Neuburg
Glaube in kultureller Verpackung

Inhaltsreicher Kirchentag des Dekanats Notker Wolf verlangt Gemeinschaftsgeist

22.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Singen macht frei, hieß es beim Neuburger Kirchentag. Die Augsburger Domsingknaben beeindruckten in der Hofkirche (großes Bild oben), und Gospel-Mann Eric Bond brachte 170 Sänger(innen) zu einem wohlklingenden Chor (Mitte). Die Pfarrer Steffen Schiller und Herbert Kohler betonten im Kreuzgang die Gemeinsamkeit beider Konfessionen (unten). "Gaststar" Notker Wolf (links) genehmigte sich Weißwürste. - Fotos: r

Neuburg (r) Glaube und Kultur gehören zusammen, das sollte der Dekanatskirchentag am Wochenende zeigen. Das Ziel ist vor allem mit Hilfe der Musik erreicht worden. Mehr Menschen als sonst fanden sich in den Kirchen ein, um besondere Klänge zu hören.

Beeindruckende 180 Sängerinnen und Sänger ließen sich von "Gospel-King" Eric Bond in Stimmung versetzen, um Gottes Lob unüberhörbar und schwungvoll in der Hl.Geist-Kirche zu feiern. Die vereinigten Kirchenchöre präsentierten die einstudierten deutschen Gospels enthusiastisch als lebendige Zugabe zum Gebetbuch der Diözese.

Im Kontrast dazu konzentrierten sich die Augsburger Domsingknaben in der Hofkirche auf klassische Vokalmusik aus der Zeit Martin Luthers: "Komm Jesu, komm". Die gesangliche Präzision von Chor und Dirigent Reinhard Kammler ließ keinen Zuhörer unbeeindruckt. "Ein Erlebnis, höchste Gesangskunst", urteilte Stadtpfarrer Herbert Kohler.

Zusammen mit seinem evangelischen Kollegen Steffen Schiller übernahm er den ökumenischen Teil des Kirchentages im Dekanat Neuburg-Schrobenhausen. Das Echo auf ihre gemeinsame Führung durch die Religionsausstellung "Fürstenmacht und wahrer Glaube" fiel so stark aus, dass die Pfarrer gleich dreimal führen mussten.

Sie betonten Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Katholiken und Protestanten - ein paar Spitzen jeweils inbegriffen. Herbert Kohler erzählte, wie die Hofkirche als protestantische Predigerkirche aufgebaut wurde und dann nach Wolfgang Wilhelms Religionswechsel als katholische Prachtkirche des Barock geweiht worden ist - mit Peter Paul Rubens "Jüngstem Gericht", das den Jesuiten bald zu freizügig war.

Evangelische hatten damals nichts zu lachen, vor allem die Pfarrer mussten von einem Tag auf den anderen ihre Heimat verlassen. Im Rathaus mussten Bürger im Verhör ihren Wechsel zum Katholizismus bezeugen. "Viele taten das nur äußerlich und behielten innen ihre Anschauung", weiß Pfarrer Steffen Schiller von der Christuskirche.

"Sehr zufrieden" zeigte sich Pastoralreferent Thomas Wienhardt mit der Resonanz auf den Kirchentag. Passend zum gestrigen Weltmissionstag erzählte Schwester Yvonne Clémence Bambara von ihrem Heimatland Burkina Faso und der Unterdrückung der Frauen. Mit ihrer "Aktion Furchtlos" setzt sich das Hilfswerk missio für Frauenrechte ein. Afrikanischer Tanz überraschte die Besucher in der Hofkirche. Als Ehrengast predigte am Sonntag der emeritierte Abtprimas Notker Wolf in der vollbesetzten Kirche. Von den Afrikanern könne man viel lernen, findet der weitgereiste Benediktiner, sie zeigen ihren Glauben, "während wir uns in uns selbst verkapseln." Jeder müsse sich fragen, wie er den Glauben im Alltag lebe und täglich praktiziere. Damit sei nicht nur das Gebet, sondern besonders der Umgang miteinander gemeint. Die Kirche sei kein Verein, sondern eine Gemeinschaft im christlichen Glauben. Dies müsse man auch spüren, so Notker Wolf, "wir müssen vergeben und versöhnen können und zeigen, dass wir Christen sind."