der Klienten war der Konflikt nach drei Monaten aus der Welt geschafft. Nur drei Prozent wurden länger als zwei Jahre betreut.

Meistens sind es die Eltern, die bei der Beratungsstelle Hilfe suchen, doch auch „Omas, Opas, Schulpsychologen oder die Jugendlichen selbst können auf uns zukommen“, erklärt Butz. Letzteres sei vor allem dann der Fall, wenn die Kinder sich nicht verstanden fühlten oder unter Belastungen litten, die sie mit ihren Eltern nicht besprechen können. „Die Jugendlichen wissen, dass wir nichts weitererzählen dürfen, das hilft sehr“, resümiert die Einrichtungsleiterin. Ihrer Erfahrung nach ist es in jedem Fall wichtig, dass die Ratsuchenden möglichst frühzeitig auf die Beratungsstelle zukommen. „Je früher man ein Problem angeht, desto leichter kann man es auch lösen.“

Im vergangenen Jahr hat das ganz gut geklappt. Laut dem offiziellen Jahresbericht wurden von den 257 abgeschlossenen Fällen 209 einvernehmlich gemäß der Beratungsziele beendet. In 44 Fällen erfolgte eine Weiterverweisung an anderen Stellen und vier der betroffenen Familien wechselten den Wohnort.

Zwar ist die Gesamtzahl der bearbeiteten Fälle im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen, doch lag das in erster Linie an der Personalsituation der Beratungsstelle. Die Wartelisten, die damals aufgrund der Vakanz mehrerer Stellen entstanden, gibt es mittlerweile nicht mehr – und das, obwohl der Bedarf ungebrochen hoch ist. „Insgesamt sind die Fallzahlen steigend“, sagt Roland Weingut, Leiter der Abteilung „Soziale Angelegenheiten“ im Landratsamt. „Das liegt aber nicht daran, dass die Welt früher besser war, sondern daran, dass die verschiedenen Hilfsangebote mittlerweile stärker im Bewusstsein der Menschen verankert sind.“ Kein Wunder, schließlich leistet die vom Landkreis finanzierte und vom Freistaat geförderte Einrichtung – das Angebot kostete den Landkreis im vergangenen Jahr 210 000 Euro, 44 000 Euro wurden von der Regierung von Oberbayern bezuschusst – neben ihrer Beratungstätigkeit auch jede Menge Präventionsarbeit. Infoabende, Fortbildungen, Vorträge und Seminare sollen etwaige Konflikte schon im Vorfeld eindämmen. Ist es hierfür bereits zu spät, rät Christl Benz dazu, sich umgehend Hilfe zu suchen. „Letztlich erfordert die Lösung von Problemen zwar immer Kraft und Zeit von allen Beteiligten“, sagt sie, „aber die Mühe lohnt sich. Das sehen wir immer wieder“.

Jugendliche bis zum Alter von 27 Jahren sowie Eltern, Verwandte oder Bekannte, die sich nicht mehr alleine zu helfen wissen, können sich jederzeit an die Beratungsstelle des Landkreises wenden. Die Hauptstelle in Neuburg, Schmidstraße C 140, ist unter Telefon (0 84 31) 20 10 und die Außenstelle in Schrobenhausen, Regensburger Straße 5, unter Telefon (0 82 52) 2000 zu erreichen. E-Mail-Anfragen werden unter familienberatung@lra-nd-sob.de beantwortet. Beratungstermine erfolgen nach Vereinbarung.