Neuburg
Grapscher-Verfahren vorläufig eingestellt

Mädchen auf dem Schulweg belästigt? Jugendrichter brummt 19-Jährigem Sozialstunden auf

17.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr

Neuburg (szs) Hat ein 19-jähriger Asylbewerber ein Mädchen auf dem Schulweg angegrapscht? Letzte Gewissheit wird es wohl nicht geben.

Der Neuburger Jugendrichter Gerhard Ebner hat das Verfahren gegen den Angeklagten "vorläufig eingestellt" - und dem jungen Mann 30 Sozialstunden aufgebrummt.

Es stand Aussage gegen Aussage: Die 14-jährige Schülerin sagte mit Bestimmtheit aus, der Angeklagte habe sie Ende Januar auf einer Treppe am Graben in Neuburg angegrapscht. Er habe ihr im Vorbeigehen "über die Brust gewischt". Ein deutliches Zugreifen sei es gewesen, und: Sie sei sich sicher, dass es eben dieser Mann war. Auf mehrfache Nachfrage erkannte sie den mutmaßlichen Peiniger wieder.

Der Asylbewerber aus Pakistan beteuerte hingegen über einen Dolmetscher seine Unschuld. Es gebe viele Männer in Neuburg, sie so aussehen wie er. Zum fraglichen Zeitpunkt morgens kurz vor 8 Uhr habe er mit einigen Mitbewohnern Filme angesehen. Auch benannte er einen Zeugen für sein Alibi.

Jugendrichter Ebner wollte diesen Mann hören - ebenso die Schulkameradin des Mädchens, die den Vorfall mit angesehen hatte. Doch nachdem der Entlastungszeuge nicht zum zweiten Gerichtstermin erschien und die Belastungszeugin an diesem Tag "nicht greifbar war", entschied sich Ebner dafür, das Verfahren vorläufig einzustellen. Das Mädchen hatte den Übergriff zwar als unangenehm beschrieben, sonst aber gut weggesteckt. Der Mann aus Pakistan hat in Deutschland bisher keine Vorahndungen. Jugendgerichtshelfer Hans Wörl erklärte, dieser habe Schwierigkeiten mit sozialem Umgang und körperlicher Nähe, befinde sich bereits seit längerem in pädagogischer Betreuung.

Nun muss er 30 Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten, andernfalls wird das Verfahren wieder aufgenommen.