Neuburg
Große Wissenslücken bei der Gelben Tonne

Was rein darf und was nicht, ist auch nicht allen Kreisräten klar Maria Lang spricht von einem Erfolgsmodell

23.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

Foto: Winfried Rein

Neuburg (kpf) Was gehört in die Gelbe Tonne und was nicht? Dass Abfallvermeidung und Wertstofferfassung ein weites und durchaus kompliziertes Feld sind, mussten die Kreisräte gestern in ihrer Sitzung anschaulich erfahren. So ist der Kleiderbügel, den es gratis zum neuen Anzug dazugibt, Verpackung und gehört in die Gelbe Tonne.

Wer sich aber eine Handvoll Kleiderbügel zum Schnäppchenpreis kauft, erwirbt Restmüll, denn mit Verpackung haben die Bügel, auch wenn sie identisch sind, nichts zu tun. Ein eher bürokratischer als logischer Unterschied. Johannes Vollnhals, Leiter der Landkreisbetriebe, ließ es nicht bei theoretischen Betrachtungen bewenden, sondern wollte zu einer ganzen Reihe von Gegenständen konkrete Antworten haben. Wär's eine Prüfung gewesen, wären die Damen und Herren Kreisräte wohl durchgerasselt. Denen ging es aber um etwas ganz anderes. Rudolf Peterke (CSU), ein Verfechter des alten Wertstoffsystems und Gegner der gelben Behälter, hatte konkrete Fragen zu dieser Art der Entsorgung eingebracht.

Wie hoch die Fehlwurfquote ist, wollte er wissen. In das Sammelgefäß dürfen Verkaufsverpackungen aus Metall und Kunststoff und Materialien, die üblicherweise in privaten Haushalten anfallen. Alles, was in dieser Verpackungsverordnung nicht erwähnt, und damit beim Dualen System nicht lizenziert ist, wäre demnach ein Fehlwurf. Für Fachleute gibt es intelligente Fehlwürfe - die können vom Entsorger gewinnbringend verwertet werden - und dumme Fehlwürfe. Zu Letzteren gehört zweifellos ein toter Biber, der im westlichen Landkreis in einer Gelben Tonne gefunden wurde. Wie hoch die Quote im Landkreis ist, vermochte Vollnhals nicht zu sagen. Dazu gibt es keine Erhebungen, denn die Tonne untersteht dem Dualen System, das von ungefähr 30 Prozent Sortierresten bundesweit spricht. Angeblich werden nur sechs Prozent des Sammelgutes verbrannt. Das große Ziel, die Verpackungsmengen zu senken, ist jedenfalls nicht erreicht worden. So sind die Mengen im Zeitraum von 1997 bis 2014 um 29 Prozent gestiegen.

Bevor im Jahr 2012 die Gelbe Tonne eingeführt wurde, kamen auf den Wertstoffhöfen insgesamt 1147 Tonnen Leichtverpackungen zusammen. Über die Tonne wurden im vergangenen Jahr 3052 Tonnen erfasst. Im selben Zeitraum ging der Restmüll von 8834 auf 8233 Tonnen zurück. Bei Glas stieg die Erfassung von 1740 auf 1860 und beim Sperrmüll von 1804 auf 2015 Tonnen. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl stiegen die Leichtverpackungen von 12,50 Kilo pro Kopf im Jahr 2012 auf 32,24 Kilo im Jahr 2016. Insgesamt ist die Abfallmenge in genanntem Zeitraum um 1635 Tonnen oder 13 Kilo pro Einwohner und Jahr gestiegen.

Es wurden also in den vergangenen Jahren deutlich mehr Leichtverpackungen erfasst und entsorgt als 2012 und die Jahre davor. Das veranlasste Maria Lang (FW) zu der Feststellung: "Die Gelbe Tonne ist ein Erfolgsmodell." Rudolf Peterke hingegen betrachtete die Entsorgung über die Wertstoffhöfe als hervorragende Variante . Die Wertstoffhöfe seien allseits sehr gelobt worden - auch weit über die Landkreisgrenzen hinaus.

Das damalige System beinhaltete eine intensive Auseinandersetzung der Bürger mit ihren Abfällen - es war quasi ein permanenter Lehrgang in Fragen der Ökologie. Viele Bürger betrachteten es hingegen als rückständig und schikanös. Geteilt sind die Ansichten auch heute noch. Einen Einfluss auf die Müllgebühren hatten und haben beide Systeme nicht. Peterke blieb dennoch bei seiner Meinung, mit dem gelben Behälter habe man nicht gerade die ökologischste Variante gewählt, weil sie das Umweltbewusstsein nicht anspreche.